Gelsenkirchen. Wie geht es weiter mit Schalke-Nord, einem besonderen Stadtteils Gelsenkirchens? Bewohner und Schalke Fans diskutieren diese Frage.

Fußballfan-Kultur trifft Stadtentwicklung, lautete das Thema, über das Schalke-Fans in der St. Anna-Kirche mit städtischen Vertretern diskutierten. In einem integrierten Entwicklungskonzept hat die Stadt aufgelistet, was sich in Schalke-Nord im Laufe der nächsten Jahre verändern muss. Der Erneuerungsbedarf ist gewaltig. Klagen der Anwohner über Vermüllung und Lärm häufen sich.

Der Stadtteil ist gleich in vielen Bereichen abgehängt. Hohe Arbeitslosigkeit, schlechte Bausubstanz zahlreicher Wohnhäuser, fehlende Spiel- und Aufenthaltsflächen, überdurchschnittlich hoher Anteil an Kindern mit schlechten Deutschkenntnissen, zunehmende Familienarmut.

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Hinzu kommen Probleme bei der Zuwanderung von Bürgerinnen und Bürgern aus Rumänien und Bulgarien. Kein anderer Stadtteil in Gelsenkirchen ist als Wohnstandort stärker frequentiert. Viele Alteinwohner beklagen die mangelnde soziale Integration vieler Neubürgerinnen und Bürger.

15 Schrotthäuser habe die Stadt in Schalke-Nord bereits erworben

Schon 2020 sammelte die Stadt Ideen, wie sich Bürger ihren zukünftigen Stadtteil vorstellen. Mehr Spielflächen, Verbesserung des Wohnangebotes und des Wohnumfeldes, verstärkte Investitionen in Bildung und Gesundheit, Verbesserung der sozialen und kulturellen Infrastruktur, Stärkung des Einzelhandels tauchen im integrierten Entwicklungskonzept der Stadt auf.

Es dient als Grundlage für Städtebauförderprogramme, von denen die Stadt in den nächsten Jahren profitieren soll. 38 Mio Euro sollen über die Jahre nach Gelsenkirchen fließen. Alicia Ludwiczak vom Referat Stadtplanung erläuterte die Planungen, die unter anderem eine gesellschaftliche Teilhabe aller Bürger im Stadtteil ermöglichen sollen. Ziel sei die Aufstellung einer Sanierungssatzung, die der Stadt mehr Zugriffe auf Immobilien ermögliche. 15 Schrotthäuser habe die Stadt bereits erworben. Im nächsten Jahr soll als erstes Zeichen städtischer Präsenz ein Stadtteilbüro eröffnet werden.

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Realität dürfte der Abschluss der städtischen Planungen vermutlich nicht vor dem Jahr 2025 werden. Hier setzte auch die Kritik einiger Anwohner an. Die Entwicklungsphase dauert ihnen zu lange. Sie befürchten, dass der Stadtteil unter den heutigen Bedingungen weiter abgehängt werde. So gäben auch immer häufiger Gewerbetreibende ihre Läden auf, schufen Wohnraum, der gar nicht benötigt würde.

Rolf Domnik-Kubata vom Sozialwerk St. Georg fordert, eine Kultur des Miteinanders zu entwickeln, die alle Bürger im Stadtteil mit einbeziehen müsste. Sein Ziel: Eine Verbesserung der Lebensqualität. So könnte eines Tages auch St. Anna als Bürgerzentrum zur Anlaufstelle für alle Bewohner werden. Mit Musik, Theater, Workshops will er Menschen motivieren, mitzumachen.

Die Stadt sei untrennbar mit Schalke 04 verbunden

„Der Stadtteil liegt uns am Herzen“, sagte Manfred Beck, Vorsitzender des Vereins Anno 1904. Die Stadt sei untrennbar mit Schalke 04 verbunden. Die Glückauf Kampfbahn sieht der frühere städtische Kulturdezernent als Motor, der den Mythos des Vereins darstellt und damit auch die Entwicklung seiner sportlichen Herkunftsstätte antreibt.

Bodo Menze von der Stiftung Schalker Markt sagte Unterstützung zu auf dem Weg zur Verbesserung des Lebensgefühls in Schalke Nord. Dabei seien Stadt und Schalke 04 wichtige Player, die sich der sozialen Verantwortung in dem Stadtteil bewusst seien. Das blaue Band, das Hoffnung ausstrahlen soll, sieht er schon bald bis zur Florastraße und irgendwann auch bis nach Buer leuchten.