Mitten in der Pandemie trat Dr. André Schumann seinen Dienst als Geschäftsführer beim Bergmannsheil an. Welche Ausbaupläne er für das Haus hat.
WAZ: Dr. Schumann, Sie sind seit einem Monat Geschäftsführer des Bergmannsheil Buer. Kannten Sie die Krankenhauslandschaft in Gelsenkirchen, als Sie hier begonnen haben?
Dr. André Schumann: Ja, ich bin seit über einem Jahr auch Geschäftsführer des Knappschaftskrankenhauses in Bottrop, stand im persönlichen Austausch mit meinem so plötzlich verstorbenen Vorgänger Werner Neugebauer. Von daher kenne ich die Szenerie hier sehr gut. Sein Tod hat uns alle aus der Bahn geworfen.
Herr Neugebauer hatte zuletzt den Ausbau der Zusammenarbeit mit den Evangelischen Kliniken in Teilbereichen angedacht, auch nachdem sich der Zusammenschluss des Tumorzentrums Emscher-Lippe auf Anregung von St. Augustinus aufgelöst hatte. Werden Sie diese Pläne weiterverfolgen?
Ich habe auch Ausbau-Ideen, allerdings kann ich das noch nicht soweit konkretisieren. Wir werden ein Tumorzentrum in unserem knappschaftlichen Klinikverbund etablieren. Ich kann mir vorstellen, dass dabei das EVK mit eingebunden ist. Anfang nächsten Jahres werde ich mehr dazu sagen können.
Der neue, für das Frühjahr angekündigte Krankenhausplan wird voraussichtlich auf weitere Spezialisierung drängen. Bisher war auch stets vom Bedarf, Betten abzubauen, die Rede. Das könnte sich angesichts der Erfahrungen der Corona-Pandemie geändert haben. Was glauben Sie, was ihre Klinik zu erwarten hat?
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Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir als BKB Betten abbauen werden. Wir sind ein Haus mit sehr guter Auslastung und einer sehr abgerundeten medizinischen Struktur und Qualität. Wir haben besondere Leuchttürme, die wir weiter pflegen werden, wie das Traumazentrum, wie die Kinderklinik, die Versorgung von Menschen mit schwersten Brandverletzungen und die Sauerstofftherapie in den Druckkammern, die es sonst nur in Düsseldorf und Aachen gibt. Und auch in der Spezialisierung bei der Kardiologie werden wir uns weiterentwickeln.
Wie sieht es mit der personellen Ausstattung in Ihrem Haus aus in Zeiten von Corona?
In den peripheren Stationen sind wir sehr gut ausgestattet, im Intensivbereich kommen wir bei der extrem aufwendigen Versorgung der Corona-Patienten auch bisweilen an unsere Grenzen. Einige Patienten benötigen eine 1:1-Versorgung, normal wären tagsüber 2:1 in dem Bereich, nachts 3:1. Die können wir bei unseren bisherigen 27 Intensivbetten auch gut vorhalten – solange die Mitarbeiter gesund bleiben und sie ihre Kinder wegen Krankheit oder Quarantäne nicht daheim betreuen müssen. Wir haben ja zudem 18 neue Intensivbetten mit Beatmungsplätzen in der Corona-Bekämpfung eingerichtet. Da sind wir schon auch auf die Unterstützung von Fachpersonal aus Bereichen wie der Anästhesie angewiesen.
Wie gewinnen Sie neue Mitarbeiter?
Mit aktiver Werbung, aber künftig auch mit einer eigenen Ausbildungsstätte für den Theorieunterricht vor Ort. Wir haben die Landeszusage für eine Förderung in Höhe von 1,7 Euro erhalten, um eine Schule für 84 zusätzliche Auszubildende bauen zu können. Wir arbeiten jetzt mit der Knappschafts-Pflegeschule in Recklinghausen zusammen, da werden wir auch weiter kooperieren. Aber es kommen noch 84 hier angesiedelte Plätze dazu. Ab 1. April sollen hier die ersten Schüler ihren theoretischen Unterricht bekommen, die Vorbereitungen laufen.
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Werden die Kosten der Kliniken für die besonders aufwendige Pflege der Covid-Patienten Ihrer Einschätzung nach ausreichend ausgeglichen?
In der ersten Phase der Pandemie schon, da gab es eine Freihaltepauschale dafür, dass wir elektive Behandlungen (nicht akut dringend notwendige, die Red.) und Operationen verschoben haben, um genug Kapazitäten freizuhalten. Die jetzt gültige Refinanzierungspauschale ist sehr kompliziert, da wissen wir überhaupt noch nicht, mit wie viel wir da rechnen können. Dafür wird nur die Zahl der Intensivpatienten, die an Covid-19 erkrankt sind, berücksichtigt. Die Versorgung jener auf den normalen Stationen bleibt völlig unberücksichtigt, und das sind deutlich mehr, aktuell 35. Und es wird nur die Gesamtzahl der Intensivpatienten in der Stadt insgesamt erhoben, nicht klinikbezogen differenziert. Sind stadtweit mehr als ein Viertel der Intensivbetten frei, gibt es keinen Ausgleich, für kein Haus. Ein weiterer Faktor soll der Inzidenzwert in der Stadt sein.
Ob wir elektive Behandlungen durchführen, entscheiden wir derzeit tagesaktuell, je nach der Covid-Entwicklung. Wir haben eine Taskforce mit allen Entscheidern an einem Tisch, die sich täglich trifft und bewertet, wie die Situation im Haus ist. Ich habe mir sagen lassen, dass es in der ersten Welle eine starke Ungleichverteilung der Covid-Patienten in der Stadt gab. Da hat das BKB die Hauptlast getragen, hier in der BKB wurden die meisten Intensivpatienten behandelt. Das hat sich jetzt aber zum Glück verändert, es ist besser verteilt. Aktuell haben wir acht Covid-Intensivpatienten, sechs davon werden beatmet.
Herr Dr. Schumann, ich danke Ihnen für das Gespräch.
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