Gelsenkirchen. Am St. Josef-Hospital Gelsenkirchen managen derzeit Auszubildende die geriatrische Station. Wie das funktioniert und was besonders schwerfällt.
Sie sind im dritten und damit letzten Ausbildungsjahr, die 21 angehenden Krankenpflegerinnen inklusive drei Pflegern. Den ganzen Dezember über haben sie – im Schichtdienst – das Sagen auf einer geriatrischen Station im St. Josef-Hospital in Horst mit derzeit 13 Patienten. Von der Ablaufplanung über die konkrete Pflege am Patientenbett, Dokumentation, Absprache mit Ärzten und Labor, Medikamentengabe, seelischer Betreuung der Patienten, telefonischen Absprachen und Anfragen aller Art und der Übergabe zwischen den Schichten. Was das Anstrengendste ist?
Für Auszubildende Laura Kleiszmantatis keine Frage: „Das Telefon, das ständig klingelt und einen aus der Arbeit und der Planung rausreißt und die umfangreiche Dokumentation!“
Examinierte Pflegekräfte bleiben im Hintergrund
Wer sich nun um das Wohlergehen der Patienten sorgt, sei beruhigt: Natürlich sind die Pflege-Azubis nicht allein auf der Station. Tagsüber sind zwei examinierte Pflegekräfte - nachts eine - immer vor Ort und kontrollieren, was der Nachwuchs tut. Ob sie alles ordentlich machen, etwas vergessen. Oder vielleicht gar etwas besser organisieren als sie selbst nach der jahrelangen Routine.
„Die Schüler machen das gut!“
Dieses Projekt von St. Augustinus als Träger der Klinik sowie des Kirchlichen Bildungszentrums für Gesundheitsberufe soll die Ausbildung in der Pflege weiter verbessern helfen, die angehenden Pflegekräfte noch besser durch praktisches Tun auf ihre verantwortungsvolle Tätigkeit vorbereiten.
„Und die Schüler machen das wirklich gut. Wir müssen kaum eingreifen. Und auch wir lernen dadurch. Wir schauen ja ausnahmsweise quasi von außen darauf, was wir tun. Und die Schüler, die nicht unsere Routine mit festen Abläufen haben, sondern sich ständig aktuell absprechen müssen, bringen uns dann auch manchmal auf neue Ideen“, lobt Jennifer Gluhak, die die Station leitet. Natürlich prüft sie dennoch alle Dokumentationen der Schüler. „Aber wir greifen nur ein, wenn die Schüler etwas tun, das Patienten schaden könnte“, versichert sie.
Das Telefon steht selten still auf der Station
Auf der Station klingelt tatsächlich ständig ein Telefon. Das Labor weist auf einen auffälligen Blutwert bei Patientin A. hin. Die Abrechnungsstelle hat eine Nachfrage zu einer Untersuchungsposition, um Fehler zu vermeiden. Der Sohn von Patient M. sorgt sich um den Vater, will wissen, wie es ihm geht. Weil er ihn ja nicht besuchen kann und das Telefonieren fällt dem Vater zu schwer. Solche Anrufe sind in Zeiten von Corona naturgemäß deutlich häufiger als sonst. Es herrscht absolutes Betretungsverbot für Angehörige, in allen Häusern.
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„Wir machen Ausnahmen in palliativen Fällen, in der letzten Lebensphase, wenn die aktuelle Lage das erlaubt“, erklärt Sebastian Finke. Er hat als Praxisanleiter gemeinsam mit Kollegin Jennifer Körting die Schüler zwei Wochen lang auf das Stationsmanagement vorbereitet. „Es ist schon ein Kraftakt, in dieser Zeit, 21 Auszubildende quasi freizustellen. Gerade vor den Festtagen“, erklärt Finke. Doch es gehe um eine gute Ausbildung, aber auch darum, den Senioren in der Klinik, die zu den Festtagen keinen Besuch bekommen können, mehr Zuwendung geben zu können.
Seminar zum Umgang mit dem Tod
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Und wie ist das für die Auszubildenden, wenn einer ihrer Schützlinge stirbt? „Mit dem Tod können wir umgehen, wir hatten ein Seminar dazu, Ethik gehört bei uns dazu. Belastend ist eher, wenn die Angehörigen da sind und weinen“, erklärt Laura.
Dominik Steppuhn und Sina Schidlowski, beide ebenfalls hier als Schüler im Frühdienst im Einsatz, kommen gar nicht dazu, zu antworten. Wenn das Telefon gerade ruhig ist und auch niemand wegen eines dringenden Bedürfnisses klingelt, sitzen sie bei der Dokumentation am Computer: Blutdruckergebnisse, Laborergebnisse, Allgemeinzustand der Patienten, verabreichte Medizin, angeordnete und durchgeführte weitergehende Untersuchungen: „70 Prozent der Arbeit macht die Dokumentation für die Stationsleitung aus“, pflichtet Jennifer Gluhak Laura bei.
Privat zurückhaltend, den Patienten zuliebe
Ausbildung mit frühen Praxiserfahrungen
Die Ausbildung in der Krankenpflege läuft über drei Jahre. Schon früh machen Schüler zwar auch praktische Erfahrungen, arbeiten auf verschiedensten Stationen mit. In der Regel sind dies allerdings leichtere pflegerische Aufgaben nach Anweisung.
Die Übernahme weitergehender Untersuchungen, organisatorischer Aufgaben und von Planung allerdings sind eigentlich erst Teil der Abschlussprüfung beziehungsweise gehören erst danach zum Dienst. Die 21 angehenden Pflegekräfte machen in Horst auch Nachtdienste und sind auch an den Festtagen und Silvester im Dienst.
Trotzdem: „Die Arbeit hier macht uns wirklich Spaß. Wir kannten Pflege schon, aber was wir jetzt hier machen, ist einfach abwechslungsreicher.“ Um zu den Festtagen einsatzfähig zu sein, haben sich die meisten privat auch schon stark zurückgezogen, um keine Patienten zu gefährden.
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