Gelsenkirchen. Zwischen großer Oper und Oratorium bewegt sich Händels Werk „Belsazar“. Am Samstag, 8. November, feiert das Stück Premiere am Musiktheater im Revier. Die Inszenierung übernimmt Sonja Trebes.

Macht, Intrige und barocke Musik: Zwischen großer Oper und Oratorium bewegt sich das 1745 komponierte Werk „Belsazar“ von Georg Friedrich Händel. Der biblische Stoff ist altbekannt: Die jüdische Bevölkerung in Babylon ächzt unter der Herrschaft von Belsazar, der sich für unbesiegbar hält. Doch dann zeigen sich wundersame Zeichen an der Wand, die der Prophet Daniel richtig deutet: Bald wird die Gewaltherrschaft ein Ende finden. Und kurz darauf nimmt der Perserkönig Cyrus die babylonische Festung ein. Belsazar ist Geschichte, die Juden sind frei, das Volk feiert.

Am Musiktheater im Revier wird diese Schilderung der Ereignisse allerdings hinterfragt: Die junge Regisseurin Sonja Trebes, die mit „Belsazar“ ihr Regiedebut am MiR gibt, sagt: „Wir waren ja nicht dabei und kennen daher oft nur die eine Seite, nämlich die Schilderung desjenigen, dessen Schrift überliefert wurde. Was wäre, wenn „Gut“ und „Böse“ in dieser Geschichte gar nicht so klar zu definieren wären? Vielleicht war das „Wunder“, das in der Bibel geschildert wird, nur eine groß angelegte Intrige? Mir geht es darum, diese Geschichten zu hinterfragen. Denn es gibt viele Parallelen zur heutigen Zeit. Nur, dass wir heute oft gleich mehrere Seiten eines Ereignisses kennen und uns dann selber ein Bild machen können. Heute wissen wir, dass viele Kriege im Namen Gottes geführt werden, obwohl es dabei eigentlich nur um politische Macht geht.“

Machtpoker vor pompöser Kulisse

So wird „Belsazar“ am Musiktheater zum spannenden Machtpoker vor pompöser Kulisse, die die junge Bühnenbildnerin Hyun Chu entworfen hat. „Zentral ist dabei natürlich die Festung, der hohe Turm von Babylon“, betont Chu: „Einen reich geschmückten Festsaal gibt es natürlich auch“, sagt sie, und erzählt, dass es gar nicht so einfach war, ein Bühnenbild für die vielen Mitwirkenden zu schaffen. Denn der Opern- und der Extrachor spielen in diesem Stück gleich drei Völker: Die Babylonier, die Perser und die Juden – und müssen sich daher oft umziehen.

„Dieses Händel-Werk ist nicht nur logistisch eine große Herausforderung, sondern auch, weil die Partien auswendig gesungen werden müssen. Deshalb haben wir zweieinhalb Mal so oft geprobt wie sonst für eine Oper üblich und haben bereits im März mit diesen Proben begonnen, um die historische Sprache dieser Musik mit all‘ ihren Koloraturen und ihrer besonderen Dynamik entsprechend zu entwickeln“, betont MiR-Chordirektor Christian Jeub.

Herausragende Barockmusiker

„Und die Neue Philharmonie Westfalen wird nicht nur von Christoph Spering dirigiert, sondern erhält auch Unterstützung von den herausragenden Barockmusikern wie Wiebke Weidanz am Cembalo“, ergänzt MiR-Dramaturg Stephan Steinmetz.

Attilio Glaser schlüpft derweil in die titelgebende Rolle des Belsazar, Anke Sieloff wird dessen Gegenspieler Cyrus, Almuth Herbst der Prophet Daniel. Alle zusammen wollen sie die erste Barock-Oper am Musiktheater im Revier nach über 20 Jahren zum Erfolgsstück werden lassen…