Gelsenkirchen. Thomas Rimes (38) wurde auf den Fidschi-Inseln geboren, ist in Australien aufgewachsen, hat in den USA studiert und lebt jetzt mit seiner Familie in Gelsenkirchen. Seit wenigen Wochen gibt er als Zweiter Kappellmeister am Musiktheater im Revier den Takt vor. Mit Links.
Wenn Thomas Rimes (38) am Dirigierpult steht und den Taktstock hebt, geht erst einmal ein Raunen durch den Konzertsaal: Der Mann dirigiert mit Links! Und das ist dann nicht mal nur auf seine gehobene Hand bezogen, sondern auch auf die Leichtigkeit und Fröhlichkeit, die er bei seiner Arbeit ausstrahlt.
Seit Beginn der aktuellen Spielzeit ist der Australier als Zweiter Kapellmeister am Musiktheater im Revier engagiert – und bei den ersten musikalischen Ausflügen mit der Neuen Philharmonie Westfalen übertrug sich seine lockere Art gleich auf das Orchester. Eine Spritzigkeit, die dem Klangkörper überaus gut tut.
Eigene Pop- und Rocksongs
Auch beim Liederabend „Männer“ im Kleinen Haus soll es betont ungezwungen zugehen – dann sitzt Thomas Rimes als musikalischer Leiter am Klavier, hat viele der Lieder extra neu arrangiert. „Für mich war es zunächst etwas ungewohnt, mich in die Köpfe der Fußball-Fans, von denen das Stück handelt, hineinzudenken. Ich habe natürlich schon gemerkt, dass das Thema Fußball hier in der Stadt eine ganz besondere Rolle spielt. In meiner australischen Heimat ist aber eher Cricket, Rugby oder Basketball angesagt“, sagt der junge Dirigent lachend.
Thomas Rimes kam auf den Fidschi-Inseln zur Welt, wo sein Vater als Bauunternehmer arbeitete. Im Alter von drei Jahren siedelte er jedoch mit den Eltern wieder in die tasmanische Heimat über. Eigentlich wäre er in seiner Jugend auch gerne Profisportler geworden, und auch der erste Stein für die Liebe zur Musik wurde früh gelegt: „Meine Mutter hat darauf bestanden, dass ich Klavier spielen lerne. Das habe ich aber nur sehr widerwillig gemacht. Ich habe nebenbei lieber Gitarre gespielt und eigene Pop- und Rocksongs komponiert“, erinnert er sich und schmunzelt.
Studium in Memphis
Später entschied sich der smarte Australier dann doch für eine „bodenständige“ Ausbildung: „Ich habe in Sydney Jura und Wirtschaftswissenschaft studiert und darin auch meinen Abschluss gemacht. Nebenbei hatte ich jedoch ein Stipendium als Organist an einer anderen Hochschule. Und irgendwann habe ich dann hauptsächlich Musik gemacht, mein anderes Studium lief so nebenbei“, sagt er lachend.
Da war der Sprung zum Dirigierstudium nicht weit: „Dafür bin ich dann in die USA gegangen und habe in Memphis studiert. Dort habe ich auch meine spätere Frau, eine Sopranistin, kennengelernt“, erzählt er.
"Ich freue mich auf die Arbeit hier"
Mit Ehefrau Kimberley und der gemeinsamen Tochter Sophie (3) lebt Thomas Rimes inzwischen in der Feldmark. „Das ist richtig schön hier, es gibt so viel Grün in der Stadt“, schwärmt er von dem nahegelegenen Gesundheitspark Nienhausen. Thomas Rimes ist angekommen in Gelsenkirchen. Und bald öfter live zu erleben.
Wir kommt man von den Fidschi-Inseln ins Revier? Thomas Rimes lebte im Anschluss an sein Dirigier-Studium an der University of Memphis (USA) von 2003 bis 2006 in New York und arbeitete dort als Dirigent und Komponist. So brachte er beispielsweise seine erste Oper „The Long Ride Home“ auf die Bühne, für die er auch das Libretto verfasste.
2008 siedelte Rimes mit seiner Ehefrau nach Europa über, wurde am Staatstheater Kassel zunächst Solokorrepetitor, ab 2011 dann Kappellmeister. „Dort habe ich Rasmus Baumann kennengelernt“, erzählt er. Und der holte ihn nun, als neuer Generalmusikdirektor der Neuen Philharmonie Westfalen, nach Gelsenkirchen und machte ihn zum Zweiten Kappellmeister am MiR. „Ich freue mich auf die Arbeit hier“, betont Rimes, der es übrigens nicht nur beim Dirigieren belassen will: „Mein Traum ist es auch weiterhin, eigene Werke zu komponieren.“