Gelsenkirchen. Im Musiktheater im Revier laufen die Proben für den romantischen Ballett-Klassiker „Giselle“ auf Hochtouren. Erstmals kooperieren die Compagnien von Gelsenkirchen und dem Aalto-Ballett Essen.

Und Stopp! Am Bühnenrand sitzt Dirigent Valtteri Rauhalammi am Klavier und bricht immer wieder ab mitten in der Melodie. Mal sitzt der Sprung noch nicht perfekt, mal waren die Tänzer nicht synchron und die Ballettmeister greifen gnadenlos ein. Im Musiktheater im Revier laufen zurzeit die schweißtreibenden Proben für die Ballett-Produktion „Giselle“ auf Hochtouren.

Neue Philharmonie spielt live dazu

„Dass wir mit dem Dirigenten und nicht mit Tonband proben können, das ist wunderbar“, freut sich Ballettdirektorin Bridget Breiner in der kurzen Verschnaufpause. „So kann man sofort über Takte und Tempi reden.“ Denn wenn der Ballett-Klassiker am Sonntag, 12. Oktober, Premiere feiert, dann wird auch dazu Live-Musik erklingen. Die Neue Philharmonie Westfalen wird die romantischen Klänge von Adolphe Adam im Graben schwelgerisch zelebrieren (am Aalto spielten die Bochumer Symphoniker).

Erstmals kooperiert das Gelsenkirchener Ballett zudem mit dem des Essener Aalto Theaters. Und das äußerst erfolgreich: Die Vorstellungen in Essen Anfang des Jahres waren allesamt restlos ausverkauft und heftig umjubelt. Die Idee, beide Compagnien gemeinsam auf die Bühne zu bringen, kam vom prominenten britischen Choreographen David Dawson, der mit seiner modernen „Giselle“-Interpretation 2008 einen bahnbrechenden Erfolg an der Dresdner Semper Oper gefeiert hatte. Weder Essen mit seinen 26 Tänzern noch Gelsenkirchen mit 12 Ensemble-Mitgliedern könnten diese anspruchsvolle Produktion allein stemmen. Breiner: „Die Ressourcen zusammenzufügen, klappt hervorragend. Beide Teams profitieren voneinander.“ Und am Ende natürlich das Publikum, weil es das Beste vom Besten bekommt. Selbst Tänzer aus Dortmund, so Breiner, interessierten sich inzwischen für die Erfolgskooperation.

Die Folklore ist weg in der Choreographie von Dawson, der die Proben in Essen auch selbst geleitet hatte („Das hat die Tänzer weit nach vorne gebracht“, sagt Breiner). Die Bühne strahlt klinisch kühle Moderne in Weiß und Grau aus. Statt Schauerromantik und Waldeslust dominiert hier zeitlos modernes Lebensgefühl. Breiner: „So wird der Kern der Geschichte deutlicher.“ Im Mittelpunkt des Balletts stehe die reine Liebe und die Vergebung: „Giselle ist jemand, der sehr pur und sehr direkt in seinen Gefühlen ist.“ Die Ballettchefin selbst wird mal die Titelpartie, mal die Rolle der Bathilde tanzen in einer Choreographie, die auf sportlichen, athletischen Spitzentanz setzt, auf Turbo-Tempo und dynamische Gruppenszenen. Bis das alles ganz leicht aussieht, wird kraftvoll weiter geprobt.

„Giselle“ feiert am 12. Oktober, 18 Uhr, im großes Haus Premiere. Weitere Aufführungen: 24. Oktober, 13., 22. und 23. November, 14. Dezember. Die Karten kosten 11 bis 41 Euro.

Karten und Informationen gibt es an der Theaterkasse des Musiktheaters, Kennedyplatzplatz ( 4097-200) oder im Internet unter www.musiktheater-im-revier.de