Gelsenkirchen-Buer. . Gastronomen in Gelsenkirchen-Buer fordern „Freiheit für Raucherkneipen“ und beschimpfen Mitglieder der Grünen als „ihr Kulturbanausen!“. Eine Protestaktion zieht mittlerweile Kreise. Im Markttreff an der Nienhofstraße wie auch in Rosi's Marientor heißt es ab sofort: Lokalverbot für grüne Gäste.

Wer gerne raucht, ein Parteibuch der Grünen besitzt und in Buer plötzlich Durst bekommt auf ein frisch gezapftes Pils, hat schlechte Karten: Im Markttreff an der Nienhofstraße haben diese Gäste ab sofort Lokalverbot. Der Protestaktion von Wirt Georg Dorberth gegen eine Verschärfung des Nichtraucherschutzgesetzes schließt sich auch Rosi’s Marientor an.

Auch dort kleben - von innen - Aushänge auf den Fensterscheiben. Die Gastronomen fordern „Freiheit für Raucherkneipen“ und beschimpfen Mitglieder der Grünen als „ihr Kulturbanausen!“.

Das generelle Rauchverbot, das die grüne NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffen auch auf die maximal 75 Quadratmeter großen Ein-Raum-Gaststätten ausdehnen will, stinkt Georg Norberth gewaltig: „Die Gesetzesvorlage ist ohne Not eingebracht worden und dient den Grünen nur zur Befriedigung der eigenen Wähler.“ Komme es zu dieser Verschärfung, müsse er seinen Markttreff nach Ablauf des Pachtvertrages schließen.

Gleichwohl betont Dorberth, dass die Plakataktion „ein stiller, bequemer Protest“ und symbolisch gemeint sei, eine Parteibuchkontrolle beim Betreten der Gaststätte werde es nicht geben. Warum Sozialdemokraten, die in Düsseldorf bekanntlich den größeren Teil der Regierungsverantwortung tragen, vom Lokalverbot ausgenommen sind, erklärt Dorberth so: „Die standen unter Koalitionszwang.“

„Zutiefst undemokratisch“

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Die drakonische Maßnahme trifft bei den Grünen erwartungsgemäß auf Ablehnung. Manfred Beck, nichtrauchender Schul-, Bildungs- und Sport-Dezernent der Verwaltung: „Das ist rechtlich fragwürdig und zutiefst undemokratisch.“ In NRW werde jetzt gesetzlich festgelegt, was in südeuropäischen Ländern schon längst akzeptierter Alltag sei.

Auch Werner Blanke, Vertreter der Grünen in der Bezirksvertretung Nord, wundert sich über diese Protestaktion. Er ist Gelegenheitsraucher, greift „ab und zu zum Zigarillo, wenn Schalke mal schlecht spielt“, verteidigt aber die Gesetzesänderung, weil sie Klarheit schaffe und nicht mehr unterscheide zwischen Gaststätten, in denen das Rauchen verboten ist, und jenen, wo es unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt ist.

Ein Lokalverbot bezogen auf eine einzige Partei auszusprechen, empfinde er als „absolut heftig“. Und er fragt sich, ob demnächst auch das Tankverbot für Grüne komme, nur weil sich seine Partei für Autos stark mache, die weniger Benzin verbrauchen. Peter Tertocha, Vorsitzender der Grünen im Rat, bekennt: „Ja, ich rauche!“

Mit Blick auf die Gesetzesänderung hätte er sich eine strengere Differenzierung und weiterhin abgetrennte Bereiche in Gaststätten gewünscht, in denen geraucht werden darf. Auch wenn Partei- und persönliche Meinung in diesem Fall nicht übereinstimmten, ist für Tertocha klar: „Mit dieser Pauschalierung liegt der Wirt ziemlich daneben.“