Die Tatsache, dass in öffentlichen Gebäuden seit dem 1. Januar nicht mehr gequalmt werden darf, führt zu ganz neuen Konstellationen. Menschen treffen sich vor dem Arbeitsamt, Krankenhaus und Bahnhofscenter und. . .

Neue Freunde: Wer raucht, ist jetzt nicht mehr allein. Denn zum Rauchen muss man seit dem 1. Januar vor die Tür, und da steht im Zweifelsfall immer schon einer mit der Kippe - mit dem man übers Wetter reden kann. Fotos: WAZ, Martin Möller
Neue Freunde: Wer raucht, ist jetzt nicht mehr allein. Denn zum Rauchen muss man seit dem 1. Januar vor die Tür, und da steht im Zweifelsfall immer schon einer mit der Kippe - mit dem man übers Wetter reden kann. Fotos: WAZ, Martin Möller © WAZ

DAS RAUCHVERBOT UND DIE FOLGEN Seit dem 1. Januar 2008 darf in öffentlichen Gebäuden nicht mehr geraucht werden. Nicht mehr im Rathaus, nicht mehr im Bahnhof, nicht mehr in Krankenhaus, Gericht und Bürobunker - Bilanz nach drei Monaten: Weniger geraucht wird eher selten, dafür woanders. Und in ganz neuen Konstellationen.

Im Bademantel Das hätte sich Gabi Walewski vor vier Wochen wohl auch nicht träumen lassen: Dass sie mal hier steht, mit der Kippe vor den Ev. Kliniken, mit Bademantel und Gipsfuß im Regen. "Drinnen darf man ja nicht mehr", beklagt sie. Drum scheut sie weder Nässe noch Kälte und tapst drei bis vier Mal täglich vor die Tür zum Rauchen. Wer auch hier steht: Peter Dragel. Er ist zwar nicht krank, arbeitet aber an der Außenfassade des Gebäudes. Und raucht sich eben auch gerne eine, draußen vor der Tür. "Is schon 'n Ding, dass es jetzt gar keinen Platz mehr für uns gibt." Is schon 'n Ding, findet auch Gabi Walewski. Man kommt ins Gespräch, drei, vier Mal am Tag, mit dem einen oder anderen.

Zusammen leiden Zusammen ist weniger allein. Das gilt auch am Iduna-Haus in der Ebertstraße, wo Marlene Kleie und Sandra Hüpperich zusammenstehen. Eigentlich heißen sie anders, aber ihre Namen wollen die beiden Angestellten für eine Geschichte über Raucherfreundschaften lieber nicht hergeben. Weil drinnen rauchen ja nicht mehr erlaubt sei, stehe man jetzt vor dem Haus. Friert und qualmt und erzählt. "Bald brauchen wir die warmen Mäntel auch nicht mehr", sagt die eine zur anderen. "Nö", nickt die andere. Viel sagt man nicht an der Fluppe, etwas übers Wetter, mal was über die Kollegen und was gestern im Fernsehen so war. Aber man kommt ins Gespräch. Drei, vier Mal am Tag.

Unter dem Vordach Es regnet immer noch, auch am Marienhospital in Ückendorf. Und auch hier hält die Nässe die Menschen nicht ab vom Qualmen. Patienten, Besucher, Mitarbeiter - unter dem Vordach vor der Eingangstür treffen sich eine Menge Leute. Darunter auch Brigitte Idzcak und Uwe Gammarek. "Ich bin heute den ersten Tag hier, aber ich war schon ein paar Mal zum Rauchen draußen", sagt die Patientin und nimmt einen tiefen Zug. Wenn man Schmacht habe, dann sei einem auch das Wetter egal. Und dass es doch gar nicht anginge (hier mischt sich jetzt auch Gammarek ein), dass man drinnen nicht mal einen Raum abtrennen könne. "Ist ja in Ordnung, dass wir andere nicht stören sollen". Was aber nicht in Ordnung sei, dass man jetzt so gar nirgendwo mehr dürfe überhaupt. "Das ist richtiggehend Diskriminierung" ereifert sich auch Gammarek. Auch umstehende Raucher nicken mit dem Kopf. So füllt sich der Aschenbecher, man kommt ins Gespräch, drei, vier Mal am Tag.

Kippen, Kippen, Kippen Vor dem Haupteingang des Arbeitsamtes an der Vattmanstraße steht niemand, jetzt. Denn jetzt ist Mittwoch nach ein Uhr, und die meisten Mitarbeiter sind nach Hause gegangen. Was aber noch da steht, ist der Aschenbecher, und der spricht für sich. Zum Bersten gefüllt ist der mit Kippen. Hier standen viele zusammen und hier werden morgen wieder viele stehen. Und qualmen und ins Gespräch kommen, drei, vier Mal am Tag, bei Sonne und Regen, und übers Wetter reden - und vielleicht darüber, ob man mal übers Aufhören nachdenken sollte.