Die Sache mit dem Nichtraucherschutz ist eine hübsche Idee auf dem Papier - in der Realität funktioniert sie offensichtlich nicht. In Restaurants wird munter weiter gequalmt - Raucherclubs schießen aus dem Boden.

Als wäre nichts gewesen: In den Gaststätten der Gelsenkirchener Altstadt wird geraucht, was das Zeug hält. Die größeren Lokale haben einen separaten Raucherbereich eingerichtet, die Wirte klassischer Eckkneipen nutzen das Schlupfloch Raucherclubs, während andere gleich einfach so weiter machen, als hätte sich das Nichtraucherschutzgesetz vom 1. Juli 2008 schon längst wieder in Rauch aufgelöst. „Super, dass man hier in Deutschland zumindest in Kneipen noch rauchen darf”, freut sich Matthew aus Glasgow. Darf man das? Eigentlich nicht, doch der so genannte Raucherclub macht es möglich. „Zutritt nur für Clubmitglieder", steht am Eingang von „Charlys Bummelzug” nähe Hauptbahnhof. Fußballfans der Glasgow Rangers und vom FC Schalke, Raucher und Nichtraucher feiern hier friedlich zusammen. Ob es nun am Siegesrausch nach dem Sieg gegen die Schotten liegt, ist nicht bekannt, aber Clubmitglied ist Matthews jedenfalls nicht, und der Zugang zur Kneipe wird auch nicht kontrolliert. Bedient wird jeder, nach einem Ausweis fragt niemand. Der rechtliche Spielraum, den der Gesetzgeber den Gastronomen mit den Raucherclubs gelassen hat, wird im Weberstübchen an der Weberstraße ganz falsch verstanden. „Dies ist ein Raucherclub - Nichtmitgliedern ist das Rauchen nicht gestattet.” Die Eckkneipe betreten dürfen die Nichtraucher und Nichtmitglieder hingegen schon. Und man muss nicht extra zum Raucher mutieren, um etwas zu trinken zu bekommen. Auch ohne Clubausweis und ohne Zigarette in der Hand darf bestellt werden. Alles beim Alten also. Der Nichtraucherschutz wird trotzdem eingehalten. Denn alle zwölf Gäste rauchen ausnahmslos. Bei einer konsequenten Umsetzung des Schlupfloches Raucherclub wäre das Überleben der Kneipe wohl gesichert. Die eine Hälfte raucht, und die andere Hälfte stört es nicht im Geringsten: Im Restaurant König City am Neumarkt stehen die Aschenbecher an der Theke dicht an dicht. Und wer noch keinen hat, hat kein Problem. Es sind genug für Alle da. „Ich rauche nicht und komme trotzdem gern hier her”, sagt ein älterer Herr am Tresen. Er guckt in die Runde und zuckt mit den Schultern: „Für die kleinen Kneipen macht dieses Rauchverbot doch eh keinen Sinn.” Deutliche Worte findet Achim Kaufmann, Inhaber des König City: „In meinem Restaurant wird weitergeraucht, trotz Rauchverbotes. Sonst kann ich den Laden dicht machen.” Andere Läden mit umfangreicher Speisekarte halten sich an das Gesetz - mal mehr, mal weniger: Im Manhattan etwa gibt es eine separate „Raucher-Lounge", im Café Extrablatt gibt eine Raucherzone - die räumlich allerdings nicht durch Wände separiert ist. Im Brauhaus Hibernia macht man unterschwellig deutlich was man vom Rauchverbot hält. Ausgewiesen wird auf großen Schildern nur der „Bereich für Nichtraucher”.

Die Beschwerden hätten schon nachgelassen, betont unterdessen Stadtsprecher Oliver Schäfer, wiewohl: „Wir haben das Problem erkannt.” Dass sich viele Betriebe offensichtlich nicht an das Rauchverbot halten, und auch die Handhabung des Instrumentes „Raucherclub” eher willkürlich vorgenommen werde - Kontrollen, so der offizielle Tenor der Stadt, seien schwierig. „Es gibt außerdem zahlreiche Beispiele in der Stadt, bei denen lässt sich nur schwer eine Regelung finden. Die Markthalle in Buer etwa: Da darf im Fußgängerbereich geraucht werden, im Gastronomiebereich aber nicht. Wie wollen Sie das sicherstellen?”, fragt Schäfer. Insgesamt hält sich die Stadt bedeckt. „Damit sind wir im Ruhrgebiet kein Einzelfall.” Einraumbetriebe hätten es eben schwer mit dem Rauchverbot. Auch steht jetzt noch das Urteil vom Verfassungsgericht in Karlsruhe, das am 30.7. gefällt wird. „Bevor wir alle zum Umbau zwingen, warten wir das erstmal ab.”