Essen. . Nicht nur der Essener Süden, sondern auch die Bewohner der Ruhrhalbinsel leiden unter zu lautem Flugverkehr in Richtung Düsseldorfer Airport. Doch so mancher Steelenser und Horster bleibt dennoch gelassen.
Beim Thema „Fluglärm“ denken viele gleich an Kettwig oder Werden. In der Tat gilt der Essener Süden als besonders belastet. Doch auch auf der Ruhrhalbinsel ist es ganz schön laut. Von 6 bis 23 Uhr, bei Verzögerungen bis Mitternacht, fliegen die Flugzeuge über den Großraum Steele-Ost/Horst und direkt über das Gebiet Pläßweidenweg, Briefzeile, Ruhraus, Irma- und Dahlhauser Straße.
Horst in der Nähe des Leitstrahls
Dies wird auch in einer von dieser Zeitung gestarteten, nicht repräsentativen Online-Umfrage deutlich, bei der die Teilnehmer den Ortsteil Steele stärker durch Fluglärm belastet sahen als irgendeinen anderen der Ruhrhalbinsel und des Nordens. Auch für Georg Regniet von der Kettwiger Ortsgruppe „Bürger gegen Fluglärm“ hat sich das Problem längst auch auf den Essener Osten ausgeweitet: „Landungen auf dem Düsseldorfer Airport finden grundsätzlich unter Zuhilfenahme der Instrumentenlandesysteme (ILS) statt. Die Leitstrahlen der ILS verlaufen unveränderbar in gerader Verlängerung der Landebahnen“. Der Stadtteil Horst befinde sich in der Nähe dieser Leitstrahlen – im sogenannten Einfädelungsbereich der Landesysteme.
Dies bedeute, dass die anfliegenden Verkehrsflugzeuge vom Anfluglotsen der Deutschen Flugsicherung GmbH - kurz DFS - unter anderem auch über diesen Wohnbereich geführt werden, um die Leitstrahlen der Landesysteme zu erreichen. Der Lärm setzt sich also längst auf der Ruhrhalbinsel, auch in Steele, fort. Dabei sei es unerheblich, dass der Lärmpegel dort nicht solch hohe Werte wie in Kettwig und Werden erreicht. Werden im Garten von Jürgen Weichelt – wie Regniet im Vorstand der Bürgerinitiative aktiv – regelmäßig bis zu 75 db/A gemessen, reichen bereits 45 db/A Lärm aus, um eine entspannte Konversation zu unterbinden. „Ab 60 db/A muss man bereits laut sprechen“, sagt Regniet, „und nur fünf Dezibel mehr und die Leute gehen nicht mehr auf den Balkon.“
Hauptsache die Pausen einhalten
So oder so ähnlich geht es auch Patrick Kliewer, der mit seiner Frau und Kind in Freisenbruch wohnt. „Der Fluglärm ist schon deutlich hörbar, selbst bei geschlossenen Fenstern“, sagt er. Besonders schlimm sei es in der Zeit von 21 bis 23 Uhr. „Aber was will man machen. Die Leute wollen in den Urlaub. Und wir haben wohl das Pech, dass die Jets hier landen.“
Michael Simon ist in Steele aufgewachsen, kommt gerade von einem Besuch aus Aachen zurück: „Da merke ich den Unterschied schon.“ Allerdings habe er sich an den Lärm gewöhnt. „Ich hoffe, dass die Maschinen leiser werden. Von daher befürworte ich jede Anstrengung, die Technik zu verbessern.“
Ein Nachbar aus Horst, der ungenannt bleiben möchte, sieht die Sache eher gelassen: „Solange die Nachtpausen eingehalten werden, ist mir das egal. Und momentan ist um 23 Uhr definitiv Ruhe.“
Hubschrauber ärgerlicher
Gerne an der frischen Luft ist Marita Decker, die in Steele einen Kleingarten hat. „Sonderlich gestört fühlen wir uns da nicht.“ Verurteilen möchte sie den Flugverkehr auch nicht: „Ich will ja schließlich auch in den Urlaub.“
Auch Cornelia Kissmann aus Steele sieht es nicht so eng, zumal sie Schlimmeres gewohnt ist: „Ich habe in Ratingen gearbeitet, da flogen die Jets über meinen Schreibtisch hinweg.“ Einige Kollegen hätten dort Bauland günstig kaufen wollen – wegen des Fluglärms. Und sich hinterher beschweren? „Das geht nicht.“ Ärgerlich seien eher Hubschrauber: „Die stehen lange auf der Stelle und werden oft über Gebühr eingesetzt.“ Und generell: „Wir leben in einer globalisierten Welt. Da gehört das eben dazu.“