Düsseldorf. Der letzte Flieger kam erst um 0.33 Uhr: Immer häufiger landen Flugzeuge zur Ferienzeit am Flughafen Düsseldorf zwischen 22 und 6 Uhr. Allein am vergangenen Freitag starteten oder landeten 30 Jets nach 22 Uhr. Anwohner gehen auf die Barrikaden und sprechen von einer “Chaos-Nacht“.

Während der Ferienzeit ist am Düsseldorfer Airport erwartungsgemäß besonders viel Verkehr, auch am späten Abend – doch was am vergangenen Wochenende los war, ist selbst für Kenner der Materie ungewöhnlich: Sage und schreibe 30 Flieger starteten oder landeten am letzten Freitag erst nach 22 Uhr. Die Nachtflugbeschränkungen sehen eigentlich Ruhe zwischen 22 und sechs Uhr vor.

Damit wurden im Juli bereits mehr als 50 Jets gezählt, die die regulären Betriebszeiten des Flughafens nicht einhalten konnten. Insgesamt waren es in diesem Jahr bislang mehr als 80. Der Vorjahreswert von 104 könnte damit überrundet werden.

"Chaos-Nacht"

Der letzte Jet in der Nacht auf Samstag, eine German-Sky-Maschine, kam um 0.33 Uhr an. Die Initiative „Bürger gegen Fluglärm“ spricht von einer „Chaos-Nacht“ und wirft dem Airport sowie den Fluggesellschaften vor, Verspätungen bewusst einzukalkulieren, um möglichst viele Tickets verkaufen zu können. Der Flughafen hält dagegen: „Niemand hat ein Interesse an Verspätungen“, betont Airport-Sprecher Christian Hinkel.

Der vergangene Freitag sei eine „Ausnahme-Situation“ gewesen: Erstens habe es deutschlandweit schwere Gewitter gegeben. Zweitens habe der Flugverkehr in Düsseldorf am Abend für eine halbe Stunde stillstehen müssen, weil eine German-Wings-Maschine von Bremen nach Stuttgart in Düsseldorf zwischenlanden musste wegen eines technischen Defektes an Bord. „Das war wirklich eine ungewöhnliche Situation, wegen der wir nur um Verständnis bitten können“, sagt Hinkel.

Störungen führen zum Nachtflug 

Fakt ist: Unvorhergesehene Ereignisse oder einfach nur Stoßzeiten – wie zum Ferienstart Anfang Juli – bringen den Flugplan so durcheinander, dass die letzten Jets erst um Mitternacht ankommen. Das bekommen nicht nur Bürger in Kettwig mit, sondern im gesamten Süden der Stadt. Auch auf den Höhen der Oststadt-Siedlungen klagt man über Fluglärm nach 22 Uhr. Den Nacht-Rekord 2011 hält übrigens eine Air-Berlin-Maschine; Landezeit 1:39 Uhr.

Für die „Bürger gegen Fluglärm“ steht fest: „Die Start- und Landekapazitäten werden ohne Rücksicht auf Mitarbeiter, Passagiere und Anwohner bis über die Grenzen des Möglichen ausgereizt. Ausnahmegenehmigungen für Verspätungen sind mittlerweile die Regel und haben deshalb diesen Namen nicht verdient“, sagt Christoph Lange, Sprecher der Bürgerinitiative. Am Frankfurter Flughafen, der „dreimal so groß und dreimal so wichtig“ sei wie der Düsseldorfer, gebe es strengere Nachtflug-Beschränkungen als hier: „Da haben Sie nach 23 Uhr Ruhe, garantiert!“

Strafgebühren erst nach Mitternacht

Seit 2005 gelten folgende Richtlinien: Um 22 Uhr ist Schluss. Der Airport darf aber insgesamt 33 Landungen im Jahr zwischen 22 und 23 Uhr einplanen. Ausnahmegenehmigungen sind grundsätzlich bis 23.30 Uhr möglich, für die wichtigen Fluggesellschaften wie Air Berlin oder Lufthansa sogar bis 24 Uhr. Strafgebühren muss erst der bezahlen, der nach Mitternacht landen will, etwa 200 Euro pro Landung. Auch beim größtem Verständnis für die Belange eines Flughafens wird hier doch recht deutlich: Ein striktes Nachtflug-Verbot sieht anders aus.

Flughafen-Sprecher Christian Hinkel verweist auf die neueste Drei-Millionen-Euro-Investition des Flughafens, die Verspätungen bekämpfen soll: ein umfassendes „Airport Control Center“, das im Herbst 2012 an den Start geht. Zuletzt seien 1,6 Millionen Euro für ein neues Andock-System ausgegeben worden, das die Maschinen schneller an ihren Haltepunkt bringen soll. Hinkel: „Wir nehmen die Interessen der Anlieger ernst.“