Essen. Nachwuchsprobleme hat der Unichor nicht. Allerdings sind längst nicht alle der 150 Sängerinnen und Sänger auch Studenten. Im Juli gib es zwei Jubiläumskonzerte auf Essens Welterbe Zollverein.

Fernando Sandoval Rojas hat noch nie in einem Chor gesungen und Noten konnte er auch nicht lesen. Mittlerweile ist der peruanische Berliner, der im sechsten Semester an der Uni Duisburg-Essen Volkswirtschaftslehre studiert, etablierter Sänger in der Bass-Riege des Unichors. Auf den Chor, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert, stieß er auf der Webseite der Uni.

„Ich war neu in Essen und wollte das einfach mal ausprobieren“, sagt der 28-Jährige. Er setzte sich einfach in eine Probe, hörte zu. Später kam der Stimm-Check - so etwas wie eine Erstzulassung - und dann saß Sandoval Rojas neben einem versierten Kollegen. „Mein Stimm-Coach, wenn sie so wollen.“ Mehrere Semester später ist Fernando Sandoval Rojas immer noch dabei. Noten? „Kein Problem.“ Stimmung? „Super.“

15 bis 20 Prozent Studenten im Unichor

Ein wenig klingt das wie eine Bekehrungsgeschichte in Zeiten, da Chöre eher unter Nachwuchsmangel leiden. Von Auszehrung kann bei der Truppe, die Chorleiter Hermann Kruse seit zehn Jahren unter seinen Fittichen hat, zwar keine Rede sein. Aber es habe auch auch Zeiten gegeben, in denen das 1987 vom damaligen Kreuzeskirch-Kantor Siegfried Scheytt gegründete Ensemble eher das Durchschnittsalter gestandener Dozenten hatte. Inzwischen hat sich der Anteil der Studenten des rund 150 Sängerinnen und Sänger starken Chores auf etwa 15 bis 20 Prozent eingependelt. Er lag schon weit darunter. Das mag überraschen. „Aber Studenten haben vor allem nach Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge noch weniger Zeit als früher“, sagt Sandoval Rojas. Dominik Fischer kann das bestätigen. Der 21-jährige Wirtschaftsinformatiker im dritten Semester zählt zu den jüngsten im Chor, dessen Durchschnittsalter bei Anfang 30 liegt. Auch Fischer stieß bei der Suche nach dem Audimax (wo der Chor jeden Mittwoch von 19.30 bis 22 Uhr probt) im Internet eher durch Zufall auf den Chor.

Breitgefächertes Repertoire

Nach dem ersten Kontakt vor einem knappen Jahr war klar: „Ich bleibe dabei.“ Trotz Schulchorerfahrung am Bischöflichen Gymnasium Stoppenberg sang er beim Programm „very british“ im Frühjahr in der ausverkauften Philharmonie noch nicht mit. Auf ausreichend Probenzeit achtet Hermann Kruse, ebenso wie auf regelmäßigen Probenbesuch. Premiere ist Dominik Fischer im Juli auf Zollverein. Mit der „Queen Symphony“, die Hits der legendären Gruppe verarbeitet, zeigt der Unichor ein weiteres Mal sein breitgefächertes Repertoire. Vom reinen A-Capella-Programm bis zu Opernchören, Filmmusik, Bernsteins „Candide“ oder einer Jazz-Messe zeigt sich der Chor musikalisch breit aufgestellt.

Das war auch für Pia Pagand ein Grund, mitzusingen. Die Bonnerin, die selbst einen Schulchor gegründet hat, studiert im zweiten Semester Französisch und Philosophie. Aber es gibt auch Quereinsteiger wie Helga Block (55). Die studierte Chemikerin arbeitet in Essen als Gedächtnistrainerin. Musik und Gemeinschaft, jung und alt: Glaubt man den vier Fast-Neumitgliedern, steht die Kombination für Zukunft - zumindest für die nächsten 25 Chor-Jahre.

Am 4. und 5. Juli stellt der Unichor mit den Düsseldorfer Heinrich-Heine-Symphonikern und dem Pianisten Claudius Tanski um 20 Uhr in Halle 12 auf Zollverein sein neues Programm vor: die „Queen Symphony“ von Tolga Kashif - basierend auf Hits der Pop-Gruppe - und Symphonic Pop-Arrangements. Karten: 0201/ 81 22 200. www.uni-due.de