Essen. Mit dem neuen Quartier und dem künstlich angelegten Niederfeldsee hat Altendorf nicht nur etwas fürs Image getan, der Ort hat wirklich Qualität. Die Anziehungskraft ist so groß, dass der See bereits geschützt werden muss. Die 62 Wohnungen mit Blick aufs Wasser waren im Nu vergeben. Weitere sind geplant.
Seinen ersten Sommer hat der Niederfeldsee überlebt. Ganz Altendorf hat an den heißen Tagen dieses neue Nass erobert. Ausgerüstet mit Schlauchboot und Luftmatratze, mit Sonnenöl und Bierkästen, mit Grill und Sonnenliegen bevölkerten sie „ihren“ See. Mutige sprangen sogar von der Brücke, die den See überspannt und die mit ihren roten Pfeilern weithin sichtbar ist. Da nutzte es wenig, dass die Stadt schnell „Baden verboten“ Schilder aufstellen ließ. „Wenn die nicht wollen, dass man hier badet, hätten die sich den See ganz schenken können“, sprach ein junger, aufmüpfiger Mann laut aus, was viele dachten.
Ein Quartier gegen Negativ-Schlagzeilen und für Heterogenität
Es geschieht nicht alle Tage, dass in Essen ein neues Quartier erbaut wird. Und zwar nicht in Heisingen, Bredeney, Kettwig oder Kupferdreh, sondern in einem Stadtteil, der allgemein als ziemlich problematisch gilt: Alte Häuser, hohe Leerstände, Billigshops, Drogenkriminalität und ein hoher Migrantenanteil bestimmten bislang das Bild des Viertels und sorgten für Negativ-Schlagzeilen.
Und jetzt gibt es mittendrin einen kleinen See mit Uferpromenade, schicken Häusern und viel Grün drum herum. Dass dafür 180 Wohnungen abgerissen wurden, 20 Kleingärtner ihre Scholle räumen und eine stadtbekannte, originelle Trinkhalle weichen mussten, ist fast schon vergessen.
Imagewandel heißt das Stichwort, und den versucht die Stadt in Altendorf, diesen lange benachteiligten Stadtteil, mit einem ambitionierten Masterplan voranzutreiben. Der Niederfeldsee ist das sichtbare Zeichen dafür, sozusagen die Initialzündung; er soll nicht nur für Freizeitvergnügen sorgen, er soll auch neue, solvente Mieter nach Altendorf locken, die für mehr Heterogenität im Stadtteil sorgen. 62 Neubauwohnungen hat der Allbau hier gebaut, allesamt mit Blick aufs Wasser. Die waren so schnell vergeben, dass die städtische Wohnungsbaugesellschaft schon weitere Häuser am Seeufer fest geplant hat.
Attraktive Gastronomie fehlt noch
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Die zehn Millionen Euro, die für das Stadtumbauprojekt Altendorf bislang investiert wurden, flossen nicht alleine in den künstlich angelegten Niederfeldsee. So wurde auch im Zuge des Umbaus endlich der schäbige Bahndamm abgetragen, der wie eine Barriere Altendorf vom Rest der Stadt isolierte. Heute kann man auf der neu entstandenen Trasse über den Krupp-Park bis ins Univiertel, die Innenstadt und Zollverein radeln. Sie verläuft mitten über den See – auf eben jener Brücke, von der die Jungs im Sommer so gerne ins Wasser sprangen.
Was dem See derzeit noch fehlt, ist nicht nur eine attraktive Gastronomie. Er muss noch mehr ins Bewusstsein aller Altendorfer rücken – als eine echte Chance für die Erneuerung ihres Stadtteils. Dazu gehört auch ein behutsamerer Umgang mit dem neuen Gewässer, in dem das Baden nicht verboten wurde, um die Altendorfer zu ärgern. Der See hat keinen Zu- oder Ablauf und das Wasser kann bei zu starker Beanspruchung schnell umschlagen. Dann würde aus dem Niederfeldsee eine stinkende Kloake. Das kann keiner wollen.