Essen. Die Kleinhaus- oder Hirtsiefer-Siedlung in Essen-Altendorf gilt als kleine Schwester der Margarethenhöhe. Die Siedlung ist auch von der Gartenstadt-Idee inspiriert, die Häuser sind um einen Park angelegt. Doch selbst viele Einheimische kennen die fast 100 Jahre alte, denkmalgeschützte Anlage nicht.

Neuerdings kämen auch Touristen und viele Einheimische, die über diese unerwartete Seite von Altendorf staunen, sagt Franz Peter Lang. „Die Kleinhaus-Siedlung ist die unbekannte Schöne in Essen.“ Nicht zu vergleichen mit den typischen Bergarbeitersiedlungen, „nicht so bombastisch wie die Margarethenhöhe“. Dabei ist auch die kleine Altendorfer Schwester von der Gartenstadt-Idee inspiriert: Die Häuser sind rautenförmig um einen Park am Bockmühlenweg angelegt, „den sie einfassen wie einen Diamanten“.

Franz Peter Lang ist Vorstandsvorsitzender der Wohnungsgenossenschaft Essen-Nord, die unlängst ihr 100-jähriges Bestehen feierte. Die Kleinhaus-Siedlung gilt als Keimzelle der Genossenschaft und wird in der Jubiläumsschrift entsprechend gewürdigt – was wohl die aktuelle Aufmerksamkeit begründet. Selbst namhafte Architektur-Magazine melden sich bei Lang.

Als kühner Gegenentwurf zum damals bereits dicht besiedelten Stadtteil Altendorf war die neue Anlage schon 1914 geplant. Wegen des Ausbruchs des 1. Weltkriegs musste der Baubeginn auf 1919 verschoben werden und dann baute man wegen der großen Wohnungsnot neben den kleinen Einzelhäusern auch mehrgeschossige Mietshäuser.

Schmucke Häuser, gepflegtes Grün und romantische Bau-Elemente

Die Kleinhaus-Siedlung

Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
Impressionen aus der Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
Impressionen aus der Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
Impressionen aus der Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
Impressionen aus der Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
Impressionen aus der Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
Impressionen aus der Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
Impressionen aus der Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
Impressionen aus der Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
Impressionen aus der Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
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Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
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Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
Impressionen aus der Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
Impressionen aus der Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
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Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
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Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
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Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
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Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
Impressionen aus der Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
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Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
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Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
Impressionen aus der Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
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Impressionen aus der Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
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Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
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Impressionen aus der Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
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Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
Impressionen aus der Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
Impressionen aus der  Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf.
Impressionen aus der Kleinhaus-Siedlung in Essen-Altendorf. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
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Seine Prinzipien aber verriet Gartenstadt-Architekt Theodor Suhnel nicht. Er setze auf einen gehobenen Wohnstandard, jede Wohnung war mit Spülküche, Bad und eigenem Klosett ausgestattet, einige besaßen eine Loggia. Suhnel hielt an den privaten Gärten wie an dem zentral gelegenen Park fest, der für alle Altendorfer offen sein sollte.

Grün ist es hier bis heute – man darf sich nur nicht täuschen lassen von der stark befahrenen Hirtsieferstraße. Schmuck sind auch diese Häuser mit den in Grün oder Rot getünchten Türen und Fensterläden, doch der Verkehr rauscht lärmend vorbei. Wer aber in die Heinrich-Strunk-Straße einbiegt, hört Vogelgezwitscher, steht bald an einer Grünfläche, auf der mit einer Büste Heinrich Hirtsiefer geehrt wird. Jener Kruppianer, Gewerkschafter, Zentrumspolitiker – und Mitbegründer der Siedlung, die unter seinem Namen wohl noch bekannter ist als unter Kleinhaus-Siedlung.

Denkmaleintrag: „bewusst geplante Unterschiedlichkeit"

Rot, Grün und Ocker sind ihre prägenden Farben, und wo eine Tür fensterlos ist, ist die nächste verglast, die übernächste hat viele Fensterchen. Schon Architekt Suhnel habe auf eine „bewusst geplante Unterschiedlichkeit innerhalb einer einheitlichen Gesamtanlage“ gesetzt, heißt es im Denkmaleintrag. So schuf er Mehrfamilienhäuser mit kleinen und mittleren Wohnungen genauso wie Doppelhaushälften, zwischen die sich noch ein winziges Haus mit geschwungenem Dach schmiegt. „Das steht da nur wegen der Optik“, sagt Lang. Ein hausgewordenes Zier-Element, bestenfalls für zwei Bewohner geeignet. „Früher lebten da zehnköpfige Familien, die haben ihre Kinder gestapelt.“

Else Diebels hat jene Zeit noch erlebt, sie ist 1926 in der Siedlung geboren: Riemannstraße 6. Später zog sie in Nr. 36, in den Lichterweg 7. . . Hochzeit, die Geburten von Sohn und Tochter, der Tod ihres Mannes, der Auszug der Kinder – jedes Lebensereignis ein Umzug. Die Hirtsiefer-Siedlung aber hat die 88-Jährige nie verlassen, „und ich kenne alle, die geblieben sind“.

Auch ein Jahrhundert später können Kinder in der Hirtsiefer-Siedlung die Weite genießen, die Else Diebels in ihrer Kindheit erlebte: Hinterm Gartenzaun wartet der – derzeit sturmzersauste Park – mit Spielplatz. Die Genossenschaft tut viel, um den Ansprüchen moderner Familien gerecht zu werden: Legt kleinere Wohnungen zu größeren zusammen, montiert neue Balkone. Ein Problem gibt es laut Lang mit den treuen alten Mietern: Weil die Wohnungen bewusst uneben gebaut, mit Winkeln und Kanten versehen sind, sei es fast unmöglich, sie barrierefrei zu bekommen: „Das ist die Kehrseite der Romantik.“

„Auf Altendorf strahlt der gute Ruf kaum ab“ 

Die führenden Gründungsmitglieder, der 1914 ins Leben gerufenen Kleinhaus-Siedlung Essen West e. GmbH (1942 vereint mit der Wohnungsgenossenschaft Essen Nord) waren Heinrich Hirtsiefer und Christian Kloft. Sie kamen aus der christlichen Metallarbeitergewerkschaft der Firma Krupp und der katholischen Arbeiterbewegung Altendorfs, gehörten beide der Zentrumspartei und später der Essener Stadtverordnetenversammlung an.

Hirtsiefer war von 1921 bis 1933 Minister für Volkswohlfahrt im Preußischen Landtag. „Er hatte als Minister eine repräsentative Wohnung mit großem Balkon“, so Franz Peter Lang, Vorstandsvorsitzender der Wohnungsgenossenschaft Essen-Nord. „Sie ist mit 230 Quadratmetern heute die größte Wohnung der Kleinhaussiedlung, liegt aber an der lauten Hirtsieferstraße.“

Das ist EssenRuhe finden Bewohner im Inneren der Siedlung, die der Mülheimer Architekt Theodor Suhnel um eine Parkanlage gruppiert hat. Suhnel, der auch die Heimaterde in Mülheim schuf, ist ein Schüler von Georg Metzendorf, der wiederum mit der Margarethenhöhe die erste deutsche Gartenstadt anlegte. Suhnels – seit 1995 denkmalgeschützte – Kleinhaus-Siedlung ist erheblich unbekannter. Wie die Margarethenhöhe wird sie aber im Standardwerk „Paradise Planned: The Garden Suburb and the Modern City“ von Robert A.M. Stern u.a. (2013) erwähnt.

Auf den Stadtteil, der heute mit den Neubauten am Niederfeldsee aufgewertet werden soll, hat der gute Ruf der Siedlung wenig Wirkung. Es gebe kein Vermietungsproblem, so Lang: „Aber wenn wir ,Wohnung in Altendorf’ in eine Annonce schreiben, meldet sich niemand.“

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