Essen. Eine Commerzbank-Umfrage unter Mittelständlern in Essen ergab: Die Unternehmen investieren vergleichsweise zurückhaltend in Wachstum. Außerdem ein Ergebnis der Befragung: eine deutlich bankenkritische Haltung.

Die mittelständischen Unternehmen in Essen sind bei Investitionen eher zurückhaltend. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Studie im Auftrag der Commerzbank, bei der auch rund hundert Unternehmen aus Essen befragt wurden.

„Das Ergebnis hat uns nicht überrascht. Es bestätigt das, was wir erleben“, sagte Jens Koschik, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Commerzbank in Essen. Koschik macht keinen Hehl daraus, dass die Bank in Essen gern noch mehr Wachstumsinvestitionen begleiten würde. Unzufrieden ist man bei der Commerzbank dennoch nicht. Das Kreditvolumen sei im vergangenen Jahr um 17 Prozent gestiegen. Auch im ersten Quartal lag es um sechs Prozent über dem Vorjahreszeitraum.

Unterschiedliche Gründe für Zurückhaltung

Anders als der bundesweite Durchschnitt investieren die Essener Firmen stärker in den Substanzerhalt als in Wachstum. Viele wissen, dass sie ihre Strategie ändern müssten. So meinte jedes dritte Unternehmen, dass es mehr Geld in Wachstum stecken müsste.

Die Zurückhaltung hat unterschiedliche Gründe. Die Essener gaben vor allem die unsicheren gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen an. Besonders die Ukraine-Krise dürfte sich niederschlagen. Aber auch steigende Energiepreise und komplexe behördliche Genehmigungsprozesse bremsen den Investitionsmut der Firmen, so die Umfrage.

Investitionen möglichst ohne Fremdkapital

Auffällig: Während bundesweit 43 Prozent der Unternehmen sagten, dass der Mangel an Fachkräften ein Grund für die Investitionszurückhaltung ist, stimmten dem nur 34 Prozent der Befragten in Essen zu. Der Fachkräftemangel scheint in der Region noch nicht so deutlich zu spüren zu sein. Koschik hat zwei Erklärungen: Zum einen sei Essen eine Stadt mit attraktiven Arbeitsplätzen, was auch die steigende Zahl der Einpendler zeigt. Zum anderen dürfte die hohe Zahl der Arbeitslosen dazu beitragen, dass es noch genügend potenzielle Arbeitnehmer in der Region gibt. Entsprechend weniger Anstrengungen unternehmen Essener Firmen, um in die Rekrutierung von Mitarbeitern zu investieren.

Nicht zuletzt ergab die Umfrage eine verbreitet bankenkritische Haltung der Essener: 74 Prozent gaben an, dass sie Investitionen möglichst ohne Fremdkapital von Banken und Sparkassen tätigen. Im Bundesschnitt sagten dies nur 66 Prozent der Firmen.