Essen.. Die GEZ-Gebühr war gestern, jetzt gibt es den Rundfunkbeitrag. Das geänderte Abgaben-Modell der öffentlich-rechtlichen Sender belastet vor allem Mittelständler und Unternehmen mit vielen Filialen. Die Essener Wirtschaft reagiert mit Ärger und großem Unverständnis.

Als Geschäftsführer Andreas Wasmuth die neuen Rundfunkgebühren sah, die sein Unternehmen ab diesem Jahr bezahlen muss, war er mehr als sauer: „Wir Mittelständler haben doch schon genügend Kosten.“ Seine Firma, die Avit Hochdruck Rohrtechnik GmbH, muss ab 2013 rund 200 Euro im Quartal zahlen, bis vergangenes Jahr. waren es 70 Euro. „Fast das Dreifache! Bei einer solchen Erhöhung ist die Verhältnismäßigkeit nicht mehr gegeben“, schimpft Wasmuth.

Seit Anfang des Jahres gibt es die alte GEZ-Gebühr nicht mehr. Seither gelten nicht nur für Privathaushalte neue Regelungen sondern auch für Unternehmen und die trifft es besonders: Die Höhe des Beitrags richtet sich nun nach der Zahl der Betriebsstätten, der Beschäftigten und der betrieblich genutzten Fahrzeuge. Unternehmer wie Andreas Wasmuth ärgert besonders, dass sie für die gleiche Leistung mehr Beitrag zahlen müssen.

Erste Klagen

Er ist mit seinem Ärger kein Einzelfall. „Die Stimmung in unseren Mitgliedsunternehmen reicht von Ärger bis Wut“, erklärt der Essener Unternehmensverband. Viele, vor allem mittelständische und kleine Betriebe, befürchteten höhere Belastungen. Für Großkonzerne könnten sogar Mehrkosten von mehreren Zehntausend Euro entstehen.

Auch Heinz-Jürgen Hacks von der Industrie- und Handelskammer Essen hat gerechnet und kommt zum Schluss: „Besonders die Mittelständler und die großen Unternehmen mit vielen Filialen trifft es.“ So hatte die Drogeriemarktkette Rossmann vergangene Woche angekündigt, gegen die neue Berechnung der Rundfunkgebühr klagen zu wollen.

Deichmann rechnet auch mit höheren Kosten

Beim Essener Schuhhändler Deichmann, den es mit 1200 Filialen und 14.000 Mitarbeitern in Deutschland ähnlich treffen dürfte, hält man sich noch bedeckt. „Wir prüfen den Vorgang“, sagte ein Sprecher auf Nachfrage. „Aber auch wir rechnen mit höheren Kosten.“

Obwohl die Umstellung der GEZ-Gebühr schon seit drei Jahren bekannt ist, regt sich offenbar erst jetzt der Unmut in den Firmen. „Die Empörung wächst erfahrungsgemäß erst dann, wenn die ersten Rechnungen kommen“, meint Hacks. Bei der Großbäckerei Bäcker Peter mit 47 Filialen und 400 Mitarbeitern hat man noch gar keinen Bescheid, wie hoch der Beitrag ausfallen wird.

Geschäftsführer Bernd Peter hat bislang nur Erfahrung mit der enormen Bürokratie gemacht: „Ich musste im Vorfeld einen umfangreichen Fragebogen ausfüllen. Gehört hab ich seither nichts“. Auch Peter bezeichnet die neue Gebührenberechnung als unfair. „Wir haben in unseren Filialen kein Radio und kein Fernsehen.“