Essen. Laut einer bundesweiten Studie gilt Essen als der wirtschaftliche Aufsteiger schlechthin. Dennoch herrscht in Essen ein Mangel an Gewerbeflächen. Aktuell stehen nur 38 Hektar zur Verfügung. Laut Dietmar Düdden, Geschäftsführer der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft, würden bis 2030 weit über 200 Hektar benötigt.

Wenn es stimmt, dass wirtschaftlicher Erfolg auch von Psychologie abhängt, dann dürfte es in dieser Stadt aufwärts gehen. Beim gestrigen „Essener Mittelstandsempfang“ taten Oberbürgermeister Reinhard Paß und Dietmar Düdden, Geschäftsführer der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft, vor 500 Gästen im Colosseum alles, um das Stimmungsbarometer nach oben zu treiben. Sprechen die Zahlen doch für sich: Laut einer bundesweit beachteten Vergleichsstudie unter 30 Städten für die Jahre 2008 bis 2010 ist Essen der Aufsteiger schlechthin.

Die Wachstumsrate liegt bei 15,7 Prozent

Mit einem Wachstum von 15,7 Prozent ließ die Ruhrstadt sogar München hinter sich. Beim Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner war Essen Primus vor Frankfurt am Main und Hamburg. Schöne Aussichten also, dräute da nicht ein Bevölkerungsrückgang von fünf Prozent bis 2025. Und dass von 20 000 Arbeitsplätzen, die in den vergangenen zehn Jahren neu geschaffen wurden, 90 Prozent an „Nicht-Essener“ vergeben wurden, wie EWG-Chef Düdden mit Bedauern feststellte, vermag die Aufbruchstimmung doch zu trüben.

Was tun im Wettbewerb mit anderen Kommunen um die besten Köpfe, den OB Paß mit dem „Strategieprozess 2030“ ausgerufen hat?

Mittelstand erleichtert über die wirtschaftliche Entwicklung

Von Seiten des Mittelstandes zeigt man sich schon mal erleichtert darüber, dass der Fokus mehr der wirtschaftlichen Entwicklung gilt, allen voran der der Industrie, nachdem die Stadt sich doch über Jahre mit der Kulturhauptstadt befasst habe, und „Industrie als Vergangenheit betrachtet hat“, wie Andreas Colsmann vom Unternehmerverband mit kritischem Unterton anmerkte.

Offenbar sei die Stadt gewillt etwas zu tun, zum Beispiel in dem sie mehr Gewerbeflächen bereit stelle. Nicht nur für industrielle Produktion, sondern auch fürs Handwerk, sekundierte Kreishandwerksmeister Gerd Peters, der für eine wohnortnahe Ansiedlung von Betrieben warb. Kein Kunde wolle für einen Handwerker bezahlen, „der erst eineinhalb Stunden durch die Stadt fahren muss“.

Nur 38 Hektar verfügbare Gewerbefläche

An Gewerbeflächen aber herrscht Mangel, rechnete Dietmar Düdden vor. Gerade mal 38 Hektar gebe es an verfügbarer Fläche. „Bis 2030 brauchen wir weit über 200 Hektar.“ Es gehe nicht mehr darum, ob zusätzliche Flächen geschaffen werden, „sondern nur noch um das Wo und Wann“, so Düdden eindringlich. Ob der Strategieprozess des Oberbürgermeisters darauf Antworten gibt? Der Mittelstand ist gespannt. Bislang, so Gerd Peters, sei 2030 noch „ein bisschen ein Sandkastenspiel“.