Essen. Der Essener Rohrleitungsspezialist Sanha GmbH & Co.KG begibt am Donnerstag eine Unternehmensanleihe, um das weitere Wachstum zu finanzieren. Mittelständler müssen sich bei der Finanzierung immer breiter aufstellen, weil die Banken bei der Kreditvergabe restriktiver geworden sind.

Die Spannung bei der Sanha GmbH & Co.KG aus Kettwig steigt. Am Donnerstag wird der Spezialist für Rohrleitungssysteme und -verbindungen erstmals eine Unternehmensanleihe an der Börse Frankfurt platzieren. Nach der Brauerei Stauder sammelt damit binnen kurzer Zeit nun ein weiteres mittelständisches Unternehmen aus Essen Geld an der Börse ein, um unter anderem sein künftiges Wachstum zu finanzieren. „Mit ihrer fünfjährigen Laufzeit bietet uns die Anleihe die notwendige Planungssicherheit“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Bernd Kaimer, der das Familienunternehmen in der zweiten Generation leitet.

Sanha ist ein Beispiel dafür, dass der klassische Bankkredit als alleinige Finanzierungsquelle an Bedeutung verliert. Spätestens seit der Finanzkrise 2008 müssen sich Unternehmen breiter aufstellen und neue Geldquellen finden, weil die Banken bei der Kreditvergabe restriktiver geworden sind. Im Fall von Sanha war es schwierig, die gewünschte Laufzeit von fünf Jahren mit einem Bankkredit abzudecken, sagt Kaimer. „Als Mittelständler muss man seine Finanzierungsbausteine mittlerweile mischen“, so der Sanha-Chef.

Probleme bei langfristigen Krediten

Die Banken betonen zwar stets, dass es keine Kreditklemme gibt. Aber selbst der Manager einer Privatbank in Essen räumt ein, dass es bei langfristigen Krediten ab vier, fünf Jahren Laufzeit für Unternehmen mittlerweile schwierig werde. Der Essener Steuerberater Roland Franz kennt die andere Seite. Viele seiner Firmenkunden hätten mittlerweile „massive“ Probleme, einen Bankenkredit zu bekommen. „Wenn man keine Sicherheiten im erstrangigen Bereich mitbringt, wird es extrem schwierig“, betont Franz. Firmen würden daher auf Factoring (Forderungsübertrag) oder Leasing umsteigen. Eine Mittelstandsanleihe wie bei Sanha oder Stauder sei für kleine Unternehmen dagegen meist kein geeignetes Finanzierungsinstrument.

Sanha gehört zu den Großen der Branche. Mit fast 119 Millionen Euro Umsatz und 650 Mitarbeitern ist die Firma nach eigenen Angaben Nummer 3 in Deutschland. In Essen beschäftigt Sanha 120 Mitarbeiter in der Zentrale und im Zentrallager.

Standort Essen wird profitieren

Das Unternehmen will mit der Anleihe bis zu 25 Millionen Euro an der Börse erzielen. Das Börsenumfeld ist derzeit günstig. Viele Anleger suchen wegen der niedrigen Zinsen nach Alternativen. Die Stauder-Anleihe beispielsweise war bereits am ersten Tag mehrfach überzeichnet. Mit dem bei Anlegern eingesammelten Geld will Sanha zwar vor allem im Ausland – in Australien und Asien expandieren – aber auch der Standort Essen werde von dem Wachstum durch einen Ausbau der Arbeitsplätze profitieren, so Kaimer.