Essen. . Der Personalrat der Stadtverwaltung Essen schlägt Alarm: Bereits durch den bisherigen Personalabbau gingen die Kollegen „auf dem Zahnfleisch“. Zudem gebe es einen hohen Krankenstand zu beklagen. Und jetzt kommt Stufe zwei – in deren Zuge sollen noch einmal 183 Vollzeitstellen dem Rotstift zum Opfer fallen.

Im Amt stapelt sich die Arbeit, doch bei dem Versuch, die Berge abzutragen, geht offenbar immer mehr Mitarbeitern der Stadtverwaltung Essen die Puste aus: Nahezu 900 von 9.000 Kollegen melden sich im Durchschnitt krank, und wenn es Kai-Uwe Gaida auch „zu platt“ ist, den hohen Krankenstand im Rathaus mit dem Arbeitswust zu erklären – das Gefühl permanenter Überforderung in den Amtsstuben sorgt für seine Begriffe sicher nicht für Wohlfühl-Atmosphäre: „Die Kollegen gehen auf dem Zahnfleisch, jetzt schon“, sagt der Personalrats-Vorsitzende der Stadtverwaltung.

„Wir liegen im Plan“

„Jetzt schon“, damit meint er: nach der ersten Stufe des ehrgeizigen Stellenabbaus, mit dem die Stadt Essen ihren ausgeuferten Personaletat in den Griff bekommen will und der als „1000-Stellen-Beschluss“ bekannt wurde. Die Zahl 1000 ist dabei nur symbolischer Natur, am Ende stand eine Einsparsumme, und um die zu erreichen, schrumpfte die Belegschaft zunächst um 507 Vollzeit-Stellen. Personaldezernent Christian Kromberg kann hier Vollzug melden, „wir liegen im Plan“. Aber jetzt steht eben Stufe 2 an, und in deren Zuge sollen noch einmal 183 Vollzeitstellen dem Rotstift zum Opfer fallen. Macht zusammen 690.

Was das für manche ausgelaugte Abteilung jetzt schon bedeutet, schilderten Erzieherinnen oder Bürokräfte bei der Personalversammlung in Messehalle 7, und trafen damit offenbar eher den Nerv der Politik als zu anderen Gelegenheiten mit polternden oder flammenden Gewerkschafter-Reden.

Will Essen wirklich „sparen bis der Arzt kommt“, wie das Motto des Belegschaftstreffens nahelegte? „Der Druck muss weggenommen werden“, fordert jedenfalls Gaida, der aus vielen Schilderungen weiß, wie die Hetze von Problemfall zu Problemfall „die Leute fertig macht“.

Sparkurs beschere an anderen Stellen neue Freiräume

Dass der Personalabbau mancherorts zu Schwierigkeiten führt, mag Personaldezernent Christian Kromberg gar nicht in Abrede stellen: „Wo es Probleme gibt, steuern wir nach“, sagt er – und gibt zu bedenken, dass der Sparkurs an anderen Stellen auch neue Freiräume bescherte: In den vergangenen vier Jahren seien 481 Auszubildende neu eingestellt und 171 übernommen worden, es gab 537 externe Einstellungen (zu denen auch entfristete Arbeitsverträge gehören, und 734 Beförderungen.

Will sagen: Hätte die Stadt Essen sich mit der rigorosen Personalpolitik nicht durchgesetzt, wäre all dies nicht möglich gewesen. Und hat nicht auch der Personalrat die Stellenschmelze mitgetragen?

Kritik an "Hauruck-Verfahren"

Das schon, kontert Personalrats-Chef Kai-Uwe Gaida, aber doch nur als auf längere Zeit gestreckten Ausstieg aus bestimmten Arbeitsfeldern. Bis 2020 hätte man die gut 500 Stellen abbauen wollen, und nicht bis 2015, „das ist jetzt ein Hauruck-Verfahren“. Im Raum stehe nur eine geforderte Einsparsumme, aber nicht ein nachhaltiges Konzept mit einer Aufgabenkritik, von welchen Dingen man sich nun zu trennen habe. „Viele Kollegen machen den gleichen Kram wie früher“.

Nur eben mit deutlich weniger Leuten. Wozu das führt, liegt für Gaida auf der Hand. Er fordert, die befristeten Verträge zu entfristen und die zweite Stufe des Personalabbaus auszusetzen. Bei einem durchschnittlichen Personalkosten-Aufwand von 48.000 Euro für jede der 183 Stellen wären also 8,8 Millionen anderswo einzusparen. Nur wo?