Ein Bürgerbegehren soll die von der Stadt geplanten Kürzungen bei den Stadtteilbibliotheken verhindern. Dafür sprachen sich bei einer Bürgerversammlung in der Zeche Carl alle Anwesenden einstimmig aus.
„Wir werden sofort starten“, sagt Mit-Organisator Patrick Köbele. Die Listen sind fertig gedruckt, der Text sei rechtlich abgesichert. Nun müssen 14 000 Unterschriften zusammenkommen, um die angekündigten Sparmaßnahmen der Stadt, über die der Rat im November entscheiden will, auszubremsen. Die sehen vor, 16 von 111 Stellen in den öffentlichen Büchereien zu streichen – die Folge wären kürzere Öffnungszeiten in den Stadtteilbibliotheken.
Im Frühjahr, bei ersten Diskussionen über das Sparpaket, wollte man drei Bibliotheksstandorte sogar komplett schließen. Schon damals drohte ein Bürgerbegehren, doch „auf unseren Druck wurden die Pläne auf Eis gelegt. Allerdings trauten wir dem Frieden nicht so richtig. Unser Misstrauen war gerechtfertigt“, sagt Köbele. Jetzt wird die eingefrorene Begehrens-Initiative wieder aktiviert, um dem „Bibliothekssterben auf Raten“, wie es heißt, Einhalt zu gebieten. „Wer an Bildung spart, spart auch an der Zukunft unserer Kinder. Das ist so unsinnig wie kurzfristig gedacht. Denn Sparen an Bildung wird uns später das Doppelte und Dreifache kosten“, ist Heike Jandke-Bornschein überzeugt. Die Karnaperin musste schon miterleben, wie ihre Stadtteilbücherei die Pforten schloss. „Viele Familien mit Kindern und ältere Menschen nutzen die städtischen Büchereien regelmäßig. Längere Wege und kundenunfreundliche verkürzte Öffnungszeiten sind gerade für diese Bürger einfach nicht hinnehmbar.“
Aber es geht an diesem Abend um mehr, als um die Sparmaßnahmen bei den Stadtteilbibliotheken. Groß ist der Unmut der 40 Anwesenden auch über die angekündigten Stellenstreichungen bei der Volkshochschule, den Schulhausmeistern, im Offenen Ganztag und über den Stellenabbau bei den Bürgerämtern. „Wir Bürger haben die Milliardenschulden der Stadt nicht zu verantworten, sollen aber dafür büßen“, schimpft Ratsmitglied Dietrich Keil vom linken Bündnis „Essen steht auf“. Der geplante „Kahlschlag“ der Stadt würde 32 Millionen Euro einsparen, doch das sei nur ein „Tropfen auf dem heißen Stein“ „Für die Schulden zahlt die Stadt allein 100 Millionen Zinsen im Jahr.“
Auch gegen andere Sparpläne der Stadt will die Versammlung Bürgerproteste initiieren. Von der Idee, ein gebündeltes Bürgerbegehren, wie seinerzeit gegen den Masterplan Sport, auf den Weg zu bringen, ist Köbele allerdings nicht wirklich überzeugt. „Das wird für den Einzelnen zu unübersichtlich.“ Außerdem sei es besser, mit einer klaren Botschaft auf Stimmenfang zu gehen.