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Die Schulhausmeister schieben zahllose Überstunden vor sich her, sind chronisch überlastet und können ihren Aufgaben nicht mehr voll gerecht werden. Begonnen habe die Entwicklung mit dem Wegfall von 20 Hausmeisterstellen im Jahr 2008.

Vor zehn Tagen berichteten wir über die Teilnehmer eines Malkurses, die vom Hausmeister des Maria-Wächtler-Gymnasiums weggeschickt wurden: Er könne nicht bis 21.30 Uhr arbeiten, um nach Kursende die Schule abzuschließen. Von einem bedauerlichen Einzelfall sprach der Leiter des Schulverwaltungsamtes Rainer Gebhard. Man arbeite an einer verlässlichen Lösung.

Auf die hofft Oliver Schulz von der Taekwondo-Abteilung des Rüttenscheider Sportclubs schon länger. „Seit Monaten wird an dieser Schule mit Vertretungen gearbeitet: An manchen Tagen hängen Zettel an der Tür, die Halle bleibe wegen Krankheitsfalles bis auf Weiteres geschlossen, am übernächsten Tag weiß die Hausmeistervertretung nicht, dass wir dort trainieren dürfen und verweigert uns den Zugang.“

Hausmeister sind oft an mehreren Schulen eingesetzt

Es sei vorgekommen, dass ein Trainer mit zwei Jugendgruppen eine Stunde lang vor der Halle ausgeharrt habe. „Sie können ja nicht 50 Kinder unbeaufsichtigt in der Dunkelheit nach Hause schicken, sondern müssen die Eltern informieren.“ Den Hausmeistern macht Schulz keinen Vorwurf: Viele kämen sogar außerhalb der Dienstzeit, um den Vereinsbetrieb aufrecht zu erhalten. „Die arbeiten oft am Limit, weil sie oft an mehreren Schulen eingesetzt sind.“

Das Problem ist dem Personalrat der Stadt bekannt: „Die Zahl der Überlastungsanzeigen steigt stetig. Die Kollegen melden: ,Ich kann nicht mehr’. Gleichzeitig haben wir einen hohen Krankenstand, wodurch die Belastung für die gesunden Kollegen weiter zunimmt“, sagt der stellvertretende Leiter des Personalrates Dirk Achatz. Begonnen habe die Entwicklung mit dem Wegfall von 20 Hausmeisterstellen im Jahr 2008, „der wir mit Bauchschmerzen zugestimmt haben“. Auch weil der Personalrat die „Tandem-Lösung“ für praktikabel hielt: Danach betreut ein Hausmeister zwei benachbarte, kleine Schulen.

Freiwerdende würden nicht neu besetzt

Inzwischen seien etliche Mitarbeiter gleich für drei oder vier Schulen zuständig. „Die verbliebenen 180 Hausmeister-Jobs gibt’s nur noch auf dem Papier.“ Freiwerdende Stellen würden nicht besetzt – irgendwie müsse die Verwaltung ja den 1000-Stellen-Sparbeschluss des Rates umsetzen.

Das Schulverwaltungsamt rechnet ein wenig anders, bestätigt Achatz’ Einschätzung aber im Grundsatz. Demnach gebe es neben 175 Stammhausmeistern, die fest an einer der 200 Essener Schulen beschäftigt sind, rund 40 Hilfs- und Vertretungshausmeister; zumindest theoretisch. „Gut zehn Prozent der Stellen sind nicht besetzt“, schätzt der Leiter des Schulverwaltungsamtes, Rainer Gebhard. Das 1000-Stellen-Sparprogramm zwinge zur „Reduzierung der Leistungen“: Vorrangig sollen Hausmeister den Schulbetrieb sicherstellen, die abendlichen Schließdienste sind quasi die Kür. Wenn möglich, übertrage man Sportvereinen die Schlüsselgewalt. Auch Oliver Schulz hat einen Schlüssel für die große Maria-Wächtler-Halle, die Kleine liegt jedoch im Schulhaus: „Da sind wir auf den Hausmeister angewiesen.“

Intensive Gespräche mit der Verwaltung

Es gebe derzeit intensive Gespräche mit der Verwaltung, um Lösungen zu finden, die allen Nutzern der Schulen gerecht werden, so Dirk Achatz vom Personalrat. „Im Moment sind viele Hausmeister froh, wenn die Schüler mit warmen Popo im Klassenraum sitzen und der Schulhof laubfrei ist.“

Schon um sich für einen Winter wie den im vergangenen Jahr zu wappnen, müsse die Stadt handeln: „Niemand kann gleichzeitig drei Schulhöfe vom Schnee befreien.“