Essen. . Eigentlich hatte die Suchthilfe Essen gehofft, dass ihr neues Hilfsprojekt für die Trinkerszene bereits im Mai starten könnte. Doch nun wird es frühestens Mitte Juni, bis die ersten Suchtkranken den Besen für Bier schwingen. Details des Konzepts liegen aber schon vor.

Einzelhändler, besonders um den Willy-Brandt-Platz, warten gespannt darauf: Doch das Projekt „Putzen für Bier“ in der Innenstadt verzögert sich. Ursprünglich hatte der Träger, die Suchthilfe, mit einem Start im Mai geliebäugelt. Doch wie Sozialdezernent Peter Renzel auf Nachfrage bestätigte, müssen die verantwortlichen Gremien dem Konzept noch zustimmen. Auch die Stelle des Projektleiters ist deshalb noch nicht besetzt. Sie ist bisher lediglich intern bei der Suchthilfe ausgeschrieben.

Renzel rechnet derzeit mit einem Start Mitte Juni für das bundesweit beachtete Projekt, bei dem Süchtige aus der Trinkerszene in der City Müll aufsammeln und als „Motivation“ unter anderem mit Bier belohnt werden sollen. Vorbild ist ein Versuch aus Amsterdam, der dort schon seit längerem erfolgreich läuft und der helfen soll, Trinker zumindest zeitweise von der Straße zu bekommen.

Name und auch Konzept stehen

Zumindest der Name und auch das Konzept für das Essener Modell stehen. Die Suchthilfe nennt es „Pick up“, und sie will zunächst mit fünf Reinigungskräften beginnen, so der Geschäftsführer der Suchthilfe, Klaus Mucke. Erste Gespräche mit Interessenten gebe es bereits. Die Bereitschaft bei vielen sei groß. Im Vorfeld hatte eine Umfrage der Suchthilfe in der Trinkerszene ergeben, dass sich drei von vier Arbeitslosen wieder einen Job und damit einen geregelten Tagesablauf wünschen. Allerdings gibt es bei den Betroffenen auch kritische Stimmen – nach dem Motto: „Ich räume doch nicht den Müll der anderen weg“.

Das Projekt läuft zunächst ein Jahr und wenn es gut ankommt, könnten aus den anfänglich fünf Teilnehmern zehn werden. Arbeitskleidung, Müllpicker und Besen stellen die Essener Entsorgungsbetriebe. Getränke und ein warmes Essen organisiert die Suchthilfe.

1,25 Euro Aufwandsentschädigung vom Jobcenter

Da es als Arbeitsgelegenheit (Ein-Euro-Job) angelegt ist, bekommen die Putzkräfte zusätzlich 1,25 Euro als Aufwandsentschädigung vom Jobcenter. Mit der Behörde werden die Teilnehmer eine so genannte „Eingliederungsvereinbarung“ abschließen müssen, die in der Regel auch Sanktionen vorsieht, wenn die Ein-Euro-Jobber ihrem Dienst fernbleiben. Doch Projektleiter Oliver Balgar warnt vor zu hohen Hürden. „Das sind Menschen, die eine regelmäßige Beschäftigung nicht gewohnt sind. Wir wissen, dass sie nicht täglich kommen werden. Auch die tägliche Arbeitszeit wird unterschiedlich sein.“ Anfangs könnten es vielleicht maximal drei Stunden pro Tag sein, die die Teilnehmer durchhalten.

Wenn das Projekt startet, wird die Putzkolonne montags bis freitags am Willy-Brandt-Platz, im Waldthausenpark oder um die Marktkirche auf Sammeltour gehen. Die Tour legt der Projektleiter fest, der nicht nur Betreuer für die Teilnehmer sein soll sondern bei Problemen auch ein Ansprechpartner für die Einzelhändler.