Essen. Eigentlich sollte es mit dem Projekt „Pick up“ gegen die Auswüchse in der Trinkerszene und für mehr Sicherheit und Sauberkeit in der Essener Innenstadt am 1. Mai losgehen. Doch die Finanzierung des Programms für chronisch Süchtige ist nach wie vor nicht geklärt.

Die ersten Reinigungs-Routen sind abgesteckt, Müllpicker, Besen und Warn-Westen haben die Essener Entsorgungsbetriebe bereitgestellt, ein paar freiwillige Teilnehmer sind so gut wie ausgeguckt und einen Namen hat das bundesweit einmalige Pilotprojekt gegen die unschönen Auswüchse der Trinkerszenen auch schon: „Pick up“, das neue Bier-und-Besen-Beschäftigungsprojekt der Essener Suchthilfe für Schwerstabhängige, könnte eigentlich wie geplant zum 1. Mai starten. Wenn nur nicht das leidige Geld wäre: Denn nach wie vor ungeklärt ist, aus welchen Töpfen das bereits international beachtete Vorhaben für mehr Sicherheitsempfinden und Sauberkeit in der City nach Amsterdamer Vorbild letztlich finanziert wird.

Es geht um nur eine Stelle

Dabei geht es um nicht mehr als eine einzige Stelle eines Anleiters, der die bis zu zwölf Langzeitarbeitslosen unter seine Fittiche nimmt, wenn sie rund um den Willy-Brandt-Platz, den Waldthausenpark und die Marktkirche auf Müllsammeltour gehen, um im Gegenzug ein paar Bier, ein warmes Essen und 1,25 Euro Stundenlohn zu bekommen.

Dass „Pick up“ mangels monetärer Masse am Ende ganz am Boden bleiben könnte, mag zwar niemand allen Ernstes glauben. Doch wird das Hilfs-Programm für chronisch Mehrfachabhängige nach Informationen der Redaktion mit deutlicher Verzögerung und voraussichtlich frühestens im Juni an den Start gehen können.

Stadt und Geschäftsleute hegen große Hoffnungen

Dabei verknüpfen die Stadt Essen und die Geschäftsleute große Hoffnungen mit dem Projekt, das den Teilnehmern einerseits Tagesstruktur und ein neues Selbstwertgefühl geben, andererseits aber auch Umsatzeinbußen und einen Imageschaden für die Einkaufsstadt abwenden soll. Abseits des Sicherheit-und-Sauberkeit-Effekts werden durch die ständige Präsenz des Anleiters an den Szenetreffpunkten nicht nur Konflikte in der Szene entschärft.

Abhängige, die sich zu viele Gifte verabreicht haben, können zudem ins Drogenhilfezentrum begleitet werden, wo sie medizinische Hilfe erfahren, so der Plan. Das alles spart nach Einschätzung der Suchthilfe letztlich mehr Geld an anderer Stelle, als dass es kostet: Es dürften weniger Krankentransporte notwendig sein und die Doppelstreife aus Polizei und Ordnungsamt werde entlastet. Doch diese Rechnung hat wohl noch niemand sonst aufgemacht.