Essen. Die Zahl der Flüchtlinge steigt weiter und bringt die Stadt unter Zugzwang. Schnellstmöglich müssen neue Unterkünfte geschaffen werden, um die Menschen unterzubringen. Am Freitag entscheidet der Rat über drei mögliche Standorte.

Der anhaltende Zustrom von Asylbewerbern wirft alle bisherigen Prognosen über den Haufen und bringt die Stadt unter Zugzwang. Es müssen weitere Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden und das möglichst schnell. Deshalb wird die Sozialverwaltung dem Rat in seiner Sondersitzung am Freitag drei mögliche Standorte vorschlagen, die als so genannte Behelfsunterkünfte mit Platz für insgesamt 270 Neuankömmlinge in Betrieb genommen werden können. 50 Plätze sollen in der Filiale der Nikolausschule an der Schwanhildenstraße in Stoppenberg entstehen. 100 weitere Menschen, so der Plan, wären in der Markscheideschule an der Markscheide in Altendorf und weitere bis zu 120 Flüchtlinge in der Tiegelschule an der Tiegelstraße im Nordviertel unterzubringen, wenn es das Planungsrecht erlaubt.

1,5 Millionen Euro veranschlagt die städtische Immobilienwirtschaft für den Umbau der drei Gebäude, die seit dem 1. August leer stehen. Wie die ehemalige Walter-Pleitgen-Schule in Frintrop und die Dilldorfschule in Kupferdreh, in die bereits Asylbewerber eingezogen sind, will die Stadt auch die drei neuen Einrichtungen rund um die Uhr von einem externen Dienstleister betreuen lassen. Ob abermals die Essener „european homecare GmbH“ zu Zuge kommt, ist offen. „Wir sind in der Prüfung, ob die Aufträge ausschreiben lassen müssen“, sagte Sozialdezernent Peter Renzel bei der gestrigen Vorstellung der Pläne.

Infoabende in den Stadtteilen

„Wir wollen die Bevölkerung möglichst schnell informieren“, machte Renzel deutlich: Für die kommende Woche sind Infoveranstaltungen in den Stadtteilen geplant. Wo und wann genau, konnte Renzel gestern noch nicht sagen. Die Termine sollen rechtzeitig bekannt gegeben werden.

Der Druck auf die Kommune wächst: Die für Ende des Jahres vorausgesagte Zahl von rund 1000 Asylbewerbern, die in Essen ein Dach über dem Kopf benötigen, wurde bereits Ende Oktober erreicht. Renzel geht inzwischen davon aus, bis zum Ende des Jahres 150 weitere Flüchtlinge unterbringen zu müssen, und der Trend werde sich fortsetzen, so dass 2014 rund 1800 Plätze in Unterkünften benötigt werden. 985 Menschen kann die Stadt zurzeit mit einem Dach über dem Kopf versorgen: 720 in regulären Übergangsheimen, 215 in den Behelfseinrichtungen an der Oslender Straße und Im Neerfeld sowie 50 im Haus an der Dahlhauser Straße.

Was heißt: Selbst wenn die drei neuen Standorte in zwei bis vier Monaten bezugsfertig sind, müssten mehr als 500 weitere Plätze her. Die Immobilienwirtschaft sucht bereits nach Grundstücken, die für einen Neubau von Heimen geeignet sind. Im neuen Jahr will Renzel erste Vorschläge machen. Großunterkünfte seien nicht geplant.