Essen. Beide hatten erst andere Berufe. Dann wurden Alena Miera und ihr Mann Marcel Tageseltern. Das Paar hat sich in Essen-Holsterhausen mit der „Däumelinchen Kindertagespflege“ selbstständig gemacht. Monatelang suchten die beiden nach passenden Räumlichkeiten. Denn: „Kinder will keiner im Haus haben.“
Sie war einmal Arzthelferin, er Speditionskaufmann. Sie sind ein Ehepaar und auch beruflich ein Team: Alena Miera und ihr Mann Marcel haben sich selbstständig gemacht, als Tageseltern im Stadtteil Holsterhausen. Mit ihrer „Däumelinchen Kindertagespflege“ haben sich die Mieras auf die Betreuung von Mädchen und Jungen bis zum dritten Lebensjahr spezialisiert. „Unsere Plätze sind bis Ende 2015 ausgebucht“, sagt die 28-jährige Tagesmutter, die sich mit ihrem Mann um neun Kinder kümmert.
Seit dem 1. August haben Eltern von ein- bis dreijährigen Kindern in NRW einen Anspruch auf einen Platz in einer Tageseinrichtung oder einer Kindertagespflege. Zuständig hierfür sind die Jugendämter. Die Stadt Essen sei hier „ganz gut aufgestellt“, betont Jugendamts-Sprecher Peter Herzogenrath. Am 1. Oktober standen auf der Warteliste des Amtes noch 155 unter Dreijährige, für die noch kein Platz gefunden wurde. „Gleichzeitig gab es aber noch 116 freie Plätze in der Kindertagespflege.“ Da passe eben manchmal das Angebot nicht zur Nachfrage.
Alena und Marcel Miera, Eltern zweier Mädchen, wurden vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) für ihren zweiten Beruf, der beiden eine Herzenssache ist, geschult. „Das war eine 160-stündige Ausbildung, bei der man alles Notwendige lernt – vom Wickeln eines Babys bis hin zur Kinderernährung.“ Marcel Miera hat seinen alten Job gekündigt. „Weil er mir keine Freude mehr machte, fiel mir die Entscheidung auch sehr leicht“, sagt der 34-Jährige strahlend, während er mit Hanna und Jolin, beide zwei Jahre alt, durch den Raum tollt. Der Mann fürs Toben.
Die Stadt konnte nicht helfen
Zuerst hat seine Frau Alena zwei Kinder in ihrer privaten Wohnung in Überruhr betreut. Für ihre „Däumelinchen Kindertagespflege“ brauchten die Mieras größere Räume. Und mussten bei der Suche die bittere Erfahrung machen: „Kinder will keiner im Haus haben.“ Weder die Stadt noch Wohnungsbau-Genossenschaften konnten da weiterhelfen. Nach neun Monaten hatten die Tageseltern endlich Glück. An der Gemarkenstraße konnten sie ein Haus im Hof mieten und draußen auch einen kleinen Spielplatz mit einer Rutsche, einem Sandkasten und Kletterhaus einrichten. „Der Vermieter hat schon Enkelkinder und fand unsere Idee einer Kindertagespflege ganz toll.“
Die Mieras sind der Ansicht, dass Kinder bis zu drei Jahren sehr gut bei einer Tagesmutter oder Tageseltern aufgehoben sind. „Weil da weniger Kinder zusammen sind als in einem Kindergarten und man auf jedes Kind besser eingehen kann.“ Ab dem dritten Lebensjahr sei dann der Kindergarten die bessere Adresse. „Weil die etwas Größeren noch andere Angebote, eine andere Förderung brauchen.“
Gefragt nach einem weiteren Tipp für Eltern, meinen die Mieras: „Bei der Erziehung konsequent sein.“ Viele Mütter und Väter, die ihre Kinder betreuen ließen, hätten ein schlechtes Gewissen. „Das versucht man dann häufig durch Nachgiebkeit wettzumachen. Nur tut man Kindern damit nichts Gutes. Erziehung fängt eben schon bei den ganz Kleinen an.“