Essen. . Seit 1. August haben auch Kinder unter drei Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Die Stadt Essen hat 194 Eltern noch kein passendes Angebot machen können, trotzdem hat bislang noch niemand den Klageweg beschritten.
Der große Tag fiel mitten in die Schulferien, wenn auch viele Kitas für drei Wochen schließen: In den noch geöffneten Einrichtungen erleben seit 1. August etliche Kinder unter drei Jahren ihre Eingewöhnung, denn nun haben auch sie einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Die Stadt hat sich darauf mit einem Kraftakt vorbereitet, doch Bildungsdezernent Peter Renzel sagt auch: „Wir können nicht vermitteln, was wir nicht haben.“
Konkret heißt das, dass von den 750 neuen Plätzen, die zum Stichtag entstehen sollten, erst 474 bereit stehen. Manche Baumaßnahme habe sich verzögert, aber die fehlenden Plätze sollen im Laufe des Kindergartenjahres kommen, versichert Renzel. Läuft alles glatt, wird Essen am Ende dieses Kita-Jahres 4711 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren anbieten. Das entspricht für die Altersgruppe einer Versorgungsquote von 35 Prozent, und damit dem vom Gesetzgeber angepeilten Richtwert.
Bedarf der Städte liegt über den Wert
Doch erstens liegt der tatsächliche Bedarf in Großstädten über diesem Wert, zweitens bevorzugen die meisten Eltern auch für Kleinstkinder einen Platz in einer Kita: Von den 4711 Essener U3-Plätzen sind jedoch etwa ein Drittel bei Tageseltern angesiedelt. „Auch darum wird das Vermittlungsgeschäft jetzt zusehends schwieriger“, sagt Renzel. Derzeit gibt es in Essen noch 194 Eltern, die eine Betreuung für ihr Kind suchen, gleichzeitig hat die Stadt 190 freie Plätze – die meisten freilich bei Tageseltern.
„Viele Eltern möchten nicht, dass ihr Kind in einer Privatwohnung betreut wird, andere befürchten, dass es keine Vertretung gibt, wenn die Tagesmutter mal krank wird“, so Renzel. Dabei gebe es heute Verbünde von Tageseltern, die kindgerechte Räumlichkeiten anmieten und für Krankheits- und Urlaubsvertretungen sorgen. „Die Tagespflege wird immer professioneller und kann eine gute Alternative sein, aber manche Eltern warten lieber auf den Kita-Wunschplatz.“
Daneben sei die Entfernung das größte Vermittlungshindernis: Niemand wolle ja quer durch die Stadt zur Kita fahren. In Einzelfällen lehnten Eltern eine Einrichtung ab, weil ihnen Ausstattung oder Umfeld nicht zusagen. „Das Team im Familienpunkt macht einen Riesenjob, doch Plätze herbeizaubern können sie nicht“, sagt Renzel.
Noch keine Klagen gegen die Stadt
Bislang gebe es noch keine Klage gegen die Stadt, doch darauf wolle man sich nicht ausruhen. Vielmehr hoffe er, auch den noch suchenden Eltern in den kommenden drei, vier Monaten ein passgenaues Angebot machen zu können. Schließlich würden stetig neue Plätze geschaffen, so gehe im September die neue Awo-Kita an der Grillostraße an den Start. „Alles in allem sind wir zufrieden“, sagt der Dezernent. „Aber jeder Einzelfall, wo es nicht klappt, ist für die betroffenen Familien natürlich eine Katastrophe.“