Essen. Eine Woche, nachdem der Rechtsanspruch auf eine Betreuung auch für Kinder unter drei Jahren gegriffen hat, ist die Situation aus Sicht der Essener Verwaltung einigermaßen entspannt. Von den ursprünglich geplanten 750 neuen Plätzen konnten erst 474 realisiert werden, die Jugendplaner scheinen damit bislang aber ganz gut über die Runden zu kommen.
Es ist für die Stadt so etwas wie eine Punktlandung in der Kita-Landschaft – trotz einiger unvorhersehbarer Turbulenzen: Obwohl von den ursprünglich geplanten 750 neuen Plätzen für die Betreuung der Ein- und Zweijährigen in Essen mit Beginn des neuen Kindergartenjahres erst 474 realisiert werden konnten, scheinen die Jugendhilfeplaner bislang ganz gut über die Runden zu kommen.
194 Eltern, denen das Jugendamt noch kein Angebot machen konnte, dass ihnen gepasst hätte, stehen aktuell 190 freie Plätze gegenüber – zwei Drittel davon in der Tagespflege, der Rest in Einrichtungen. Und: „Wir haben bislang keine Klagen – toi, toi, toi“, kommentierte Jugendamtsleiterin Christina Bäuerle gestern die vorläufige Bilanz.
Eine Woche, nachdem der Rechtsanspruch auf eine Betreuung auch für Kinder unter drei Jahren gegriffen hat, ist die Situation aus Sicht der Verwaltung einigermaßen entspannt, selbst wenn manche Eltern es als eine persönliche Katastrophe in der Lebensplanung empfunden haben mögen, dass der Wunschplatz in der Wunscheinrichtung zum Wunschtermin nicht zur Verfügung stand.
Noch in diesem Jahr weitere Kita-Plätze
Doch wie es bei solchen Mammut-Projekten wie dem Kita-Ausbau nun mal so ist: Dass sich der ein oder andere Neu- oder Umbau einer Einrichtung aus planerischen Gründen verzögert hatte, räumte die Stadtverwaltung bereits vor Wochen ein. Doch noch in diesem Jahr sollen zusätzliche Kapazitäten nutzbar sein – etwa ab September eine Kita der Arbeiterwohlfahrt an der Grillostraße. Im November, spätestens im Dezember öffnen sich dann die Pforten für die Jüngsten auch an der Veronikastraße in Rüttenscheid, und für Kettwig sind am Mintarder Weg aktuell ebenfalls weitere Plätze in der Mache. „Diese Einrichtung wird 2014 eröffnet“, kündigte Bäuerle gestern an: „Es ist durchaus noch Bewegung da.“ – Und die Jugendamtsleiterin zuversichtlich, den noch suchenden Eltern in den kommenden Wochen ein vielleicht passgenaueres Angebot machen zu können.
Läuft alles nach Plan, will die Stadt zum Ende des noch jungen Kita-Jahres insgesamt 4711 Betreuungsplätze für die Jüngsten anbieten – ein Drittel davon in der Tagespflege, die nicht nur aus Sicht der Eltern, sondern auch der Jugendhilfe durchaus verbesserungswürdig ist.
Große Pläne für die Kleinsten, die die Ratsfraktion der Linken bereits im Mai gefordert hatte, werden zurzeit nach entsprechenden politischen Beschlüssen im zuständigen Fachausschuss und im Rat der Stadt umgesetzt.
Ersatz für kranke Tagesmütter
Dazu zählen etwa Mietkostenzuschüsse für Tageseltern, aber auch verbindliche Vertretungsregelungen im Krankheitsfall, „die in der Vergangenheit nicht immer ausreichend waren“, so Bäuerle.
Fällt eine Tagesmutter aus, soll künftig zuverlässig Ersatz parat stehen. So hofft die Stadt, die Akzeptanz für einen solchen Betreuungsplatz außerhalb einer Einrichtung bei jenen Eltern nach vorne zu bringen, die bislang lieber auf einen Platz in einer Kita warten, als ihre Sprösslinge in Privatwohnungen betreuen zu lassen.
Mindestens zwei Jahre werden nun noch ins Land gehen, bis das Ziel von 5500 Plätzen für die Kleinsten erreicht ist. Bis es so weit ist, gilt in der Stadt ein weiterer Ausbau der Tagespflege als nicht ausgeschlossen: „Abhängig von der Nachfrage in 2013 – 2015 kann sich das Erfordernis einer Ausweitung ergeben, da bis dahin gegebenenfalls noch nicht ausreichend Kita-Plätze zur Verfügung stehen“, hieß es bereits im Juli.
Eine Formulierung, die bei Kritikern die Alarmglocken läuten ließ: Obwohl der Gesetzgeber den Rechtsanspruch durch eine Betreuung in der Tagespflege ausdrücklich ebenso erfüllt sieht wie in einer Kita, warnen etwa die Linken vor einem massiven Ausbau als Billig-Ersatz für womöglich fehlende Plätze in Einrichtungen.