Essen. . Mit den Stadtgartenzwergen ist in der Brunnenstraße ein bislang einmaliges Betreuungsangebot für unter Dreijährige entstanden. Dort werden Tageseltern fest angestellt. Angesichts des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz plant die private Initiative ein weiteres Projekt in Rüttenscheid.

Nur wenige Dinge sind bei jungen Eltern so begehrt wie ein Kita-Platz. Vor allem für die Betreuung unter Dreijähriger ist die Zahl der Interessenten weitaus höher als das Angebot. Ein Umstand, der vermehrt auch private Initiativen auf den Plan ruft. In der Brunnenstraße eröffnete jetzt die private Kita „Stadtgartenzwerge“. Neun Kinder im Alter von vier Monaten bis zu drei Jahren werden dort im Halb- und Ganztagesbetrieb betreut. Nach Angaben der Träger hatten im Vorfeld mehr als hundert Eltern Interesse bekundet.

Betreuungsbedarf ist riesig

Streng genommen ist die neue unmittelbar am Stadtgarten gelegene Einrichtung keine Kita, sondern eine Tagespflegestelle. Der feine Unterschied: Die Räumlichkeiten sind von ihrer Ausstattung und den Sicherheitsstandards denen eines Kindergartens ähnlich. Betreut wird die überschaubare Gruppe an Kindern allerdings rund um die Uhr von fest angestellten Tagesmüttern und - Vätern, einer Erzieherin und einem Kinderpfleger. Gemeinsam mit ihrem Mann hatte sich die Initiatorin Jutta Behrwind im Februar entschieden, auf der knapp 100 Quadratmeter großen Bürofläche an der Brunnenstraße ein neues Angebot zu schaffen - denn der Bedarf ist riesig.

„Wir sind in Essen die einzige Einrichtung mit fest angestellten Tageseltern“, sagt Behrwind, die in Huttrop bereits die Kita Kinderkiste betreibt. Was in anderen Städten in NRW längst Alltag sei, gestalte sich in Essen noch als schwierig: „Eine Satzung des Jugendamts verhindert, dass die Stadt die Beiträge für Tageseltern an Dritte, in diesem Fall also uns zahlt. Nur durch eine Kompromisslösung konnten wir die Stadtgartenzwerge ins Leben rufen“, sagt Behrwind. Das Jugendamt habe aber zugesichert, die Satzung ändern zu wollen - schließlich setzt der nahende Rechtsanspruch die Stadt zunehmend unter Druck.

Jutta Behrwind.
Jutta Behrwind. © WAZ FotoPool

Da die Nachfrage nach derartigen Betreuungsangeboten weiterhin sehr hoch ist, plant Jutta Behrwind bereits weitere Projekte. Im kommenden Frühjahr soll - sofern alles nach Plan verläuft - ein vergleichbares Angebot in Rüttenscheid entstehen. Derzeit laufen die Verhandlungen über die Räume. Wie viele Plätze angeboten werden, hänge von den Verhandlungen mit dem Jugendamt ab. Behrwind setzt auf bewegliche Lösungen statt der durch das Kinderbildungsgesetz (Kibiz) vorgegebenen starren Betreuungszeiten. Eine Flexibilität, die die Eltern mit großer Dankbarkeit belohnen: „Die Räumlichkeiten sind wirklich super auf die Kinder abgestimmt. Die Einrichtung ist mehr als eine Verwahrstation“, so Tanja Seck (38). Während ihr Sohn Henry bereits die neuen Spielzeuge begutachtet, betont die junge Mutter, wie wichtig ein Betreuungsplatz für Eltern ist: „Überhaupt einen Platz zu haben, ist toll. Dass es nun aber ausgerechnet hier geklappt hat, ist ein Geschenk des Himmels.“ Ohne den Kita-Platz sei eine Rückkehr in den Beruf unmöglich gewesen.