Essen. Wieder wird gegen das Bekleidungsgeschäft “Oseberg“ demonstriert, das Artikel der bei Neonazis und rechts Gesinnten beliebten Marke „Thor Steinar“ verkauft. Das Ziel der Gegner: Der Mietvertrag soll gekündigt werden.
Fast fünf Jahre ist es her, dass an der Viehofer Straße das Bekleidungsgeschäft „Oseberg“ der Mittenwalder „MediaTex GmbH“ eröffnet hat. Es verkauft einzig Artikel der bei Neonazis und rechts Gesinnten beliebten Marke „Thor Steinar“. Und es ist noch immer da, zum Unmut antifaschistischer Gruppen wie der „Antifa Essen Z“ und „Essen stellt sich quer“, das überparteiliche Bündnis gegen Rassismus und Rechtsradikalismus. Oft wurde in den vergangenen Jahren gegen „Oseberg“ protestiert – am 28. September ist es wieder so weit: Antifaschistische Gruppen aus Essen und Umgebung rufen zur Demo gegen „Oseberg“ auf, da im September die Kündigungsfrist für den Vermieter enden solle.
Man demonstriere, da Bekleidungsstücke von „Thor Steinar“ durch ihre Schriftzüge und Symbolik Bezug auf Hooligankultur, Nationalsozialismus, Wehrmacht, deutsche Kolonialgeschichte und den neoheidnischen Germanenkult nehmen würden, heißt es seitens der „Antifa“. In der rechten Szene würden sie als Erkennungszeichen gelten. Das Tragen dieser Kleidung ist im Bundestag, in mehreren Landesparlamenten und Fußballstadien verboten.
Arglistige Täuschung
Mehrfach hatte der Hausbesitzer vergeblich versucht, seine ungeliebten Mieter wieder loszuwerden. Von arglistiger Täuschung war die Rede, da der Hinweis auf das in rechten Kreisen beliebte Modelabel erst wenige Minuten vor der Unterzeichnung des Mietvertrages handschriftlich untergeschoben worden sei.
Eine Räumungsklage gegen Oseberg brachte keinen Erfolg; vor der 6. Zivilkammer des Landgerichtes kassierte er eine Klatsche. Die Klage sei unbegründet, der Vertrag nicht anfechtbar, arglistige Täuschung liege nicht vor. Schließlich sei sein Makler informiert gewesen, wer da einzieht. Zudem: Vor Vertragsunterzeichnung hätten die Vermieter per Internet Informationen über Marke und Diskussionen erhalten können. Somit behielt Oseberg den bis ins Jahr 2014 laufenden Mietvertrag.
Bevölkerung soll zu Protest aufgerufen werden
Laut der „Antifa“ endet in Kürze die Kündigungsfrist für den befristeten Mietvertrag. Noch bis zum 30. September habe der Vermieter Zeit ihn aufzukündigen. Damit das passiert, demonstriere man am 28. September. 150 Aktivisten werden erwartet. Unterstützt wird die Protestaktion ebenso von „Essen stellt sich quer“. Laut Sprecher Max Adelmann werde das Bündnis in Kürze die Bevölkerung ebenfalls dazu aufrufen.
„Mit unserer Demonstration wollen wir den Eigentümer der Immobilie dazu auffordern, die Gelegenheit zu nutzen und die Rechten endlich vor die Tür zu setzen“, so „Antifa“-Sprecherin Tessa Kuijer. Weiter wolle man Hauseigentümer sensibilisieren, da „Oseberg“ bald sicherlich nach Ersatz suchen würde. „Wir fordern alle Immobilienbesitzer auf, der rechten Szene keine Räume zur Verfügung zu stellen“, sagt Kuijer.
Vertrag ist verlängert worden
Einer, dem „Oseberg“ ebenfalls ein Dorn im Auge ist, ist Matthias Peiniger. „Unserem Viertel hilft dieser Laden nicht. Er passt nicht zu uns“, betont der Chef des GOP-Varietés und Vorstand der Interessen- und Standortgemeinschaft (ISG) Nördliche Innenstadt. Nicht nur die ISG sondern ebenso das Bündnis von Max Adelmann stünden mit dem Vermieter in Kontakt. „Er wusste nicht, was er sich da ins Haus holt“, sagt Peiniger. Adelmann hingegen ist wenig zuversichtlich, dass sich an der Situation etwas ändert: „Denn nach unseren Infos hat sich der Mietvertrag schon verlängert.“ Stimmt dies, sei es „skandalös“, betont Peiniger.
Der Vermieter reagiert auf NRZ-Anfrage via E-Mail: „Oseberg hat eine Option, für weitere fünf Jahre zu verlängern. Das wurde in Anspruch genommen. Meine Anwälte und ich können daran leider nichts ändern. Ich bedauere das sehr, mir sind die Hände gebunden.“ Demonstriert werde trotzdem, bekräftigt Max Adelmann. Weiter bietet „Essen stellt sich quer“ dem Vermieter an, den Vertrag kostenfrei noch einmal sachkundig prüfen zu lassen.