Essen.. Die gute Nachricht für Essener Bürger: Verglichen mit anderen NRW-Städten ist die rechtsextreme Szene in Essen eher unauffällig. Die schlechte Nachricht: Die NPD ist immer noch eine ernstzunehmende Größe in Essen. Beobachter gehen sogar davon aus, dass die NPD ihren Stand vor Ort festigen konnte.

Was machen eigentlich die Republikaner? Einer sitzt im Rat, der Rest ist nicht wahrnehmbar. Auch die Bürgerbewegung Pro NRW hat nach wie vor keine funktionierenden Strukturen. Und die örtlichen Kameradschaften reduzieren sich inzwischen auf eine einzige Truppe, die sich „Division Altenessen“ schimpft, aber selbst dem polizeilichen Staatsschutz als „eher unauffällig“ bekannt ist. Blasses Braun.

Für die lokalen Demokraten und die Sicherheitsbehörden ist es eine gute Nachricht: Was seine rechte Szene angeht, wirkt Essen verglichen mit anderen Großstädten seit Jahren ein bisschen so wie ein friedliches Schwarzwalddorf. Das war im vergangenen kaum anders.

„Ein hohes Maß an Aktivität“

In ihrem mittlerweile fünften Jahresbericht kommt auch die Antifa Essen zu einer ähnlichen Einschätzung wie der Staatsschutz: Allein die NPD nicht zuletzt mit ihrer Sogwirkung auf parteiunabhängige Neo-Nazis ist eine ernstzunehmende Größe vor Ort und „nach wie vor der bestimmende Akteur der lokalen rechten Szene“, der seine Strukturen durch die Gründung der NPD-Landeszentrale in Kray durchaus gestärkt haben könnte. „Ein hohes Maß an Aktivität“ der NPD erwarten linke Beobachter deshalb im Vorfeld der Bundestagswahl in diesem und der Kommunalwahl im kommenden Jahr.

Nach wie vor, so die Antifa, existierten intensive Kontakte zwischen dem Kreisverband und den versprengten Strukturen der Kameradschaften. Immer wieder sei es auch im vergangenen Jahr vorgekommen, dass Mitglieder des einen Lagers als Redner oder Teilnehmer auf den Kundgebungen des anderen Lagers auftraten.

Wohnung in Dellwig durchsucht

Für das „gute Verhältnis zwischen den beiden Spektren“ spreche auch, dass die NPD gemeinsam mit Anhängern des verbotenen „Nationalen Widerstands“ am 25. August eine Kundgebung in der Innenstadt organisierte.

Bei der Zerschlagung dieser und anderer rechter Gruppierungen durch das Innenministerium ist zwei Tage zuvor auch eine Wohnung in Dellwig durchsucht worden, so die Antifa: Dort wohnte eine bekannte Neo-Nazi-Aktivistin, die der Dortmunder Organisation nahestand.

An rechten Aufmärschen beteiligt sich auch die „Division Altenessen“, deren Mitglieder sich nach Erkenntnissen von Beobachtern durch „T-Shirts mit Gruppenlogo zu erkennen geben“, regelmäßig. Erstmals trat die Kameradschaft im Sommer 2011 öffentlich in Erscheinung, um dann bis 2012 in der Versenkung zu verschwinden. Bei der Polizei sind die Mitglieder der überschaubaren Truppe als „NPD-Beigänger“ bekannt. Ihre Aktivitäten seien jedoch so unauffällig, dass noch nie ein Verbot im Raum gestanden habe.