Essen. Equitana-Veranstalter Reed hatte offenbar Druck gemacht und damit den Aufschub des Messe-Baustarts ausgelöst. Für die Planer ist nun der Zeitdruck raus, dafür muss eine Weltmesse sich mit Provisorien abfinden
Den Machern der „Equitana“ konnten sie keinen vom Pferd erzählen: Wenn das Ausstellungsgelände an der Norbertstraße sich im März 2015 wieder in einen riesigen Pferdestall verwandeln soll – mit welchen Flächen kann man da rechnen? Und welchen preisen? „Uns hat interessiert: Welcher Stand hat womöglich einen riesigen Baukran als Nachbarn?“, sagt Mike Seidensticker, Sprecher beim Veranstalter Reed Exhibitions. Und stehen die 8.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche der Halle 7 beim nächsten Mal nun zur Verfügung oder nicht?
Mit diesem Drängen auf eine Antwort hat Reed wohl den spektakulären Aufschub des Messe-Baustart ausgelöst. Denn vertrösten ging nicht. In diesen Tagen, eineinhalb Jahre vor dem „Equitana“-Termin, gehen die Buchungsunterlagen an die Aussteller in alle Welt, da brauchte es eine verbindliche Zusage. Nicht erst, wenn der Bürgerentscheid an der Messe-Front für Klarheit gesorgt hat.
„Urlaub machen ist nicht“
Roland Weiss zuckt mit den Achseln: „Das einzig Sichere für uns war: Wir verschieben das alles für ein Jahr“, sagt der Generalbevollmächtigte für den Teilneubau des Messe-Areals, der nun zu Beginn der Baustelle eine Sorge weniger hat und zum Ende dafür eine große mehr.
Denn plötzlich gibt es Zeit zur ruhigen Planung, wo vorher keine war: „Wir können normal arbeiten, wo bislang sämtliche Termine auf Kante genäht waren“, aber um dies gleich klarzustellen: „Urlaub machen ist nicht.“
Denn neben der Genehmigungsplanung muss man sich jetzt schon Gedanken machen – und das ist das Problem an der Sache –, wie die verzögerte 123 Millionen Euro teure Messe-„Ertüchtigung“ hinten raus über die Bühne geht. Auffangen lässt sich die Verzögerung der Bauarbeiten um ein Jahr nicht. Also muss man jetzt genau das organisieren, von dem es bislang hieß, dass es keinesfalls zumutbar sei: Die Weltmesse „Schweißen & Schneiden“, den größten Erlösbringer der Essener Messe, 2017 auf einer Baustelle zu absolvieren.
Bis dato hatte es stets geheißen, dass der Teilneubau des Messe-Areals auf jeden Fall zwischen den beiden Terminen der im Vier-Jahres-Turnus über die Bühne gehenden Messe eingepasst werden muss. Also anfangen Ende September 2013 und fertig werden bis zum September 2017. Und nun?
Umfang der Hallen wechselt
Nun werden wohl Provisorien in beachtlichem Umfang auch die 2017er „Schweißen & Schneiden“ begleiten, keine Zelte wie bei großen Hauptversammlungen von RWE oder Eon, sondern temporäre Messehallen, die ins Geld gehen.
Je nach Messe und je nach Bauphase wechselt der Umfang dieser Hallen, zehntausende Quadratmeter werden es wohl sein. Wo sie stehen werden, mit dieser Information mag die Messe noch nicht rausrücken. Das werde man später preisgeben.
Während CDU-Fraktionschef Thomas Kufen gestern mahnte, man könne sich keine Verunsicherung der Messe-Partner leisten, „das muss jeder wissen, der Unterschriften fürs Bürgerbegehren sammelt“, drehten die Linken den Spieß um: Sie lobten die Entscheidung des Oberbürgermeisters, „die Notbremse zu ziehen“, als gute Gelegenheit, um noch mal strategische Alternativen zu prüfen. „Quasi als ,Kollateral-Schaden’“, rette Paß damit allerdings „den friedlichen Fortbestand des Viererbündnisses bis zur Kommunalwahl im Mai“.