Wenn es in diesen Tagen etwas gibt, das Essener Politikern Unbehagen bereitet, dann ist es die Zukunft der Messe. Schon seit langem kursiert die Sorge, die geplante Ertüchtigung - tatsächlich ist es ein teilweiser Neubau - sei für die maximal zur Verfügung stehende Summe Geld einfach nicht zu haben. Dass nun zwei am Wettbewerb beteiligte Architekten offen die Pläne ins Reich der Träume verweisen, ist ein Grund mehr, sehr skeptisch zu sein. Das, zumal andere Baukundige diese Ansicht teilen, wenn sie auch vorziehen, öffentlich zu schweigen.
Was folgert nun daraus? Essen muss aufpassen, nicht in eine Zugzwang-Situation zu geraten, wie es bei der Elbphilharmonie Hamburg, bei Stuttgart 21 oder beim Berliner Flughafen zu besichtigen ist. Bei aller Verschiedenheit dieser Projekte, ist das Muster immer ähnlich: Politiker beschließen einen Baustart auf Basis unseriöser, mindestens aber allzu optimistischer Kostenrechnungen, die Arbeiten beginnen, und dann folgt Kostensteigerung auf Kostensteigerung. Es bleibt dann nur, diese zähneknirschend hinzunehmen – weil man ja schlecht mittendrin aufhören und Halbfertiges hinterlassen kann.
Schon jetzt fürchten viele, die Messe könne bestenfalls einen Teil jener schönen Pläne bauen, die im Oktober 2012 mit viel Tamtam präsentiert wurden. Selbst beim Messe-Baubevollmächtigten Roland Weiss hört man Skepsis heraus, ob Extras wie die Glas-Front zur Gruga oder die Tiefgarage bezahlbar sind. Ich frage mich: Warum griff eine arme Stadt wie Essen überhaupt nach den Sternen, statt gleich das Nötige und Finanzierbare anzustreben? Und warum gab man nicht zu, dass beteiligte Architekten warnten und auf die riesige Lücke zwischen Anforderungsprofil und vorhandenem Geld verwiesen?
Wer keine Transparenz schafft, wer in den Geruch gerät, ein eher taktisches Verhältnis zur Wahrheit zu pflegen, der darf sich jedenfalls nicht wundern, wenn die Öffentlichkeit kritisch reagiert. Und der Politik kann man nur dringend raten, vor unumkehrbaren Schritten sehr genau hinzusehen. Bei Neubauten wie Museum Folkwang und dem Stadion ist Essen zuletzt gut gefahren, auch weil ein Profi wie Klaus Wolff an Bord war, der verlässlich im Kostenrahmen abzuwickeln pflegt. Beim Messe-Projekt war Wolff aber offenbar aus politischen Gründen unerwünscht. Er werde zu sehr mit der Ära Reiniger identifiziert, heißt es. Es wäre ein schwacher, ein unsouveräner Grund, bewährte Leute außen vor zu lassen.
Wie auch immer, eines sollte klar sein: Ein Bauskandal wäre das Letzte, was Essen brauchen kann.