Essen. Der teilweise Neubau ist auf der Zielgeraden, einige Zweifel bleiben: Die Messe Essen klärt auf über die Zahl der geländefüllenden Veranstaltungen, potenziell profitable Kongresse und das Absenken des Defizits. Es steht die Frage im Raum, ob die Messe tatsächlich soviel Fläche benötigt.

Die Messe Essen ist mit ihren Neubauplänen auf der Zielgeraden, am 17. Juli wird im Rat der endgültige Beschluss erwartet. Ein strahlender Einlauf wird es nicht, eher ein Stolpern ins Ziel mit letzter Kraft. Zuletzt sorgte der ehemalige Messe-Direktor Elmar Braun für Aufsehen, der Zweifel an entscheidenden Details der Neubaupläne äußerte - sehr zum Ärger seines früheren Kollegen Egon Galinnis, der die Messe als alleiniger Geschäftsführer leitet.

Braucht die Messe die 110.000 Quadratmeter Fläche nur wegen der „Schweißen und Schneiden“?

„Unsinn“, sagt Galinnis, „wir haben derzeit acht Messen, die das gesamte Gelände ausfüllen“, darunter Motor Show, Equitana und Techno Classica. Dass viele Messen aufgeplustert sind mit Ausstellern, die zum eigentlichen Thema gar nichts beisteuern, sondern nur irgendwas verkaufen wollen, ist laut Messe einerseits übertrieben, andererseits gar kein Problem. „Messen sind heute auch Events“, sagt die Kommunikations-Chefin der Messe, Brigitte Schultes. Die Angebote am Rand seien Teil ihrer Gesamtattraktivität. „Da hat sich in den letzten Jahren einiges verändert.“

Ein neues großes Kongresszentrum - warum muss das sein?

„In letzter Zeit hatten wir 16 Anfragen von Kongress-Veranstaltern, die wir wegschicken mussten“, sagt Galinnis. Essen sei ein interessantes Ziel, könne aber derzeit keine zeitgemäßen Räume in der gewünschten Größe bis zu 2000 Teilnehmern anbieten. „Jeder große Kongress bringt uns eine höhere sechsstellige Summe ein“, so Galinnis. Deshalb sei es auch keineswegs Träumerei, wenn die Messe erwarte, dass die Mehreinnahmenaus dem Kongress-Geschäft bei der Finanzierung des Messe-Standorts Essen helfen.

Warum müssen Messegebäude, die erst 2000 fertiggestellt wurden, schon wieder weichen?

„Die entscheidende Frage für die Aussteller ist die Logistik - schnelles Auf- und Abbauen.“ Um die neue Messe sinnvoll zu ordnen, auch um künftig Messen öfter parallel laufen lassen zu können, müsse ein neues Logistik-Scharnier zwischen den neuen und den älteren Hallen her. Das funktioniere nur zu Lasten der bisherigen Galeria. „Unser Gelände ist nun einmal eng begrenzt.“

Was ist mit dem Gesamtkonzept?

„Wir haben klare Ziele, einen gesunden Veranstaltungsmix mit wichtigen Leitmessen und keinen einzigen Verlustbringer unter den 50 Messen“, sagt Galinnis. Verträge für neue Messen seien unterschriftsreif, viel hänge davon ab, dass die Neubauten rasch kämen.

Dennoch beträgt das Defizit pro Jahr 13,5 Mio Euro. Wie lange noch?

„Schon 2013 wird das Defizit sinken“, so Galinnis. Man spare beim Personal und bei der Instandhaltung. „Ich sage ehrlich, das liegt auch daran, dass wir in den alten Hallen nicht mehr viel machen.“

Reichen die 123 Millionen Euro für den geplanten Umbau?

„Ja, wir haben seriös gerechnet“.