Essen. . 800.000 Euro bescheren die Blitzer auf der A 40 der Stadt Essen jährlich. Nun aber sollen die Kameras verschwinden. So will es Verkehrsminister Groschek. Seine Erklärung: Seit dem Ausbau hielten sich die Autofahrer an das Tempolimit. Die Stadt registrierte dagegen zuletzt deutlich mehr Raser.
Der Verkehrsminister höchstpersönlich hat den scheinbar endlosen Abspann für die Radarkameras auf der A 40 jetzt gestoppt: Die Blitzer zwischen Kray und Gelsenkirchen-Süd werden abgebaut, hat Michael Groschek (SPD) verfügt und den Landesbetrieb Straßenbau angewiesen, diesen Job „möglichst bald“ zu erledigen und zwar gründlich: Alles muss weg, mitsamt der Hinweistafeln. Groschek gibt Gas. Hat er eine Wahl?
Ein entsprechender Gestattungsvertrag mit der Stadt Essen für den Betrieb der Anlage, die in den vergangenen Jahren zigtausende Raser entlarvte und der kommunalen Kasse Jahr für Jahr rund 800.000 Euro zusätzliche Einnahmen bescherte, soll zudem gekündigt werden. Dies bestätigte am Montag Ministeriumssprecherin Angela Gareis auf Nachfrage.
Nach NRZ-Informationen treffen sich am Freitag Verantwortliche der Stadt mit Vertretern des Landesbetriebs Straßen NRW, um Details zu erörtern.
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Stadt sieht Gesprächsbedarf
Dass es dann Gesprächsbedarf gibt, zeichnet sich bereits im Vorfeld ab. Denn im städtischen Ordnungsamt fühlte man sich schon am Montag im falschen Überwachungs-Film, als Verkehrsminister Groschek jetzt seine Sicht der Dinge öffentlich erläuterte: „Mit dem Ausbau der A40 ist der unfallträchtige enge Kurvenradius beseitigt worden. Unsere Messungen haben gezeigt, dass die Autofahrer hier die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit ganz überwiegend einhalten.
Deshalb habe ich mich entschieden, dass die Blitzeranlage abgebaut werden muss“, lässt sich der Minister zitieren. Kein Unfallbrennpunkt, keinen Radar: Seine Entscheidung teilte Groschek auch seinem Parteigenossen Ralf Jäger mit, der jüngst noch angeregt hatte, die Kommunen dürften überall dort blitzen, wo zu schnell gefahren wird. Zum Beispiel auf der A 40: Denn seitdem den Verkehrsteilnehmern bekannt ist, dass die Kameras die Sünder nicht mehr enttarnen, sondern nur noch harmlose Sensoren im Boden den Verkehr überwachen, ist die Zahl der Geschwindigkeitsverstöße nahezu explodiert.
60.000 Sünder
Woher hat der Minister seine Erkenntnisse nur?, fragen sich die Stadtverantwortlichen beim Blick auf ihre eigene Statistik: Wurden im Normalbetrieb zwischen dem 1. Juli und 30. September des vergangenen Jahres gerade einmal 13.283 Temposünder erwischt, verstießen nach dem Eintüten der Geräte in den letzten drei Monaten 2012 fast 60.000 Autofahrer gegen die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit.
Eine satte Steigerung um mehr als 400 Prozent, wie aus einem städtischen Vermerk hervorgeht: „Im Ergebnis ist festzustellen, dass das Geschwindigkeitsniveau unter den veränderten baulichen Verbesserungen auf der A 40 deutlich angestiegen ist“, hieß es da. Oder mit anderen Worten: Die Raser sind zurück..