Essen. Anfang des kommenden Jahres will die Bezirksregierung über die Zukunft der A 40-Blitzer entschieden haben. Abgeschaltet sind die Kameras schon jetzt. Dabei hat die Anlage der finanziell angeschlagenen Stadt Essen Millionen in die Stadtkasse gespült. Sie verdiente gut an der Dummheit der Autofahrer.

Jahrelang setzte die Stadt die Verkehrssicherheit groß in Szene. Die Überwachungskameras auf der A40 zwischen Kray und Gelsenkirchen dienten einzig und allein dem Zweck, die Unfallzahlen im Rahmen zu halten, hieß die klare Regieanweisung. Gegen den Vorwurf einer Wegelagerei verwahrte man sich immer wieder aufs Heftigste im Rathaus und zeigte sich wohl auch deshalb nicht allzu freigebig mit einer Auskunft zu den Summen, die die Blitzer nahezu ohne Zutun verlässlich einspielten.

Das werde nicht erfasst, hieß es meist. In Wahrheit waren es beachtliche Sümmchen: Im Schnitt rund 870.000 Euro Jahr für Jahr, von denen alle zwölf Monate Wartungskosten in Höhe von läppischen 10.000 Euro abgezogen werden mussten. Macht minus der einmaligen Anschaffungskosten von 360.000 Euro einen Reingewinn von 4,8 Millionen Euro für die vergangenen sechs Jahre. Die Stadt verdiente gut an der Dummheit der Autofahrer.

Geräte sind abgeschaltet

Da wundert’s kaum, dass der ein oder andere im Rathaus jetzt ein Tränchen verdrücken muss angesichts eines aus seiner Sicht allzu traurigen Abspanns für die Kameras. Der hat bereits begonnen: Die Geräte sind abgeschaltet und gut sichtbar verhüllt. Nach einem dreimonatigen Blitzen auf Bewährung unter der Beobachtung der Bezirksregierung, bei dem 18.000 Geschwindigkeitsüberschreitungen protokolliert wurden, will die Aufsichtsbehörde des Landes nun bis zum Ende des Jahres sozusagen durch die Plastiktüte beobachten, wie sich die Unfallzahlen bei abgeschaltetem Radar entwickeln.

„Das Verkehrsgeschehen wird weiterhin im Hintergrund protokolliert“, bestätigte Ordnungsdezernent Christian Kromberg gestern. Sollte sich die Vermutung bestätigen, dass die Strecke zwischen Kray und Gelsenkirchen wie auch in der Gegenrichtung nach dem dreispurigen Ausbau kein Brennpunkt nach den Kriterien der Autobahnunfallkommission mehr ist, dürfte im ersten Quartal des kommenden Jahres die letzte Klappe fallen für die Blitzer.

Die meisten Temposünder gibt es in Richtung Gelsenkirchen

Davon jedenfalls geht die Stadt aus. Denn abgesehen davon, dass ein raumgreifender erzieherischer Effekt übers Portemonnaie der Verkehrssünder angesichts der stetig hohen Auslösezahlen womöglich auf der Strecke blieb, darf eine Radarkamera auf Autobahnen in kommunaler Regie nur dann betrieben werden, wenn dort tatsächlich überdurchschnittlich viele Crashs passieren.

Kleine Notiz am Wegesrand: Die mit Abstand meisten Temposünder wurden in Fahrtrichtung Gelsenkirchen erwischt: über 200 – und das Tag für Tag.