Essen. . Die Bezirksregierung bescheinigt der Kfz-Werkstatt am Betriebshof Stadtmitte eine „tadellose Führung“. Ein Blick hinter die Kulissen.
Tag für Tag rollen sie über die Straßen der Stadt und bringen hunderttausende Bürger sicher von A nach B – die 189 Linienbusse der Essener Verkehrs-AG. Dass die Wagen technisch immer tipptopp in Schuss sind bedeutet viel Aufwand für die Evag und ihre Mitarbeiter: Kleine und große Reparaturen gehören zum Tagesgeschäft, Hauptuntersuchungen, Sicherheits- und darüber hinaus interne Prüfungen. „Wir machen alles, damit unsere Fahrzeuge immer sicher unterwegs sind“, betont Jörg Walter, Leiter der Evag-Kfz-Werkstätten an der Ruhrallee und in der Stadtmitte. Letzter wurde jüngst von der Düsseldorfer Bezirksregierung kontrolliert – „eigentlich ein ganz normaler Vorgang“, sagt Walter. Alle zwei bis drei Jahre würden die Prüfer normalerweise vorbei schauen, „und meistens finden sie irgendwas“. Das aktuelle Ergebnis überrascht aber selbst den langjährigen Mitarbeiter. Und schockiert ihn, „positiv versteht sich“.
Denn die Kfz-Werkstatt des Evag-Betriebshofs ist den Kontrolleuren „ganz überwiegend positiv ausgefallen“, heißt es im Bericht der Prüfer. Walter und der Evag werden die „tadellose Führung ihres Betriebs sowie die umfassende und ordnungsgemäße Ausübung ihrer Pflichten bescheinigt“. Wer häufiger mit Behörden zu tun hat, weiß: Ein noch dickeres Lob ist aus einer Verwaltung, wie es die Bezirksregierung ist, kaum zu bekommen. „Das hat man nicht oft bei einer Behörde. Dass sie so weit gehen und uns loben, macht mich stolz“, so Walter. Schließlich hätten sie ja den Auftrag in die andere Richtung zu prüfen und aufzuzeigen, wo Probleme sind. „Denn der Kostendruck der Öffentlichen ist der Bezirksregierung deutlich bewusst“, sagt der Leiter der Kfz-Werkstätten.
Prüfer nehmen alles unter die Lipe
Werkstattleiter Andreas Raab und mit ihm 30 Kollegen arbeiten in der Omnibus-Werkstatt in der Stadtmitte. Sie kümmern sich um 103 Busse, der überwiegende Teil der Evag-Flotte. Für ihren aktuellen Bericht nehmen die Prüfer von der Bezirksregierung beinahe alles unter die Lupe: Sind Schutzpolster in den Fahrzeugen vorhanden, die Haltestangen
in Ordnung, stehen Schrauben hervor oder gibt es irgendwelche Stolperfallen? Sind die Busse technisch in einem guten Zustand? – Der Tüv Nord hat für die Bezirksregierung genau hingeschaut. Und ebenfalls die Berufsgenossenschaft, zum Beispiel auf die Dienstpläne: Werden die Lenk- und Ruhezeiten eingehalten? Wissen alle Mitarbeiter, was sie bei einem Arbeitsunfall in der Halle tun müssen und auch wie sie diesen vermeiden können? Gibt es Schutzbrillen am Arbeitsplatz und sind sie in Ordnung? Raab und seine Kollegen müssen den Prüfern Rede und Antwort stehen. Welche Fahrzeuge sie sich stichprobenartig ansehen, „darauf haben wir keinen Einfluss“. Das lege allein die Bezirksregierung fest. Das Ergebnis: Die überprüften Fahrzeuge seien „technisch in einwandfreiem“ sowie optisch in einem „sehr guten Zustand“ und „offensichtlich vorschriftsmäßig und gewissenhaft gewartet“. Dass die Evag ihre Subunternehmer, deren Busse und Mitarbeiter regelmäßig überprüft, werten die Prüfer ebenfalls positiv.
„Wir sind ausdrücklich für unser Suchtprogramm gelobt worden“, betont Walter. In einem Unternehmen, das Menschen befördert über Alkohol und andere Abhängigkeiten zu sprechen, sei delikat. „Das Thema nicht zu behandeln, ist jedoch der falsche Weg. Wir haben trockene Mitarbeiter, die Kollegen beraten, ihnen helfen und sie mitnehmen“, sagt Walter. Deeskalationstraining gehöre ebenfalls zum Angebot. Doch obwohl eigentlich alles perfekt scheint, die Mitarbeiter gut geschult und die Wagen top gewartet seien – etwas haben die Prüfer doch zu bemängeln, aber das fällt nicht ins Gewicht: die Hallen des Betriebshofs.
Über 40 Jahre sind sie alt und bergen „erhebliche Stolpergefahr durch die marode Bausubstanz“. Das weiß die Evag. Und sie tut auch etwas: 30 Millionen Euro investiert das Unternehmen aktuell in seine Betriebshöfe. Nächstes Jahr weicht die alte Kfz-Werkstatt einem modernen Neubau. Ist er fertig, hat die Bezirksregierung wohl nichts mehr zu bemängeln.
Gesetzliche Grundlage – die Rolle der Bezirksregierung
Wann und wie häufig sie ihre Prüfer zu den Betriebshöfen der Evag schickt, um sich dort umzuschauen, entscheidet alleine die Bezirksregierung Düsseldorf im Auftrag der Landesregierung. Die Bezirksregierung übt die technische Aufsicht über den Linien- und Gelegenheitsverkehr aus. Genaueres regelt § 54 des Personenförderungsgesetzes (PBefG). Dort heißt es unter anderem: „Die Aufsichtsbehörde kann sich über alle ihrer Zuständigkeit unterliegenden Einrichtungen und Maßnahmen des Unternehmers unterrichten.“