Essen-Rüttenscheid. . Evag und Carsharing-Anbieter Stadtmobil verstärken ihre Zusammenarbeit. Im August sollen die ersten Wagen in einem Pilotprojekt durch den Süden rollen – und damit die Verknüpfung von Nah-, Rad- und Pkw-Verkehr gestärkt werden.

Die Essener Verkehrs-AG und der Carsharing-Anbieter Stadtmobil Rhein-Ruhr verstärken ihre Zusammenarbeit. „Flexibel mobil“ heißt die gemeinsame Kampagne. Durch Rüttenscheid rollen demnächst die ersten „Stadtteil-Mobile“. Später soll das intelligente Ticket 2000 folgen, mit dem der Abo-Nutzer künftig auch seinem Mietwagen aufschließen kann.

„Multimobilität“ schaffen

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Das Auto muss kein Konkurrent sein von Bus und Bahn, sondern eine sinnvolle Ergänzung. „Die Kombination aus Bus und Bahn, Fahrrad und Carsharing macht die Fortbewegung in den Metropolen attraktiver denn je“, sagt die Mobilitätsforscherin Ute Jansen. Diese Erkenntnis ist nicht wirklich neu, ist aber bei der Evag „ein wenig in Vergessenheit geraten“, sagt Ute Jansen. Das soll sich ändern. Seit einem Jahr arbeitet sie an einem Netz, das den Nahverkehr besser verknüpft mit dem Rad- und dem Autoverkehr: „Multimobiliät“ heißt das Stichwort, und in dieser Disziplin gibt es in Essen noch „reichlich Luft nach oben“, sagt Ute Jansen und verweist auf eine Bevölkerungsbefragung, bei der das Kulturwissenschaftliche Institut (KWI) im Rahmen des Projektes „Klimawertstatt Essen“ 1000 Bürger zu ihrem Fahr-Verhalten befragt hat.

Reaktion auf immer mehr Staus und knappe Parkplätze

Fast die Hälfte der Befragten (47,1 Prozent) nutzen ausschließlich das Auto. Rund 41 Prozent dagegen kombinieren mindestens einmal die Woche Auto, Fahrrad und Nahverkehr. Das ist die Zielgruppe, die mit der Kampagne bedient werden soll. Jansen: „Im Schnitt liegt der Anteil der multimobilen Nutzer in den deutschen Großstädten bei 57 Prozent. Das ist die Reaktion auf immer mehr Staus und knappe Parkplätze.“

Bei der Kombination von Bus und Bahn mit dem Fahrrad sieht Jansen die Stadt schon recht gut aufgestellt mit 50 Leihrad-Stationen von „Metropolrad Ruhr“ und den rund 1200 Fahrradstellplätzen an 80 Bahnhöfen und Haltestellen. Einschränkung: Viele der Metropolradstationen im Süden werden „touristisch genutzt“. Mit dem Anbieter „Stadtmobil“ hat die Evag für ihre Abo-Kunden Sonderkonditionen für Mietwagen im Angebot: Telefonisch, in den Kundencentern und im Netz können die Wagen gebucht werden zu einem Preis ab 22 Cent pro Kilometer plus Stundentarifen ab 1,30 Euro. Für eine noch bessere Verknüpfung denkt Ute Jansen über „Mobilitätsstationen“ nach: Am S-Bahnhof Süd, wo auch die Straßenbahn hält, könnte das Angebot an Fahrradboxen und Leihrädern noch um Mietwagen ergänzt werden.

Pakrflächen in Rüttenscheid rar

Wer in Rüttenscheid künftig mal schnell ein Auto braucht, soll es mit seinem Smartphone finden und buchen können. Das ist die Idee hinter dem Projekt „Stadtteilmobil“, das ab August starten soll.

Mit diesem Angebot reagiert der Anbieter „Stadtmobil“ mit Sitz im Girardet-Haus auf einen bundesweiten Trend. Mehr als ein Drittel der wachsenden Carsharing-Gemeinde nutzt bereits so genannte „Free Floating“-Angebote, bei dem die Leihwagen nicht an festen Stationen abgeholt werden, sondern auf freien Parkplätzen stehen. Vorteil: Im besten Fall steht das Auto gleich um die Ecke. Nachteil: Vorausbuchungen sind nicht möglich. Stadtmobil-Geschäftsführer Matthias Kall macht keinen Hehl daraus, dass es bisher nicht gelungen ist, günstige Stellplätze im Herzen von Rüttenscheid anzumieten. „Wir müssen unsere Autos an der Goethestraße verstecken“, sagt Kall mit leisem Groll darüber, dass zum Beispiel die Großstädte Köln und Aachen seinem Unternehmen günstige Stellplätze im Stadtkern angeboten haben. In Rüttenscheid dagegen sei es für Stadtmobil schwer und teuer, Parkflächen anzumieten. „Beim Umdenken in Richtung neue Verkehrsformen“, sagt Mobilitätsforscherin Ute Jansen, „müssen wir bei der Stadt noch dicke Bretter bohren.“