Die Essener Verkehrs-AG (Evag) geht in die Charme-Offensive. 40 Bus - und Straßenbahnfahrer geben dafür ihr Gesicht und ein Lächeln her. Ihr Konterfei ist in Anzeigen, auf Plakaten und in XXL-Format auf Bussen zu sehen sein. Dazu ein freundlicher Spruch: „Mein Beruf macht mir Spaß“, oder „Mit Freundlichkeit ans Ziel“ oder auch „Für euch stehe ich gerne früh auf.“

Mit der Imagekampagne will das Nahverkehrsunternehmen für mehr Verständnis und für mehr Wertschätzung gegenüber den Fahrern werben, erläutert Evag-Chef Michael Feller. Bus- und Bahnfahrer sollen als sympathische und authentische Menschen gezeigt werden. Denn: „Viele Leute denken doch, die Bahn fährt von ganz alleine“, weiß Straßenbahnfahrerin Aysegül Wittenberg aus eigener Erfahrung. Wie ihre Kollegen hat die 31-Jährige freiwillig an der Kampagne teilgenommen.

„Ein Lächeln ist der beste Türöffner“ - so lautet ein weiterer Slogan. Was für die Fahrgäste gilt, gilt auch für den Fahrer selbst. Zahlreiche Leser hatten sich jüngst in Zuschriften an die Redaktion über das Verhalten von Bus- und Bahnfahrern beklagt und diese als unfreundlich oder wenig service-orientiert beschrieben. Es ist die andere Seite der selben Medaille. „Die Arbeitsbedingungen für unsere Fahrer sind in den vergangenen Jahren immer härter geworden“, bedauert Wolfgang Hausmann. Ein hohes Stresspotenzial, kaum noch Zeit für Pausen, eine vergleichsweise geringe Bezahlung für Berufseinsteiger, dazu das Gefühl, auch im eigenen Unternehmen nicht genügend geschätzt zu werden - so etwas drückt auf die Motivation. Da mag manch einem ein freundliches Wort zu viel sein.

So soll die Image-Kampagne die Botschaft nach Innen transportieren, hinein in die Evag. Denn wie Evag-Chef Feller einräumt, hat die Unternehmensführung längst gemerkt, dass es immer schwieriger wird, neue Mitarbeiter zu finden. Was aber dringend erforderlich ist angesichts eines Altersdurchschnitts von über 50 im Fahrdienst und eines Krankenstandes, der sich laut Betriebsrat bei zehn Prozent eingependelt hat.

Mit netten Porträts und flotten Sprüchen ist es alleine nicht getan. Auch diese Erkenntnis ist inzwischen gereift. Beim Personalabbau wurde die Schraube ein Stück weit überdreht, heißt es. Wo es wirtschaftlich vertretbar sei, werde nachjustiert. Bereits geschehen ist dies auf der Stadtbahnlinie U 18. Damit die Fahrer sich ihre wohlverdiente Pause gönnen können, werden dort neuerdings zwei zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt, was sich langfristig auszahlen soll.