Essen. Prognosen zufolge wird die Stadt Essen in den kommenden 10 bis 15 Jahren zwischen 20.000 und 45.000 Einwohner verlieren. Demzufolge wird “Grün & Gruga“ weniger Flächen für Grabfelder freihalten müssen. Daher gibt es Überlegungen, Friedhofsflächen anderweitig zu vermarkten.
Wohnen in sehr ruhiger Lage! So könnte es eines schönen Tages in der Werbebroschüre eines Immobilienmaklers heißen. Dass mit „sehr ruhigen Lage“ nichts anderes elegant umschrieben wird als ein städtischer Friedhof, dürfte bei dem ein oder anderen interessierten Erwerber vielleicht für ein verwundertes Stirnrunzeln sorgen. Aber noch sind sie bei „Grün & Gruga“ nicht so weit, als dass sie sich über die Vermarktungschancen konkrete Gedanken machen. Vielmehr steht der Eigenbetrieb in seinen Überlegungen ganz am Anfang aus nicht mehr benötigten Friedhofsflächen möglicherweise Bauland zu machen.
Fest steht: Essens Einwohnerzahl sinkt und sinkt. Prognosen zufolge wird die Stadt in den kommenden 10 bis 15 Jahren zwischen 20.000 und 45.000 Einwohner verlieren, weshalb Grün & Gruga langfristig weniger Flächen für potenzielle Grabfelder wird freihalten müssen. Hinzu kommt: Nicht nur in Essen lässt sich ein Wandel der Begräbniskultur beobachten; die Zahl der Urnenbestattungen liegt inzwischen bei 70 Prozent. Für Grün & Gruga sind dies Gründe genug, ernsthaft darüber nachzudenken, ob sich potenzielle Friedhofsflächen nicht besser vermarkten ließen.
Friedhöfe wurden in Augenschein genommen
23 städtische Friedhöfe wurden unter dieser Fragestellung in Augenschein genommen. Übrig geblieben sind vier. Realistische Chancen, dass aus potenziellen Grabland Bauland werden könnte, räumt Grün & Gruga einer Freifläche am Friedhof Karnap ein. Auch am Parkfriedhof in Huttrop käme eine Fläche zwischen der Verwaltungsgebäude und dem Betriebshof dafür in Frage. Summa summarum geht es um eine Größenordnung von einem Hektar, die bebaut werden könnte. Auch dort gilt: „Baurecht muss erst noch geschaffen werden“, betont Bernd Schmidt-Knop.
Zurückhaltender äußerst sich der II. Werksleiter des städtischen Eigenbetriebes zu Vermarktungschancen von Freiflächen auf dem Friedhof am Hellweg und am Nordfriedhof, wo im Rahmen des Stadtumbauprojektes „Neue Wege zum Wasser“ eigentlich ein künstlicher See entstehen sollte. Grün & Gruga fehlt dafür aber das nötige Geld. Apropos! Die angespannte Finanzlage ist für den Eigenbetrieb zusätzlicher Ansporn, seine Überlegungen zur Umwidmung von Friedhofsflächen nach der politischen Sommerpause zu konkretisieren. Klafft im aktuellen Haushalt doch ein 1,3 Millionen Euro tiefes Loch. Für alle potenziellen Baulandflächen gilt übrigens: Bestattet wurde dort noch niemand, was dem Makler die Arbeit, wenn es soweit ist, erleichtern dürfte.