Essen. Was paradox klingt, hat Erfolg: Nachdem die Essener Suchthilfe einen “Trinkerraum“ eingerichtet hat, habe sich die Situation der Alkoholabhängigen verbessert. Das ist jedenfalls das Ergebnis der Testphase. Das Projekt wird fortgeführt - selbst wenn es gegen die Prinzipien der Suchthelfer geht.

Für die Suchthilfe war es ein gewagtes und in den eigenen Reihen nicht unumstrittenes Experiment. Seit drei Monaten dürfen Drogenabhängige im Krisencafé an der Hoffnungstraße Alkohol trinken. Nach der Testphase steht nun fest: „Wir machen weiter“, sagt die stellvertretende Geschäftsführerin der Suchthilfe, Bärbel Marrziniak.

Denn die Erfahrungen, die man seit dem 1. April gesammelt hat, sind positiv. So blieben die Trinker deutlich länger im Café sitzen als bislang. Im Schnitt anderthalb Stunden. „Anderthalb Stunden, in denen sie nicht am Hauptbahnhof oder vor unserer Tür stehen und trinken“, meint Bärbel Marrziniak. Überhaupt ist die Besucherzahl im Café, seit Alkohol erlaubt ist, gestiegen. Im Testzeitraum nahm sie um 16 Prozent im Vergleich zu den Vormonaten zu.

Krisencafé will sich der Realität stellen

Drei Flaschen Bier oder eine Flasche Wein dürfen die Drogenabhängigen mit ins Café bringen. Wenn die geleert sind, müssen sie das Haus verlassen – Nachschub holen, ist gestattet. Die Suchthilfe tat sich anfangs mit dem Gedanken schwer. Schließlich ist es ihr Ziel, Menschen von Drogen wegzubringen. Bärbel Marrziniak: „Aber wir haben uns der Realität gestellt.“ Viele Besucher hätten den Alkohol früher vor der Tür getrunken. Jetzt sitzen sie im Café und können so auch besser betreut werden. Seither halten sich rund die Hälfte weniger Trinker im direkten Umfeld der Hoffnungstraße auf.

Einer, der in den letzten Tagen oft da war, ist Thomas*. Er stand früher häufiger am Hauptbahnhof. „Aber da kommt die Polizei und man wird weggejagt“, erzählt er. Hier im Café könne er in Ruhe und ohne Stress mit seinen Bekannten quatschen. Das bestätigt auch die Umfrage der Suchthilfe unter den Besuchern: 40 Prozent sagten, dass sie vorher an den Szenetreffs in der Innenstadt getrunken hätten. Etwa die Hälfte davon gab an, dass sie jetzt seltener draußen stehen. 25 Prozent sogar gar nicht mehr.

Suchtkranke trinken weniger harten Alkohol

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Thomas kann dem Ganzen noch einen Vorteil abgewinnen: Weil man im Krisencafé nur Bier und Wein statt der harten Sachen trinken dürfe, seien viele nicht so schnell betrunken und es gebe weniger Streit. Das bestätigt auch Bärbel Marrziniak: „Die Aggression im Café hat nicht zugenommen, im Gegenteil.“

Und schließlich hat die Verantwortlichen bei der Suchthilfe noch ein Umfrageergebnis aufhorchen lassen: Viele, die im Krisencafé ihr Bier oder ihren Wein tranken, sagten, dass sie seither weniger Hochprozentiges trinken würden.

Dixie-Klo als stilles Örtchen für Drogen-Schnelltest

Seltenes Bild an der Schnellstraße: Die Dixie-Klos dienten als stilles Örtchen für einen Drogen-Schnelltest am Straßenrand.
Seltenes Bild an der Schnellstraße: Die Dixie-Klos dienten als stilles Örtchen für einen Drogen-Schnelltest am Straßenrand. © Peter Bandermann
Für die Kontrollen sperrte die Polizei eine Spur der Brackeler Straße.
Für die Kontrollen sperrte die Polizei eine Spur der Brackeler Straße. © Peter Bandermann
Verkehrskontrolle auf der Brackeler Straße.
Verkehrskontrolle auf der Brackeler Straße. © Peter Bandermann
Für die Kontrollen sperrte die Polizei einer Spur der Brackeler Straße (in Richtung B 236).
Für die Kontrollen sperrte die Polizei einer Spur der Brackeler Straße (in Richtung B 236). © Peter Bandermann
Polizeikontrolle auf der Brackeler Straße. Dafür sperrte die Polizei eine Spur.
Polizeikontrolle auf der Brackeler Straße. Dafür sperrte die Polizei eine Spur. © Peter Bandermann
Vor dem Drogen-Schnelltest: Den Kofferraum öffnen und durchsuchen lassen.
Vor dem Drogen-Schnelltest: Den Kofferraum öffnen und durchsuchen lassen. © Peter Bandermann
Ich schau Dir in die Augen ... Mit der Taschenlampe prüft dieser Polizist die Lichtreflexe im Auge eines Autofahrers.
Ich schau Dir in die Augen ... Mit der Taschenlampe prüft dieser Polizist die Lichtreflexe im Auge eines Autofahrers. © Peter Bandermann
Kontrolle eines spanischen Kleintransporters auf der Brackeler Straße.
Kontrolle eines spanischen Kleintransporters auf der Brackeler Straße. © Peter Bandermann
Für die Drogen-Schnelltestes hatte die Polizei eigens Dixie-Klos anliefern lassen, um dort Urinproben abgeben zu lassen.
Für die Drogen-Schnelltestes hatte die Polizei eigens Dixie-Klos anliefern lassen, um dort Urinproben abgeben zu lassen. © Peter Bandermann
Diese Handwerker nutzen die Polizeikontrolle für eine Zigarettenpause. Sie konnten unbehelligt davon fahren.
Diese Handwerker nutzen die Polizeikontrolle für eine Zigarettenpause. Sie konnten unbehelligt davon fahren. © Peter Bandermann
Durchsuchung eines Autofahrers an einem Streifenwagen: Die Polizei
Durchsuchung eines Autofahrers an einem Streifenwagen: Die Polizei "filzte", wenn ein Drogen-Verdacht bestand. © Peter Bandermann
Urin-Probe am Straßenrand: Ein Polizist träufelt den Urin eines Autofahrers in den Schnelltester, der nach wenigen Minuten anzeigt, ob Drogen konsumiert  worden sind.
Urin-Probe am Straßenrand: Ein Polizist träufelt den Urin eines Autofahrers in den Schnelltester, der nach wenigen Minuten anzeigt, ob Drogen konsumiert worden sind. © Peter Bandermann
Positiv: Dieser Urin-Schnelltest ist negativ ausgefallen - der Autofahrer durfte unbehelligt davon fahren.
Positiv: Dieser Urin-Schnelltest ist negativ ausgefallen - der Autofahrer durfte unbehelligt davon fahren. © Peter Bandermann
Die Polizei durchsuchte alles: Kofferräume, Rucksäcke und Hosentachen.
Die Polizei durchsuchte alles: Kofferräume, Rucksäcke und Hosentachen. © Peter Bandermann
Dieser Kleintransporter erhielt von der Polizei auf der Brackeler ein besonderes Etikett - der Wagen ist seit über fünf Monaten nicht mehr versichert. Der Fahrer spielte den Ahnungslosen.
Dieser Kleintransporter erhielt von der Polizei auf der Brackeler ein besonderes Etikett - der Wagen ist seit über fünf Monaten nicht mehr versichert. Der Fahrer spielte den Ahnungslosen. © Peter Bandermann
Kontrolle eines LKW-Fahrers in der Nordstadt.
Kontrolle eines LKW-Fahrers in der Nordstadt. © Peter Bandermann
Auf einer mobilen Waage konnte die Polizei das Gewicht der Fahrzeuge überprüfen.
Auf einer mobilen Waage konnte die Polizei das Gewicht der Fahrzeuge überprüfen. © Peter Bandermann
Kontrolle eines Schrotthändlers.
Kontrolle eines Schrotthändlers. © Peter Bandermann
Ein Polizist prüft die Ladung eines Schrotthändlers.
Ein Polizist prüft die Ladung eines Schrotthändlers. © Peter Bandermann
Blick in einen aus dem Verkehr gezogenen LKW.
Blick in einen aus dem Verkehr gezogenen LKW. © Peter Bandermann
Der Fahrer eines LKW muss die Plane öffnen und der Polizei einen vollständigen Blick ins Innere ermöglichen.
Der Fahrer eines LKW muss die Plane öffnen und der Polizei einen vollständigen Blick ins Innere ermöglichen. © Peter Bandermann
Dieser LKW war mit einer ätzenden Chemikalie und nicht richtig beladen. Auf Fahrer, Spediteur, Verlader und Auftraggeber kommt ein Verfahren zu.
Dieser LKW war mit einer ätzenden Chemikalie und nicht richtig beladen. Auf Fahrer, Spediteur, Verlader und Auftraggeber kommt ein Verfahren zu. © Peter Bandermann
Ein Polizist fotografiert die Ladefläche des LKW.
Ein Polizist fotografiert die Ladefläche des LKW. © Peter Bandermann
Das wird teuer: Unzureichend gesicherte Chemikalien auf der Ladefläche eines LKW einer großen deutschen Spedition.
Das wird teuer: Unzureichend gesicherte Chemikalien auf der Ladefläche eines LKW einer großen deutschen Spedition. © Peter Bandermann
Voll beladen - aber auch sicher beladen? Die Polizei kontrollierte am Morgen hauptsächlich LKW und Kleintransoorter.
Voll beladen - aber auch sicher beladen? Die Polizei kontrollierte am Morgen hauptsächlich LKW und Kleintransoorter. © Peter Bandermann
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