Essener Suchthilfe will Trinkerraum für Alkoholiker erhalten
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Essen. Was paradox klingt, hat Erfolg: Nachdem die Essener Suchthilfe einen “Trinkerraum“ eingerichtet hat, habe sich die Situation der Alkoholabhängigen verbessert. Das ist jedenfalls das Ergebnis der Testphase. Das Projekt wird fortgeführt - selbst wenn es gegen die Prinzipien der Suchthelfer geht.
Denn die Erfahrungen, die man seit dem 1. April gesammelt hat, sind positiv. So blieben die Trinker deutlich länger im Café sitzen als bislang. Im Schnitt anderthalb Stunden. „Anderthalb Stunden, in denen sie nicht am Hauptbahnhof oder vor unserer Tür stehen und trinken“, meint Bärbel Marrziniak. Überhaupt ist die Besucherzahl im Café, seit Alkohol erlaubt ist, gestiegen. Im Testzeitraum nahm sie um 16 Prozent im Vergleich zu den Vormonaten zu.
Krisencafé will sich der Realität stellen
Drei Flaschen Bier oder eine Flasche Wein dürfen die Drogenabhängigen mit ins Café bringen. Wenn die geleert sind, müssen sie das Haus verlassen – Nachschub holen, ist gestattet. Die Suchthilfe tat sich anfangs mit dem Gedanken schwer. Schließlich ist es ihr Ziel, Menschen von Drogen wegzubringen. Bärbel Marrziniak: „Aber wir haben uns der Realität gestellt.“ Viele Besucher hätten den Alkohol früher vor der Tür getrunken. Jetzt sitzen sie im Café und können so auch besser betreut werden. Seither halten sich rund die Hälfte weniger Trinker im direkten Umfeld der Hoffnungstraße auf.
Einer, der in den letzten Tagen oft da war, ist Thomas*. Er stand früher häufiger am Hauptbahnhof. „Aber da kommt die Polizei und man wird weggejagt“, erzählt er. Hier im Café könne er in Ruhe und ohne Stress mit seinen Bekannten quatschen. Das bestätigt auch die Umfrage der Suchthilfe unter den Besuchern: 40 Prozent sagten, dass sie vorher an den Szenetreffs in der Innenstadt getrunken hätten. Etwa die Hälfte davon gab an, dass sie jetzt seltener draußen stehen. 25 Prozent sogar gar nicht mehr.
Thomas kann dem Ganzen noch einen Vorteil abgewinnen: Weil man im Krisencafé nur Bier und Wein statt der harten Sachen trinken dürfe, seien viele nicht so schnell betrunken und es gebe weniger Streit. Das bestätigt auch Bärbel Marrziniak: „Die Aggression im Café hat nicht zugenommen, im Gegenteil.“
Und schließlich hat die Verantwortlichen bei der Suchthilfe noch ein Umfrageergebnis aufhorchen lassen: Viele, die im Krisencafé ihr Bier oder ihren Wein tranken, sagten, dass sie seither weniger Hochprozentiges trinken würden.
Dixie-Klo als stilles Örtchen für Drogen-Schnelltest
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