Essen. Im Landtag sorgte das geplante Inklusionsgesetz von Schulministerin Löhrmann für deutliche Kritik. Auch Essens Schuldezernent Peter Renzel fürchtet, dass Inklusion ohne Qualitätsstandarts eher Probleme schaffen wird, als diese zu lösen. In Essen will man sich vor dem möglichen Aus für Förderschulen schützen und sichert diese deshalb ab.

Was wird aus der Inklusion an Essens Schulen? Während das Land plant, ab dem Schuljahr 2014/2015 schrittweise den Rechtsanspruch für den gemeinsamen Unterricht behinderter und nicht behinderter Kinder einzuführen, sieht Essens Schuldezernent Peter Renzel gute Gründe, vor Ort zurzeit vorsichtig zu agieren. Der deutlich formulierten Kritik in der Anhörung im Landtag am geplanten Gesetz von NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann, kann sich Renzel nur anschließen: „Das ist Inklusion durch die kalte Küche, ein Gesetz ohne Qualitätsstandards, aus Angst vor den Kosten. Wenn es dabei bleibt, wird es die riesigen Erwartungen der betroffenen Eltern nur enttäuschen. Und es wird die Städte mit der Inklusion im Regen stehen lassen. Letztendlich wird es dazu führen, dass es in jeder Kommune andere Standards geben wird.“

Auch im Landtag hatten Experten von Gewerkschaften, Kirchen, Eltern- und Wohlfahrtsverbänden vehement verbindliche Qualitätsstandards für Diagnostik, gemeinsamen Unterricht, für Lehrer- und Finanzausstattung angemahnt, die CDU warnte „vor einer Inklusion nach Kassenlage“, die FDP vor dem Aus vieler Förderschulen – dies sei das Ende der Wahlfreiheit für die Eltern, die letztendlich entscheiden, auf welche Schule ihr Kind gehen soll.

Förderschul-Standorte in Essen abgesichert

Zumindest in Essen wird es zum Schulsterben so nicht kommen: Essens Schulverwaltung hat sich vor dem Hintergrund der unsicheren Lage dazu entschieden, alle Förderschul-Standorte, die sich in der Diskussion befinden, abzusichern. So wird, um im Westen wohnortnah die schulische Versorgung sicherzustellen, die Salzmannschule an der Hüttmannstraße in Altendorf zum Teilstandort der Möllhovenschule, als Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen und soziale und emotionale Entwicklung. Und dies soll bleiben, „so lange für die Schulstandorte ein Bedarf besteht“, heißt es in der Vorlage, über die der Schulausschuss am kommenden Mittwoch, 12. Juni, entscheiden wird.

Ähnlich sieht das Konstrukt für die Carl-Meyer-Schule in Katernberg aus: Die beiden Schulhäuser am Büchelsloh und an der Schonnebeckhöfe werden Teilstandorte der Parkschule in Altenessen. Und auch hier gilt: „So lange ein Bedarf besteht.“ Das Modell gilt als mehrheitsfähig, die Schulen sehen die Fusion als Chance, wollen sich sogar einen neuen Namen geben, um den Wandel zu verdeutlichen.

Regionaler Essener Inklusionsplan

Die Stadt sieht sich ebenfalls gut gerüstet für eine Entwicklung, die kommen wird, davon jedenfalls ist Schuldezernent Peter Renzel überzeugt: „Und wir entwickeln dazu auch einen Regionalen Essener Inklusionsplan, den wir im Frühjahr 2014 vorlegen wollen.“ Denn am Ziel, dass alle Schulen zu inklusiven Standorten werden, daran werde das Land nicht rütteln, dazu stehe auch die Stadt Essen, „und dazu brauchen wir eine vorausschauende Planung“. Bleibt nur die Hoffnung, dass der vorliegende Gesetzentwurf nicht das letzte Wort ist, so der Dezernent, „sonst dürfen das wieder einmal die Kommunen ausbaden“.