Essen. . Am Anfang stand eine Idee. „Damals kam der Gedanke bei mir auf, eine Ausstellung über Sport- und Rennautos zu machen“, erinnert sich Wolfgang Schöller. 45 Jahre später ist die Essener Motor-Show längst Kult. „Ich bin ein Autoverrückter“, gesteht der Erfinder der Messe.
Seine Leidenschaft kann er nicht verhehlen. Nicht vor dem Haus, wo ein schwarzer US-Geländewagen die Einfahrt zu einem Nadelöhr degradiert, noch im Haus, in dem Ölbilder von Formel-1-Rennen, die Sammlung mit goldfarbenen Kühlerfiguren oder der beleuchtete Vitrinenschrank mit edlen Automodellen das Flair des Wohnzimmers diktieren. Wolfgang Schöller gibt gerne zu: „Ich bin ein Autoverrückter.“
So verrückt, mit 25 Jahren eine Sport- und Rennwagen-Ausstellung auf die Beine zu stellen. Das war 1968. Es war die Geburtsstunde einer Erfolgsgeschichte: die der Essener Motorshow. Hunderttausende Besucher strömen alljährlich im November zu den Messehallen, wo auf einer Fläche von mittlerweile mehr als 100.000 m² alles rund ums Auto gezeigt wird, was neu, außergewöhnlich oder marktbedeutend ist. In die Millionen geht der Etat der Messe, die im Autoland Deutschland neben der IAA Frankfurt das Aushängeschild von Industrie, Sport und Anhängern ist. Und Millionen haben sie schon besucht.
Am Anfang stand eine Idee
Vor 45 Jahren war davon noch nicht die Rede. Am Anfang stand eine Idee. „Damals kam der Gedanke bei mir auf, eine Ausstellung über Sport- und Rennautos zu machen“, erinnert sich Wolfgang Schöller. Der Unternehmersohn aus Rüttenscheid, ein begeisterter Ralley- und Bergrennenfahrer, traf damit genau den Nerv der Zeit. 57.000 Zuschauer kamen zur ersten Ausstellung.
„An einem Tag haben wir aufgehört Eintritt zu nehmen, weil es so regnete und wir die Leute nicht im Regen stehen lassen wollten“, erinnert sich Schöller. 50.000 Mark habe der Etat betragen – ein überschaubares Risiko. Allein 4000 Mark bekam Graham Hill, der gerade Formel-1-Weltmeister geworden und das erste Zugpferd war.
„Man muss nicht viel können, aber man muss viele kennen“
Viele weitere folgten. Neuerscheinungen, Kuriositäten, immer wieder neue Ideen und vor allem Prominente, damit sorgte die Motor Show für Furore. Ob Franz Beckenbauer (für 3000 Mark) oder der griechische König. Wolfgang Schöller bekam viele. Nicht alle, aber viele. Und längst werden sie dafür fürstlich bezahlt. „Niki Lauda hat damals den Damm gebrochen.“ Als Weltmeister habe er 20.000 Mark für sein Kommen verlangt.
Unerschrocken und hartnäckig suchte Wolfgang Schöller die richtigen Kontakte und entpuppte sich als Netzwerker, lange bevor es diesen Begriff gab. Michael Schumacher holte er nur nach Essen, weil er beim damaligen Dekra-Chef Rolf Moll in Stuttgart vorbeischaute und ihn daran erinnerte, dass einer der drei jährlichen PR-Termine Schumachers mit der Dekra noch offen seien. Den bekam er. „Man muss nicht viel können, aber man muss viele kennen“, sagt Schöller bescheiden und grinst verschmitzt.
„Die Messe ist mein Lebenswerk“
Sein Instinkt hat ihm geholfen, einen Messe-Dauerbrenner zu entwickeln, der bis auf 1973, dem Jahr der Ölkrise und des Sonntagsfahrverbots, immer einer wirtschaftlicher Erfolg gewesen sei. „Und alles was ich vom Messe-Geschäft weiß, habe ich vom früheren Messe-Geschäftsführer Walter Bruckmann. Er war begeistert von der Selbstsicherheit, mit der ich die Dinge anging. Ich habe im Grunde genommen jede Tür, die zu war, geöffnet.“
Aus dem operativen Geschäft hat sich der 70-Jährige zurückgezogen. Er berät die Geschäftsführung und erledigt Spezialaufgaben. An seinem Schreibtisch in Werden mit dem herrlichen Blick auf das Kloster und die Villa Hügel sucht er nach Attraktionen wie den goldüberzogenen Camaro, der bei der nächsten Motor Show zu sehen sein wird. Der Mann kann nicht anders. „Die Messe ist mein Lebenswerk“, sagt er. Und er hat Benzin im Blut.
„Ich bin stolz, ein Essener zu sein“
Als Jochen-Rindt-Show wuchs die Popularität und Bedeutung der Motorshow von 1970 bis 1977. Wolfgang Schöller hatte Formel-1-Fahrer Jochen Rindt als Namensgeber seiner Veranstaltung gewinnen können – wegen dessen Bedeutung im Rennsport und weil er eine eigene, erfolgreiche Ausstellung in Wien organisierte. Obwohl Rindt 1970 in Monza tödlich verunglückte, noch bevor die ersten Messe unter seinem Namen ausgetragen wurde, bleibt sein Name mit der Essener Messe untrennbar verbunden.
Ihn mit ins Boot zu nehmen, war eine der frühen Geniestreiche Schöllers. Für diesen und viele andere fuhr er zahlreiche Ehrungen ein. Gerührt hat ihn dabei vor allem eine: Anlässlich der 30. Motorshow durfte er sich 1998 ins Essener Stahlbuch eintragen – damals als erst fünfter Essener Bürger nach Dr. Gustav Heinemann, Berthold Beitz, Kardinal Franz Hengsbach und Bischof Hubert Luthe. „Das ist für mich das Größte gewesen, größer als eine erfolgreiche Motorshow“, sagt Wolfgang Schöller, der nicht nur Autos, sondern auch seine Heimatstadt liebt. „Ich bin stolz darauf, ein Essener zu sein.“