Die Sache heißt etwas kryptisch „Ertüchtigung“, tatsächlich aber will die Messe Essen ihr gesamtes Gelände in weiten Teilen neu bauen und Mitte Mai sollen die genauen Kosten dafür vorliegen. Denn immer noch ist im Detail unklar, was von den schönen Plänen aus dem Architektenwettbewerb tatsächlich für die zur Verfügung stehenden 123 Millionen Euro realisierbar ist - und was nicht. Etliche Ratspolitiker, die die endgültige Bauentscheidung bald treffen müssen, befürchten zudem, dass die Messe trotz der Investition womöglich an Umsatz verlieren wird und es besser wäre, sich lieber gleich kleiner zu setzen. Messe-Geschäftsführer Egon Galinies hat im Gespräch mit der WAZ gestern diese Ängste zu zerstreuen versucht: „Es gibt keinerlei Abwanderungsgedanken, bei keiner Messe“, beteuert Galinies, der nach dem Abgang von Frank Thorwirth als alleiniger Geschäftsführer fungiert.
Vertraglich sind die großen Messen laut Galinies bis mindestens 2020 an Essen gebunden, darüber hinaus gebe es klare Vorfestlegungen. „Sobald der Baubeschluss steht, will die Schweißen und Schneiden sich bei uns für weitere 12 Jahre festlegen.“ So versucht Galinies vor allem die Kritik der Linken zu kontern, die unkten, es gebe in Essen eigentlich nur diese einzige Industriemesse, die so viel Platz benötige wie jetzt gebaut wird. Und diese trage sich mit Abwanderungsgedanken. Falsch, sagt Galinies, der keinen Anlass sieht, am weiteren langfristigen Erfolg des Essener Messeplatzes zu zweifeln.
Gelassen betrachtet der Messe-Chef zudem die Diskussion um die kostenbedingten Abstriche am Siegerentwurf, über die in einer Sitzung des Bauausschusses des Messe-Aufsichtsrats bereits in Ansätzen gesprochen wurde. Demnach soll beispielsweise die aufwendige Glasfront zum Grugapark und der so genannte „Skywalk“ nun doch nicht gebaut werden. „Für uns als Messe waren solche Details nie entscheidend“, sagt Galinies. „Was wir brauchen ist ganz einfach: Funktionierende Hallen einer gewissen Größe, Höhe und Belüftungsmöglichkeit.“ Alles andere sei letztlich Beiwerk: Hübsch, aber fürs Messe-Geschäft nicht wirklich relevant.
Neben der Gruga-Front wird über weitere Vereinfachungen an den Dächern und sogar über Umbauten an demjenigen Messe-Teil nachgedacht, der erst vor rund 15 Jahren neu errichtet wurde. So soll die so genannte Galeria, eine langgestreckte schlauchartige Glashalle, die den alten vom neuen Messeteil trennt, womöglich wieder entfernt werden. Sie könnte künftig der Lkw-Logistik dienen, heißt es. Unklar ist weiter, ob das Geld reicht für die neue Tiefgarage für Kur vor Ort.