Essen. . Die Galeria der Messe Essen wird abgerissen. So steht es auf der Internetseite der Messe. Nur das Glasbild „Energie“ des verstorbenen Künstlers Jörg Immendorff will die Messe wieder aufstellen, allerdings an anderer Stelle. Möglicherweise erlauben die damals geschlossenen Verträge das aber gar nicht.
Das drei Seiten umfassende Datenblatt auf der Internetseite der Messe verrät viel über den Aufwand, den das Kunstglasfenster „Energie“ des Künstlers Jörg Immendorff allen Beteiligten vor gut zehn Jahren bescherte: Nicht nur musste eine Bleiverglasung entworfen werden, auch die Materialauswahl, die Malerei und die Montage der 63 Einzelfelder waren Sisyphus-Arbeit. Etwa für die Rheinbacher Glasmalerin Helga Feuser-Strasdas, die Immendorffs Entwurf von Dezember 2002 bis Mai 2003 umsetzte („sogar in Nachtarbeit“). Rund eine Million Mark soll die Kunst am Bellini-Bau aus dem Jahr 2000 nach NRZ-Informationen gekostet haben.
Und nun? Die Galeria wird abgerissen – und das Kunstwerk „werde man an anderer Stelle wieder aufstellen“, so verkündete es Roland Weiss, Baubevollmächtigter der Messe. Unwidersprochen wohlgemerkt von Messe-Geschäftsführer Egon Galinnis und dem Aufsichtsrat.
Notfalls Immendorffs Interessen durchsetzen
Ganz so in trockenen Tüchern scheint dies aber nicht zu sein – zumindest sehen das die damaligen Protagonisten so. „Mit mir hat bisher keiner gesprochen“, sagt der Leiter des Projektes, der Künstler Günter Steinmann. Er habe bereits Kontakt mit Oda Jaune, der Witwe des 2007 verstorbenen Künstlers, aufgenommen und man warte nun ab. Über Fachanwälte, die beide einschalten wollen, habe man sich bereits Gedanken gemacht, um notfalls die Interessen Immendorffs durchzusetzen. „Ich will nicht überheblich klingen“, meint Steinmann, aber er sieht sich und die Witwe in guter Position. Auch ein Werk von ihm selber sei wohl betroffen, die Aluminium-Skulptur „Energie“ vor dem Messeeingang Ost.
Doch ermöglichen die Verträge mit Immendorff eine Neupositionierung des Kunstglasfensters an anderer Stelle? Steinmann verneint dies: „Nur da und nicht woanders“ – genauer will er das belegen, wenn er nächste Woche die archivierten Akten aus seinem Keller holt: „Sämtliche Unterlagen habe ich, die von der Messe wissen nichts.“ Messe-Pressesprecherin Gabriele von Graes stellt Weiss’ Aussage dagegen als „Gedankenmodell“ hin, das bisher weder von der Geschäftsführung noch vom Aufsichtsrat behandelt oder entschieden worden sei. Mehr könne sie erst in der nächsten Woche sagen, denn Messechef Galinnis weile im Ausland.
Wie man sich auch letztlich einigt, zusätzliche Kosten dürfte der Ab- und Aufbau der dreifach verglasten 63 Elemente, die insgesamt 18,70 mal 18,70 Meter in Höhe und Breite zusammen messen, bedeuten. Von einer hohen fünfstelligen Summe könne, so Kenner, die Rede sein, Neu-Montage exklusive. „Ein Abbau ist möglich, aber das Werk war für eine spezielle Fenster-Form. Wie will man das woanders integrieren?“, gibt Helga Feuser-Strasdas zu bedenken, die auf den Abriss angesprochen aus allen Wolken fällt.
Messe droht Déjà-vu
Letztlich droht der Messe ein Déjà-vu: Die Spitzer-Spirale auf dem Kennedyplatz gilt hier als Paradebeispiel. Alle Versuche der Stadt, sie umzusetzen, scheiterten, weil der Ort vertraglich festgelegt war. An Immendorffs Feuerbaum könnte sich die Messe ähnlich verbrennen.
Star-Wars-Convention
