Essen. 14 Millionen Euro würde eine Generalsanierung des maroden Essener Grugabades kosten. Um die Kosten möglichst gering zu halten, denken Politik und Verwaltung nun über eine Verkleinerung der Freibad-Anlage nach. Johannes von Geymüller vom Arbeitskreis 2030 spricht von einer “Schande“.

Gewitterwolken über dem Grugabad: Die Saison läuft dank des mäßigen Wetters schleppend an, die Zukunft des Freibades ist ungewiss. Weil sich die Kosten für eine Generalsanierung auf fast 14 Millionen Euro belaufen, denken Politik und Verwaltung über eine Verkleinerung von Essens größtem Freibad nach. Damit wären auch der nach langer Debatte erzielte Bäder-Kompromiss und die damit verbundene Mittelvergabe Makulatur.

Als CDU-Ratsfraktionschef Thomas Kufen Ende 2012 den millionenschweren Sanierungsbedarf im Grugabad benannte und einen kleineren Neubau an selber Stelle forderte, war das Echo verhalten. Eben erst hatte man den Startschuss für den Bau des neuen Hallenbades am Thurmfeld (als Ersatz für das marode Hauptbad) und für den Umbau des Freibades Dellwig (Hesse) gegeben; und Oberbürgermeister Reinhard Paß hatte den Bäder-Kompromiss gewürdigt, „der von allen Fraktionen mitgetragen worden ist“. Kufen sprach ein Tabuthema an.

Lange Zeit wurde am Bad nur das Nötigste repariert

Doch jetzt kündigt Sportdezernent Andreas Bomheuer eine Prüfung der notwendigen Reparaturmaßnahmen und möglicher Einsparungspotenziale beim Grugabad an: „Es gibt keine Denkverbote.“ Zwar bestehe kein akuter Handlungsbedarf, aber nach der Sommerpause werde man das Thema angehen. „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung, weil wir vermeiden wollen, noch einmal so unter Druck zu geraten wie beim Hauptbad.“

Dort hatte die Stadt lange nur das Nötigste getan, so dass die Sanierungskosten davonliefen und man am Ende die Aufgabe des Standorts beschloss. Eine Schande, findet Johannes von Geymüller vom Arbeitskreis 2030. Vergeblich hatte sich der für die Rettung des denkmalwürdigen Bades eingesetzt: Dem versehrten Bau wurde der Denkmalschutz versagt. Von Geymüller mahnt nun: „Wenn die Stadt nichts in die Infrastruktur investiert und alles verfallen lässt, werden sich solche Fälle wiederholen.“ Etwa im Grugabad. Das sei zwar nach heutigen Maßstäben zu üppig dimensioniert, doch müsse man auch fragen, ob jeder Stadtteil ein Freibad brauche: „Davor haben die Politiker Angst.“

Wie weit darf der Weg zum Freibad sein?

Denn die Frage rührt an die Existenz von Hesse im Nordwesten der Stadt, wo der Badebetrieb derzeit wegen der PCB-Funde ruht. „Wenn es erst modernisiert ist, wird es zu einem Magneten“, sagt SPD-Fraktionschef Rainer Marschan. Immerhin hatte seine Partei, die Kommunalwahl 2009 auch mit der Zusage gewonnen, das Freibad zu retten. Dass die Hesse-Rettung nun mit der Verkleinerung des Grugabades bezahlt werden könnte, mag sich Marschan nicht vorstellen. „Wir brauchen ein neues Bäderkonzept und müssen uns alle Bäder ansehen“.

Klaus Diekmann (CDU), der dem Sportausschuss vorsitzt, will prüfen lassen, „was im Grugabad wirklich gemacht werden muss, bevor wir übers Verkleinern reden“. Auch er bekennt sich zu Hesse, fragt aber: „Fußballer fahren 10 Kilometer, um auf Kunstrasen zu spielen. Wie weit darf da der Weg zum Freibad sein?“