Essen. . Das Grugabad läutete am die Freibadsaison ein: Besonders die Frühschwimmer sorgten morgens für regen Betrieb im Sportbecken. Immerhin 196 Fans wurden am ersten Öffnungstag der Saison begrüßt.
Und, woran denken Sie, wenn Sie die Worte Freibad, Wasser, Menschen und Verdrängung hören? Nicht etwa daran, dass gut die Hälfte der Deutschen angeblich übergewichtig sind und Ende April wohl noch nicht die Bikini-Figur hat? Dann kratzen sie wohl genauso an der (Wasser)-Oberfläche, wie die wasserscheuen Menschen im Allgemeinen. Im Grugabad gab’s dagegen am Samstag zum Start der Freibadsaison Verdrängung der etwas anderen Art: Enten und Wildgänse mussten Platz in den Becken machen – im Eilflug ging’s zurück in den sicheren Grugapark. Denn die gut 50 Frühschwimmer sorgten in der ersten Stunde für leichten Stau auf den 50-Meter-Bahnen des Sportbeckens. Der Erste, der sich ab 8 Uhr ins kühle Nass stürzte, war Daniel Reinhardt aus Haarzopf. Er genoss es sichtlich unaufgeregt...
Der frühe Schwimmer krault voran
Eben noch aus dem Becken steigen, die Schwimmbrille abnehmen und die schwarze Badehose, die sich während des Brustschwimmens in einen Tanga verwandelt hat, gerade ziehen – und fertig ist der erste Frühschwimmer, um der NRZ Rede und Antwort zu stehen. „Dreimal in der Woche gehe ich vor der Arbeit zum Schwimmen“, erzählt Daniel Reinhardt. Und zwar seit sechs oder sieben Jahren, wie der gebürtige Freiburger stolz in badischer Mundart berichtet. „Draußen ist’s einfach schöner“, sagt er. Ferner sei er die 25-Meter-Bahn im Hallenbad leid. Und wie ist das Wasser? „Ich finde es angenehm, es ist nur ein bisschen schattig, wenn man wieder rauskommt. Wer als erster seine 20 Bahnen schwimmt, kommt eben auch als erster wieder ‘raus.
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Alleine ist Reinhardt aber nicht lange geblieben: 8.26 Uhr, die Anzeige am Aufsichtsturm zeigt eine Außentemperatur von 13 Grad Celsius. Reger Betrieb herrscht im Sportbecken. Circa 30 Schwimmer drehen mal schnell, mal gemächlich ihre Runden. Darunter sind Rentner mit der obligatorischen altmodischen Badekappe, aber auch junge Erwachsene. „Etwas über 23 Grad beträgt die Wassertemperatur“, sagt der Bademeister und schiebt hinterher: „Wir geloben Besserung.“ Der kurzfristige Start habe nicht gereicht um die „große Wanne“ mit der Heizung ausreichend aufzuwärmen.
Anja aus Schönebeck ist das egal: „Ich hab’ mir die Temperatur schlimmer vorgestellt.“ 1000 bis 1500 Meter wolle sie absolvieren. Dass die Frühschwimmer große Fans des Grugabades sind, macht auch sie deutlich: „Ich komme seit dem letzten Jahr her. Vorher war ich immer bei ,Hesse’ in Dellwig, aber ein Bekannter hat mich dann mal nach Rüttenscheid mitgenommen.“ Der leichte Stau auf den 50-Meter-Bahnen wirkt ein bisschen wie der morgendliche Stau vorm Badezimmer einer Familie. Nur entlang der Becken herrscht Ordnung: Fein säuberlich aufgereihte Badeschlappen, ansonsten stört’s keinen, wenn man wie am heimischen Frühstückstisch mit dem Bademantel nach der Bewegung rumläuft. Überhaupt ist das Frühschwimmen kein Schönheitswettbewerb. Orangenhaut, ein paar Pfunde zu viel oder die nicht mehr modische farbige Badehose in Slipform, darauf wird an diesem Samstagmorgen gar nicht erst geschaut.
Chlorgranulat statt Chlorgas
Betriebsleiter Georg Schwiderski ist zufrieden: „Das Wetter ist hervorragend. Hoffentlich bleibt’s trocken, dann spielt uns das lange Wochenende in die Karten.“ Dennoch hat er für so einen Tag nur eine Mindestbesetzung seines Personals im Einsatz: „Vier Leute machen die Wasseraufsicht, für jedes Becken einer.“ Zwischendurch verschwindet er in der Technik, die Heizung braucht noch ein bisschen Aufmerksamkeit, ebenso wie die neue Chlorungsanlage, die jetzt mit Granulat statt Gas funktioniert. Auch so hat sich in seinen Augen viel getan: neue komplett renovierte Umkleiden, zehn Urlaubsstimmung verbreitete Sonnenschirme an der unteren Badeplatte und ein neues Kassensystem.
Sommer aus der Luft 2011
Rotieren braucht die Kassiererin am Nachmittag jedoch nicht. Trotz angezeigter 28 Grad draußen, ist es etwas ruhiger als am Morgen. Sonnenhungrige, Sportler und Familien prägen das Bild. „Das muss sich noch rumsprechen“, sagt Schwiderskis Stellvertreter Thomas Schulte über die kurzfristige Eröffnung. Dabei gibt’s einen Sprung ins kalte Wasser nur am Sprungturm – mangels Heizung. „Das sind Fans, die jetzt kommen“, sagt Schulte. Am Samstag sind es am Ende immerhin 196.