Essen. . CDU: „Der erste Blick auf die Pläne überzeugt.“ SPD: „Das Vorhaben ist umsetzungsreif.“ Grüne: „Noch einige Fragen zu klären. FDP: „Durchaus gelungen“. Linke: „Investorenmodell fast immer ein Garant für einen Flop.“

Einen Tag musste die Politik die Pläne für den Messebau sacken lassen, bis gestern die ersten Reaktionen zu hören waren. Die fielen eher sachlich als euphorisch, eher zustimmend als ablehnend aus. Nur die Linke-Ratsfraktion sieht das Vorhaben erwartungsgemäß kritisch. Die Grünen haben zumindest Zweifel, dass der Kostenrahmen eingehalten werden kann.

Für „umsetzungsreif“ hält die SPD-Fraktion den gelungenen und nun modifizierten Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs. „Die Idee von Oberbürgermeister Reinhard Paß Roland Weiss als Projektsteuerer einzusetzen, war für alle Beteiligten ein Glücksgriff“, ist Fraktionschef Rainer Marschan überzeugt. Die große Skepsis der letzten Monate löse sich damit in Luft auf. Die notwendigen Veränderungen an den Plänen führen nach Meinung der Sozialdemokraten nicht zu einem qualitativen oder gestalterischen Verlust.

Die optische Öffnung zum Grugapark werde es weiterhin geben, nicht zuletzt durch den Wegfall der Brücke zwischen Messehallen und Grugahalle. Gleichzeitig sei die Funktionalität erhöht worden und „mit dem erweiterten Kongresscenter werden ganz neue Möglichkeiten geschaffen.

Zusätzliche Bauten, wie das neue Verwaltungsgebäude oder ein Parkhaus können durch Investoren und damit ohne zusätzliche städtische Gelder realisiert werden“, sagt Marschan. Auch der Abriss des Messehauses Süd und der Galeria wird von der SPD-Fraktion begrüßt.

Auf Herz und Nieren prüfen

„Eine wachsende Stadt braucht eine moderne Messe“, ist CDU-Fraktionschef Thomas Kufen überzeugt. „Ganz oben“ stehe für die Christdemokraten, den Messestandort zu stärken und für die Zukunft sicher aufzustellen. Die aktuellen Planungen (die NRZ berichtete) werde man „auf Herz und Nieren prüfen“. Die Wirtschaftlichkeit, die erstklassige Architektur des Siegerentwurfs und die finanziellen Auflagen des Rates und der Kommunalaufsicht, aber auch die gute Nachbarschaft zum Grugapark müssen nach Meinung Kufens „strikt beachtet werden“. Unterm Strich steht bei der CDU: „Der erste Blick auf die Pläne überzeugt uns.“

Bei aller Anerkennung für den überarbeiteten Entwurf haben die Grünen Zweifel, dass der vom Rat beschlossene Kostenrahmen eingehalten werden kann. „Für sehr riskant erachten wir den Plan, den Neubau der Messe-Verwaltung und das geplante Parkhaus auf dem P3-Gelände von einem Investor bauen zu lassen und durch Parkgebühren und Einnahmen aus dem vergrößerten Kongresszentrum zu refinanzieren“, sagt Fraktionschefin Hiltrud Schmutzler-Jäger. Es blieben auch Zweifel, ob die bei derartigen Baugroßvorhaben üblichen Kostensteigerungen von zehn bis 15 Prozent eingepreist sind.

Offen sei auch, wie die Bau- und Verkehrslogistik während der Bauphase ohne Abwanderung einer der Leitmessen zufriedenstellend geregelt werden kann. Erstaunt zeigen sich die Grünen, dass ein Investitionskredit in Höhe von 100 Millionen Euro aufgenommen werden soll. Das beschneide den Spielraum für andere wichtige Investitionen in Schulbauten, Sportanlagen und Kitas aufs Schärfste.

FDP-Fraktion ist zufrieden 

Als „durchaus gelungen“ bezeichnet die FDP-Fraktion das Messe-Vorhaben: „Für uns war und ist es wichtig, den vorgegebenen Kosten- und Zeitrahmen einzuhalten und trotzdem das Optimum für unseren Messestandort herauszuholen“, sagt FDP-Fraktionschef Hans-Peter Schöneweiß. „Die nun vorgelegten Planungen sehen eine deutliche Stärkung des Kongressgeschäftes und eine verbesserte Hallenausnutzung vor.“

Gleichzeitig werde der Übergang zum Grugapark deutlich verbessert. Außerdem erhalte „Kur vor Ort“ überlebenswichtige Parkplätze in unmittelbarer Nähe. Auch das Konzept, Verwaltungsgebäude und Parkhaus sowie die unterirdische Verbindung von Messe-und Kongresshalle zur Grugahalle mit privaten Investoren zu verwirklichen, erscheint den Liberalen schlüssig.

Ganz und gar nicht auf Zustimmung treffen die Pläne für einen Messe-Neubau bei der Linken-Ratsfraktion. Einzig die Architektenpläne, die eine kompaktere Bauweise vorschlagen, seien nachvollziehbar. „Nachdem man bemüht war, krampfhaft an den 123 Millionen festzuhalten, ist klar geworden, dass dieser Betrag für das, was vorgelegt wurde, nicht reicht“, erklärt Fraktionschef Hans Peter Leymann-Kurtz. Die Aussicht, weitere 15 Millionen unter anderem für ein größeres Kongresscenters, für einen Neubau der Messe Süd und ein Parkhaus durch private Investoren zu finanzieren, sei vage. So genannte Investorenmodelle waren nach Ansicht der Linken „fast immer ein Garant für einen Flop. Am Ende musste meist die Stadt einspringen“, sind die Linken überzeugt.