Essen. Ein etwas verrückter Versuch mit ernstem Hintergrund: 848 Teilnehmer haben am Dienstag Bäume im Essener Grugapark umarmt und landen damit jetzt im Guinness-Buch der Weltrekorde. Die Mischung aus Verrücktheit und Umweltschutz kam bei Teilnehmern und Zuschauern gut an.
848 Besucher haben im Grugapark einen Weltrekord aufgestellt: Sie umarmten gleichzeitig Bäume. Eine Minute lang kuschelten sie sich dafür an Kastanien, Birken oder Platanen und landen damit im Guinness-Buch der Weltrekorde.
Zuvor war der Park in zehn Bereiche aufgeteilt worden, in denen farbige Bänder die Bäume markierten. Diese sollten Besucher kuscheln, küssen und liebkosen. Jeder Teilnehmer trug sich für die Zählung in eine Liste ein, darunter viele Kinder etwa vom Goethe-Gymnasium, der Käthe-Kollwitz-Schule oder der Kita am Uniklinikum. Die Mittagszeit erklärt vielleicht, warum kaum Berufstätige Bäume kuscheln kamen.
Bevor die zehn Gruppen im Park ausströmten, hallten die Regeln aus dem Megaphon: Jeder nur einen Baum, beide Arme um den Stamm schlingen. Wer sich einen Baum teilt, „darf nur den Baum berühren“, rief ein Helfer der Naturschutzorganisation WWF, die den Versuch mit dem Fernsehsender Pro-Sieben organisierten. „Hug a Tree“ heißt die Aktion, die 1981 als Zeichen für Waldschutz entstand.
Auf den Naturschutz hinweisen
Die Mischung aus ein bisschen Verrücktheit und Umweltschutz, kam gut an. „Das Ganze ist nicht so super ernst und weist auf den Naturschutz hin, ohne ein schlechtes Gewissen zu machen“, sagte Lisa Kautz (27). Eine möglichst dicke Platane wollte Sunna Stürmer (72) umschlingen, die mit ihrem Mann aus Bergerhausen gekommen war. „Da werden einige denken, wir haben nicht alle Tassen im Spind“, sagte Tewen Stürmer (73) gelassen.
Einfach mal Bäume umarmen
Einige Bäume weiter lehnte Anne Wenzel (29) an einer Birke: „Verrückt ist Vieles, aber hier steckt was Gutes dahinter.“ Einen anderen Ast der Birke hielt Marina Meyer-Pohrt (62) in ihren Armen, weil sie Bäume liebt. Was sie mit Birken verbindet: „Als ich meinen Sohn bekam, blickte ich aus dem Krankenhausfenster auf eine Birke, und jetzt stehe ich hier“.
Erste Erfahrungen mit Baum-Umarmungen
Der Hintergrund des Versuchs war Bernd Halbe wichtig, um „auf nachhaltige Waldbewirtschaftung hinzuweisen“, sagte der Umweltwissenschaftler aus Altenessen. Auch andere Teilnehmer brachten einen Naturschutz-Hintergrund mit: Väter bei Greenpeace oder erste Erfahrungen mit Baum-Umarmungen in der Kita. „Jetzt wollen wir den Weltrekord knacken“, erklärte Lenny (8) ehrgizig.
Genau 702 waren es, die 2011 in Großbritannien Bäume umarmten. Im neuen Guinness-Buch der Weltrekorde, das am 13. September erscheint, werden die Essener die Engländer ablösen, bestätigte Weltrekord-Richter Olaf Kuchenbecker, der aus Hamburg angereist war und den Rekord streng überwachte und bestätigte.