Essen. Am Mittwoch berät der Schulausschuss über das mögliche Aus zweier Förderschulen in Essen. Eine Mindestschülerzahl entscheidet darüber, ob Förderschulen weiter Bestand haben. Bereits im März wurde das Aus für drei Standorte beschlossen. Essen reduzierte die Förderschullandschaft um Knapp ein Drittel.
Manchmal macht man sich selbst überflüssig, indem man besonders gute Arbeit leistet. Vor diesem Paradox stehen derzeit die Förderschulen. Im besten Fall machen sie Kinder fit für den Wechsel an eine Regelschule. Zugleich aber legt eine Mindestschülerzahl fest, ob sie Bestand haben. Sinkt die Zahl der Kinder unter eine bestimmte Grenze, droht die Schließung.
Am Mittwoch wird der Schulausschuss über das Aus zweier weiterer Förderschulen in Essen beraten. Bereits im März war die Auflösung von drei Standorten beschlossen worden. Damit würde die örtliche Förderschullandschaft binnen kurzer Zeit um knapp ein Drittel eingedampft.
Langzeitziel: Inklusion
Das ist freilich gewollt – Stichwort Inklusion. Und neben der guten Arbeit der Sonderpädagogen in den Einrichtungen haben die abnehmenden Schülerzahlen auch anderen Gründe: die demografische Entwicklung und die Tatsache, dass immer mehr Eltern von vornherein den neuen Anspruch wahrnehmen, ihr Kind an einer Regelschule anzumelden. In dieser Situation sieht sich sogar ein „Kompetenzzentrum“ wie die Schule am Steeler Tor vor einer ungewissen Zukunft. Auch hier kommt man im Förderschwerpunkt „Lernen, emotionale und soziale Entwicklung“ nicht mehr auf die erforderliche Zahl von 144 Schülern. Weil die Schule aber seit fünf Jahren im Rahmen eines Modellversuchs des Landes zum Kompetenzzentrum ausgebaut wird, das mit mehr Personal auch Prävention betreiben kann, ist sie von der Regelung ausgenommen. In einem Jahr jedoch läuft der Versuch aus.
Umso mehr hoffen die Verantwortlichen, dass ihre und die Kenntnisse der anderen Förderschulvertreter in der Stadt bewahrt bleiben. Wobei Leiterin Susanne Röder betont: „Wir stehen weder für die Erhaltung noch die Abschaffung der Förderschulen.“ Ihnen sei schlichtweg wichtig, dass Kinder mit Unterstützungsbedarf das richtige Angebot bekommen und sich nicht an einer Regelschule „als schwächstes Glied einer Kette erleben“.
Eine akzeptable Zwischenlösung
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Bis die Rahmenbedingungen dafür gegeben seien, „werden noch Jahre vergehen“. Das künftige reduzierte Angebot sei eine akzeptable Zwischenlösung. Gab es zu Beginn der Umstrukturierung der Förderschullandschaft viel Kritik an der Stadt, die nach Ansicht manches Schulleiters Standorte schließe, ohne ein Konzept vorweisen zu können, haben sich die Wogen inzwischen etwas geglättet. Was jetzt vorliegt, heißt es, komme einem Gesamtkonzept schon näher.
Dass ihr Angebot am Ende gänzlich überflüssig wird, glaubt man in der Schule am Steeler Tor nicht. „Es wird immer einen Ort mit sonderpädagogischer Kompetenz geben müssen, wo man sich austauscht, vernetzt, weiterbildet“, sagt Co-Leiterin Ursula Eisenberg. „Ob man diesen Ort dann noch Förderschule nennt, ist nicht entscheidend.“