Essen. Pendler im Großraum Düsseldorf und Essen müssen im kommenden Sommer wieder viel Nerven im Berufsverkehr mitbringen. Wegen Bauarbeiten an der Ruhrtalbrücke wird die A 52 für drei Monate ab Breitscheid in Fahrtrichtung Essen gesperrt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Großprojekt.
Alle Jahre wieder .... Nach der Vollsperrung der A40 im vergangenen Jahr, steht für Berufspendler auch im kommenden Sommer wieder ein Verkehrshindernis allererster Klasse auf dem täglichen Stau-Programm Der Landesbetrieb Straßen.NRW tauscht vom 1. Juli bis zum 30. September die Fahrbahnübergänge an der A52 Ruhrtalbrücke bei Mintard aus. In diesem Zeitraum wird die Autobahn ab dem Kreuz Breitscheid in Fahrtrichtung Essen für den Verkehr gesperrt. In der Gegenrichtung wird die Baustelle zwar bremsend wirken - dort kann der Verkehr aber rollen. StraßenNRW hat jetzt nochmals die wichtigsten Fakten zum anstehenden Großprojekt vorgestellt:
Warum ausgerechnet jetzt?
Der Zeitplan für die anstehenden Autobahn-Baumaßnahmen in der Region ist eng gestrickt. Und es stehen i wirklich große Projekt an: Umbauten und Teilsperrungen auf der A59, die Instandsetzung der Berliner Brücke nördlich des Kreuzes Duisburg (für 2014 geplant) und eben die neuen Fahrbahnübergänge für die Mintarder Brücke.
Würde man die Projekte zeitlich parallel laufen lassen, würde das vor allem im Autobahnkreuz Kaiserberg zu Verkehrschaos führen. Ein Hinausschieben der Arbeiten an der Brücke bis ins Jahr 2015 würde allerdings nach Angaben von Straßen NRW unverhältnismäßige Mehrkosten von 200.000 Euro für die Instandsetzung nach sich ziehen. Diese wären notwendig, um in der Zwischenzeit die Verkehrssicherheit aufrecht zu erhalten.
Was wird jetzt gemacht? Vor acht Jahren gab es doch schon eine Sanierung?
Zwischen 2001 und 2005 gab es eine Generalinstandsetzung der Mintarder Brücke. Damals wurde vor allem die Brückenkonstruktion in Gänze verstärkt und überholt. Die Fahrbahnübergänge erhielten damals lediglich einen Korrosionsschutz. Man ging davon aus, dass dies ausreiche und die Teile länger halten.
Mittlerweile wurde aber klar, dass die Belastung zu groß war: Die alten Fahrbahnübergänge sind nicht wasserdicht. Tausalz und aggressives Wasser durch Reifenabrieb, von Bremsbelägen und Kupplungsstaub haben die Übergänge so marode werden lassen, dass der Austausch zwingend wird. Die neuen Fahrbahnübergänge sind wasserdicht. Ein weiterer Vorteil ist nach Angaben von Straßen NRW die geringere Geräuschentwicklung.
Durch ihre besondere Konstruktion seien diese Übergänge lärmreduziert. Die Übergänge sind 14,70 Meter lang, 3,60 Meter breit und wiegen 25 Tonnen. Sie werden in einem Stück über die gesamte Fahrbahnbreite einer Fahrtrichtung eingehoben und eingebaut. Dies ist der Grund, warum für den Verkehr eine Richtungsfahrbahn gesperrt werden muss.
Wie wird der Verkehr auf der A52 während der Bauphase geführt?
Eine Fahrtrichtung muss wegen der Bauarbeiten in jedem Fall gesperrt werden. Aufgrund der Statik der Brücke ist es nach Angaben von StraßenNRW auch nicht möglich, auf einer Richtungsfahrbahn drei verengte Fahrstreifen während der Bauzeit zu führen. Es seien lediglich zwei Fahrstreifen möglich.
Aus der Erfahrung vor acht Jahren (hier wurde in jeder Richtung ein Fahrstreifen zugelassen) und den regelmäßigen Staus, die sich bei dieser Konstellation ergaben, haben sich Straßen.NRW, die Bezirksregierung, die Autobahnpolizei und das NRW-Bauministerium dafür entschieden, die Fahrtrichtung Düsseldorf während der gesamte Bauzeit über zwei Fahrstreifen fließen zu lassen und die Richtung Essen umzuleiten.
Hintergrund ist die Verkehrsverteilung über den Tag: Der Berufsverkehr in den Morgenstunden in Richtung Düsseldorf hat die allergrößte Dichte. Rund 80.000 Fahrzeuge fahren laut „Straßen.NRW“ täglich über die Brücke, der Lkw-Anteil betrage vergleichsweise geringe 5 %.
Die normale Kapazitätsgrenze für eine vierspurige Autobahn liege normalerweise bei rund 60.000 Fahrzeugen. Eine Fahrspur je Richtung offenzuhalten, mache beim täglichen Verkehrsvolumen also gar keinen Sinn. Deshalb habe man sich entschieden, zwei Spuren in die eine Richtung offen zu lassen und die anderen beiden komplett zu sperren.
Auf welche Umleitungen müssen sich die Autofahrer einstellen?
In der Zeit der Sperrung wird der Verkehr auf der A 52 in Fahrtrichtung Essen im Kreuz Breitscheid auf die A 3 in Richtung Oberhausen umgeleitet und vom Kreuz Kaiserberg (A3/A40) auf die A 40 in Richtung Essen. Damit das reibungslos klappt, erhält der Umleitungsstrom aus Richtung Köln sozusagen Vorfahrt und mehr Spuren.
Aus diesem Grund wird der Verkehr von der A3 aus Richtung Oberhausen kommend in Richtung Essen wird am Kreuz kaiserberg vorbei bis zur Anschlussstelle Duisburg-Wedau geführt. Dort wird er abgeleitet und wieder auf die Gegenrichtung gebracht, sodass die A40 im Kreuz Kaiserberg wieder erreicht werden kann.
Weiterhin wird die Ausfahrt der Anschlussstelle Duisburg-Kaiserberg für den Verkehr auf der A 40 aus Venlo kommend während der Umleitung nicht möglich sein. Dieser Verkehrsstrom wird weiter auf der A 40 bis zur Anschlussstelle Mülheim geführt. Dort kann auf die Gegenrichtung der A40 gewechselt werden und die Anschlussstelle Duisburg-Kaiserberg wieder erreicht werden.
Welche Bedenken gibt es gegen die Sperrung?
Die Bewohner von Mülheim und Essen-Kettwig befürchten, dass sich etliche Verkehrsteilnehmer nicht an die empfohlene großräumige Umfahrung der Baustelle über die 13 und die A40 halten werden, sondern sich Schleichwege suchen werden: In Mülheim werden wegen der A52-Sperrung deshalb erhebliche Staus auf der B1 im Süden der Stadt erwartet. Anwohner in Kettwig bangen vor endlosen Autokolonnen wegen A52-Nutzern, die sich durchs Zentrum des Stadtteils im Essener Süden an der Baustelle vorbeimogeln wollen.
Die Messe Essen wiederum hat den Zeitpunikt der A52-Sperrung heftig kritisiert. Denn vom 16. bis 21. September steht mit der „Schweißen und Schneiden“ eine der wichtigsten Fachmessen an, zu der 80 000 Besucher erwartet werden. Stadtverwaltung und Messe-Spitze betonten, die Sperrung der A 52 stelle vor allem Aussteller und Messebauer vor logistische Probleme, zeigen sie auf der Fachmesse doch raumfüllende technische Anlagen, die per Tieflader angeliefert werden. Straßen NRW und das Verkehrsministerium sahen allerdings keine Chance, die Bauarbeiten um 14 Tage vorzuziehen oder früher zu beenden, wie die Grünen im Landtag anregten. Der Bauablauf sei bis auf den Tag genau geplant, so StraßenNRW (siehe oben). Der Zeitpunkt sei abgestimmt mit anderen wichtigen Autobahnprojekten in der Region. Zudem seien die neuen Bauteile für die Brücke so komplex, dass sie schlicht nicht früher als geplant geliefert werden können.
Was wird zusätzlich mitgemacht?
Straßen.NRW tauscht nicht nur die Fahrbahnübergänge an der Brücke, sondern nutzt die Seprrung , um die A 52 in diesem Bereich komplett zu sanieren.